Höhepunkte
Augenblick!«
»Ich kann nicht warten!« murmelte Carlo. Er zerrte sie weiter, er war wie von Sinnen, lauter Farben schossen durch seinen Kopf, wie ein Feuerwerk war es vor seinen Augen, und alles pulsierte und klopfte, und sein Kopf dröhnte. »So komm doch!« Es gab kein Moos, aber Gras, das weicher war. Und einen kleinen Hang zwischen zwei Weidenbäumen, die ihre langen geschmeidigen Äste in den Bach hängen ließen. Carlo blieb stehen, er schaute Renata an, nicht ihr Gesicht, nein, auf ihren Busen starrte er, auf ihren Rock starrte er, er hob den Rock hoch und starrte auf das weiße Höschen mit der rosa Kante.
Er warf Renata ins Gras, zerrte seinen Gürtel auf, streifte die Hosen herunter, eine Hand faßte nach dem Höschen.
»Warte!« schrie Renata voller Angst. »Warte doch!«
Aber Carlo konnte nicht warten, er konnte keine einzige Sekunde warten, er warf sich über sie und war in ihr und hörte nicht ihr Schreien, nicht ihren Schmerz, er stöhnte und keuchte und küßte sie und riß ihre Bluse auseinander und vergrub sein Gesicht zwischen ihren Brüsten.
Jetzt war Renata ein Jahr mit Carlo verheiratet, die Mutter wohnte in ihrem Haus, das Schlafzimmer lag genau neben ihrem Zimmer, die Wände waren, obwohl aus uralten, dicken Steinen, durchlässig für den Lärm; daher fürchtete Carlo, daß seine Mutter etwas hören könne, deshalb preßte er seiner Frau immer die Hand auf den Mund, wenn er zu ihr kam, und sie rollte mit den Augen, und nachher, wenn er fertig war, klopfte Carlo ihr tolpatschig auf den Rücken und sagte: »Du weißt ja, warum du still sein mußt, es ist nur wegen ihr.«
Und Renata, die keinen Streit wollte, schaute ihren Carlo nur mit einem Blick an, den er nicht deuten konnte, und sie dachte daran, wie sie sich früher die Liebeslust vorgestellt hatte, früher, wenn sie mit ihrer Freundin Rosanna im Bett lag, wenn sie sich zart streichelten und davon träumten, wie es wäre, wenn das erste Mal ein Mann sie so anfaßte, so zart und gleichzeitig begierig, so sanft und doch fordernd, der Mann, der die Frauen kannte, der ihnen ihre Wünsche von den Augen ablesen konnte und an der Reaktion ihrer Haut, der Mann, der die Glut entfachte, die in ihrem Körper schlummerte, und die Flammen auflodern ließ. Jeden Tag ein bißchen schamloser, gieriger, immer mehr verlangte das Fleisch, immer mehr verlangte die Haut, der Bauch, die Schenkel, die Füße, das Ohr, alles, alles sollte geliebt sein, alles war nur dafür geschaffen, gestreichelt und geküßt und geschmeckt zu werden, die Welt war erdacht für die Liebe, wozu sonst?
Ja, so hatte Renata sich ihr Leben vorgestellt, so hatte sie sich ihre Ehe gewünscht, ein Rausch, ein Fest das ganze Leben. Aber nun war sie mit Carlo, dem Bäcker, verheiratet, nun bewohnten sie zwei Zimmer über dem Laden, und nebenan die Schwiegermutter und ein gemeinsames Bad und eine Küche, in der die Mutter immerzu Kräuter aufdämpfte und Kutteln kochte für den Hund.
»Die Baronessa!« rief Carlo, und er verbeugte sich dabei so tief, daß es eher eine Beleidigung als eine Verehrung war. »Welch seltener Besuch!« Er stieß die Pendeltür auf, die zur Wohnung führte, und rief: »Renata! Kundschaft!«
Die Baronessa hatte ihren Sonnenschirm zusammengefaltet und atmete tief die feuchte, nach Anis und Hefe duftende Luft in der Backstube ein. »Laß dir Zeit, Carlo«, sagte sie, »es eilt nicht, sicherlich ist deine brave Frau bei der Hausarbeit, sicherlich putzt sie die Fenster und wäscht Gardinen. Du bist ein Glückspilz, Carlo. Eine Frau wie Renata! Treu wie eine Nonne und ein Herz aus Gold.«
Carlo, der gerade wieder hinten in der Bäckerei verschwinden wollte, schaute die Baronessa prüfend an. Er war ein einfältiger Mann, aber nicht so einfältig zu glauben, daß es die Baronessa mit diesem Kompliment ehrlich meinte. »Sie sind sehr freundlich«, sagte er, die Augenbrauen zusammengezogen. »Ja, Renata ist eine gute Frau. Eine andere als sie hätte ich auch nicht genommen, wir sind sehr glücklich, wir beide.«
»Oh, das glaube ich! Davon bin ich vollkommen überzeugt! Gerade gestern, als ich Renata zur Kirche gehen sah, habe ich noch gedacht: Was für ein Glückspilz, dieser Carlo! Renata ist die schönste von allen Frauen aus Azzuro. Wie du das nur geschafft hast, Carlo!«
Diese Hexe! dachte Carlo grimmig. Wie sie redet! Wie sie Süßholz raspelt! Ich frage mich, was sie wirklich will. Den ganzen Winter über haben sie das Brot aus Santo Stefano bezogen,
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