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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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hätten, den Knoten aufzulösen, nicht, ihn zu zerstören.
    Der Teil der Episode, der die Prophezeiung, den Mythos und den |80| Wagen betrifft, ist bei weitem komplexer und in der Forschung noch umstrittener. Zunächst hat man sich länger mit der Frage
     beschäftigt, was Alexander an Gordion interessierte. So wurde die Ansicht vertreten, Alexander sei in die phrygische Stadt
     gekommen, weil sie als Mittelpunkt Kleinasiens und so auch schon nach altionischer Geographie als Nabel der Welt verstanden
     wurde. Dann kam eine Meinung ins Spiel, die uns wieder näher zu Alexander bringt. Alexander war als Junge von Aristoteles
     in Miëza unterrichtet worden. Diese Stadt wurde in die Nähe des Berges Bermion verortet, wo nach einem Quellenstrang der mythische
     Midas den Silen gefangen haben soll – jener Midas, der sich wünschte, alles, was er berühre, solle zu Gold werden. Nach Herodot
     (8,138) lagen am Fuße des Berges die so genannten Gärten des Midas – wohl des mythischen Midas, den eine andere Tradition
     nach Phrygien versetzte. Wie ist das nun zu erklären? Justin (7,1) erzählt, dass der Stammherr des makedonischen Königreiches
     Karanos einst einen gewissen Midas aus Makedonien vertrieb. Und Herodot (7,73) berichtet, dass die Makedonen erzählen, die
     Vorfahren der Phryger hätten einst als Briger in Makedonien gesessen. Sie wären dann nach Kleinasien ausgewandert und hätten
     sich dort in Phryger umbenannt. Daraus hat man geschlussfolgert, dass Alexander, der Mythen und Sagen über alles liebte, vielleicht
     unter dem Midas, von dem er hörte, den aus Makedonien verstand. Ob das nun der König aus der Sage war oder der Stammesführer,
     der seine Leute nach Kleinasien umgesiedelt hatte, wissen wir nicht. Es könnte aber zumindest erklären, warum der Mann, der
     laut Arrian König wurde, nicht Gordios heißt, sondern Midas. Mit diesem Namen verbanden die Makedonen und Griechen eben viel
     mehr. Unter dem Wagen, den Alexander in Gordion betrachtete, könnte er also tatsächlich den Wagen des Midas verstanden haben,
     mit dem dieser von Makedonien nach Kleinasien gekommen war. Dann würde auch der Zeus, dem der Wagen im Tempel geweiht worden
     war, nicht irgendeine kleinasiatische Gottheit gewesen sein, die man mit Zeus gleichsetzte, sondern der Göttervater, mit dem
     Alexander aufgewachsen war und zu dem er, seit er denken konnte, betete und opferte. Zudem konnte er sich dann hier in die
     Tradition eines Volkes stellen, das einst genau wie er jetzt aus Makedonien gekommen war – eine Ansicht, die viel für sich
     hat, wenn man Arrian und Plutarch folgt, die vom Wagen des Midas bzw. der Burg des Midas sprechen und nicht von Gordios.
    |81| Nun ist in der Forschung gefragt worden, warum ausgerechnet das Lösen eines schier unlösbaren Knotens die Herrschaft über
     Asien verheißen solle, wo doch Gordios bzw. Midas allein die Fahrt auf diesem Wagen zum rechten Zeitpunkt die Königsherrschaft
     verschafft hatte. Man vermutete also, dass nicht unbedingt der Mythos um König und Wagen erfunden sei, sondern nur die Prophezeiung
     über die Herrschaft Asiens. Überzeugendstes Argument für diesen Ansatz ist die Frage, wie denn der Wagen samt Knoten so viele
     Jahrhunderte der Fremdherrschaft unbeschadet hatte überdauern können. Hat es denn nie einen Fremdherrscher, Satrapen oder
     lokal einflussreichen Mann gegeben, der nicht auch eine der beiden Lösungen hätte in Betracht ziehen können? Entweder hat
     sich also ein verschmitzter lokaler Führer diese Prophezeiung ausgedacht, um Alexander ins Straucheln zu bringen, oder es
     wurde eine solche Prophezeiung, die Alexander zu erfüllen hatte, von wem auch immer verbreitet und kursierte dann unter den
     Truppen. Das würde im Übrigen auch die beiden Versionen erklären, die über die Lösung des Knotens im Umlauf waren und die
     Tatsache, dass Ptolemaios (der spätere Herrscher von Ägypten) in seinem Bericht offenbar nichts darüber erzählte, was sein
     späterer Benutzer Arrian hätte verwenden können.
     
     
    Wie wird ein Knoten unlösbar?
     
    Kehren wir abschließend zu der Frage zurück, warum Alexander nach Gordion kam. Vielleicht gibt es dafür einen weitaus rationaleren
     Grund – etwa einen rein strategischen. Anscheinend hatte Alexander Gordion hauptsächlich wegen dessen zentraler Lage als Treffpunkt
     für alle Truppenteile vorgesehen, die sich zuvor von ihm getrennt hatten. Parmenion, der altgediente Feldherr, kam mit seinem
    

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