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Höhenrausch (German Edition)

Höhenrausch (German Edition)

Titel: Höhenrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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währenddessen mit seinem Exfreund schläft?
Kann man überhaupt einem Mann untreu sein, der seine Frau betrügt?
Was ist mit Doris? Der alten Schlampe würde ich es ja schon gerne heimzahlen. Waren sie und Draco noch zusammen? Betrog Draco gerade seine ehemalige Geliebte und aktuelle Freundin mit seiner Ex?
Und was würde Bergers Frau sagen, wenn sie erfährt, dass ihr Mann nicht nur eine Geliebte hat, sondern von der auch noch hintergangen wird?
     
    Ich bin solche unübersichtlichen Verhältnisse und die daraus resultierenden komplexen Fragen einfach nicht gewohnt und komme mir, wie häufiger in den letzten Wochen, etwas fremd vor. Auf einmal ist mein Leben aufregend. Warum noch ins Kino gehen? Es reicht doch, zu Hause zu bleiben. Da erlebe ich schon genug.
     
    «Ich bin froh, dass ich gekommen bin. Ich weiß jetzt, dass ich einen Fehler gemacht habe. Das mit Doris war eigentlich nur ein Ausrutscher. Aber du musstest mir ja gleich die Pistole auf die Brust setzen.»
    «Du meinst, eigentlich bin ich schuld?»
    «Das wäre zu viel gesagt, aber besonders klug hast du dich wirklich nicht verhalten. Du hättest mich einfach nicht so unter Druck setzen sollen.»
    «Dann bitte ich um Entschuldigung. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich auf deinen Betrug nicht ganz so diplomatisch reagiert habe, wie du es dir gewünscht hast.»
    «Warum bist du so gereizt, Kleines? Ich weiß ja, dass ich dich verletzt habe, aber ich bin extra nach Berlin gekommen, um das wieder gutzumachen.»
    «Was ist mit Doris? Seid ihr noch zusammen?»
    «Nicht wirklich.»
    «Was soll das heißen?»
    «Ich wollte erst sicher sein, dass das mit uns wieder was wird. Aber jetzt werde ich mich natürlich sofort von ihr trennen.»
     
    Ich habe ganz vergessen, dass Draco schon immer dazu neigte, das, was er denkt, auch auszusprechen. Und die eigentümliche Mischung aus Vertrautheit und Fremdheit macht es mir unmöglich, mich irgendwie sinnvoll zu verhalten. Ich beschließe, das Geschehen möglichst unkommentiert zu registrieren und später mit Hilfe von Erdal, Silke und Andreas herauszufinden, wie ich eigentlich dazu stehe.
    «Dieser Andreas ist ja ein ziemlicher Idiot», ruft Draco aus der Küche.
    «Du hast ihn kennen gelernt?»
    «Ich wollte dir aus deiner Jülicher Wohnung eins von deinen Stofftieren mitbringen, als Gruß aus der Heimat sozusagen. Aber der Typ wollte mich nicht reinlassen.»
    «Meine Stofftiere sind sowieso alle hier.»
    «Das hat mir der Typ auch gesagt. Deine Adresse wollte er mir nicht geben. Er meinte, ich hätte ja deine Handynummer und solle dich selbst fragen, ob du Besuch von mir bekommen möchtest. Der hat sich echt ganz schön aufgespielt. Als würde er dich schon ewig kennen. Ich hab die Adresse dann von deiner Mutter bekommen. Ich lass mir doch von so einem Idioten nicht die Überraschung verderben.»
    Ich ziehe meinen Bademantel über, gehe in die Küche – und bin nicht angenehm überrascht von einem bekannten, aber nicht geschätzten Anblick: Nur mit einem eingelaufenen T-Shirt bekleidet, steht Draco vor dem Fenster und isst einen Joghurt.
    Es spricht für sein gesundes Selbstbewusstsein – und gegen seine gesunde Selbsteinschätzung –, wie selbstverständlich er sein Geschlechtsteilchen unverhüllt herumhängen lässt.
    Ich finde ja – und ich teile diese Ansicht mit allen mir bekannten Frauen –, dass das männliche Geschlechtsorgan, besonders kurz nach dem Sex, keinen erhebenden Anblick bietet und in all seiner Schrumpeligkeit am besten in gut schließenden Boxershorts aufgehoben ist.
    Alle mir bekannten Männer sehen das allerdings anders und scheinen zu glauben, dass Frauen immer noch vom Penisneid zerfressen sind.
    Draco und sein Penis fühlen sich jedenfalls so zu Hause in meinem Leben, als hätten sie es nie verlassen. Ich fühle mich in meinem Leben im Moment allerdings überhaupt nicht mehr zu Hause. Ich äuge unsicher zu Draco hinüber. Er lächelt zufrieden. Der Hund hat seinen abgenagten Knochen wieder in Besitz genommen.
    «Sag mal, Kleines, ich hab kein Wasser im Kühlschrank gefunden.»
    «Alles leer.»
    «Dann gehe ich mal schnell rüber zur Tankstelle und hole welches. Für dich mit oder ohne Kohlensäure?»
     

Von: Linda Schumann
Betreff: Ente gut, alles gut?
Datum: 24. Dezember 18   :   47 MESZ
An: [email protected]
    Mein lieber Andreas!
    Gleich ist Heiligabend, und ich wollte dir nochmal sagen, wie froh ich bin, dass du nicht hier bist. Du würdest deine Wohnung nicht wieder

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