Höhepunkte
aufhören, nicht aufhören! Ja, ich schreie, aber hab keine Angst, so schreit eine Frau, die glücklich ist, mein Engel...«
Emanuelle Arsan
Da Emmanuelle in den Club geht, um zu schwimmen, und nicht, um sich Klatsch anzuhören, beschließt sie, ihre Besuche dort auf morgens zu verlegen. Zehnmal durchschwimmt sie geschmeidig die ganze Länge des Beckens, und sie kümmert sich ebensowenig darum, wieviel Zeit sie dafür braucht, wie um die Blicke der Männer, die sich um diese Stunde hier aufhalten. Durch das ständig wiederholte Anheben der Arme über ihren Kopf haben sich ihre Brüste aus ihrem trägerlosen Badeanzug geschoben, und wenn sie sich auf die Seite legt, hebt das darüber hinrieselnde Wasser ihre wölbenden Linien hervor und verleiht ihnen einen seidigen Glanz. Um die Brustspitzen hat sich eine feine, kreisförmige Brille gebildet, und so scheinen die Ränder des Warzenhofes ein Miniaturatoll zu bilden. Ohne dieses Detail, das zeigt, wie verletzlich sie sind, und zugleich ihren fruchtigen Geschmack erahnen läßt, schiene ihre Rundung vielleicht zu vollkommen, um noch erregen zu können, glichen sie zu sehr den Brüsten einer Statue.
Als Emmanuelle keuchend vor Anstrengung mit beiden Händen das verchromte Geländer der Leiter ergriff, sah sie, daß ihr der Weg verstellt war. Ariane de Saynes stand auf dem Rand des Beckens und beugte sich, aus vollem Halse lachend, zu ihr hinab.
»Durchgang gesperrt!« rief sie. »Ihren Ausweis, bitte!«
Obwohl es Emmanuelle gern vermieden hätte, einer der »dummen Gänse« zu begegnen, machte sie gute Miene zum bösen Spiel und lächelte.
Ariane insistierte: »Während die ehrbaren Hausfrauen ihre Einkäufe machen, spielen wir hier also die Najade? Warum so ungesellig?«
»Nun, Sie sind doch auch hier«, wandte Emmanuelle ein und versuchte, aus dem Wasser zu steigen.
Ariane machte keine Anstalten, ihr den Weg freizugeben.
»Ah! Bei mir ist das was anderes«, sagte sie geheimnistuerisch. Aber Emmanuelle tat ihr nicht den Gefallen, neugierige Fragen zu stellen.
Die Gräfin betrachtete gelassen und ungeniert die Reize ihrer Gefangenen.
»Sie haben eine herrliche Figur!« rief sie bewundernd.
Sie sagte das mit ehrlicher Überzeugung, und Emmanuelle fand, daß sie ja eigentlich auch gar nicht so boshaft aussah, wie sie sie von ihrer ersten Begegnung in Erinnerung hatte. Vielleicht war sie ein bißchen verrückt, aber man mußte auch zugeben, daß sie anregend, stimulierend war. Emmanuelle brauchte sich keinen großen Zwang mehr anzutun, um liebenswürdig zu sein.
Endlich gab Ariane den Weg frei. Die Schwimmerin schwang sich auf den Beckenrand. Gelassen schob sie mit den Fingerspitzen ihre Brüste oder vielmehr die untere Hälfte ihrer Brüste in den Badeanzug zurück (die Spitzen blieben noch deutlich sichtbar) und setzte sich neben Ariane. Zwei große, nordisch aussehende junge Männer kamen auf sie zu und begannen eine Unterhaltung auf englisch. Die Gräfin antwortete gutgelaunt. Daß Emmanuelle kein Wort von dem Geplauder verstand, machte ihr wenig aus. Plötzlich wandte sich Ariane ihr zu und fragte: »Interessieren Sie die beiden?«
Emmanuelle verzog den Mund, und Ariane ließ die beiden Kavaliere abblitzen. Die beiden lachten, waren aber offenbar nicht gekränkt und keinesfalls gewillt, zu gehen. Emmanuelle fand sie unsagbar albern. Nach einer Weile erhob sich Ariane entschlossen und zog Emmanuelle mit sich.
»Die beiden sind langweilig«, erklärte sie. »Kommen Sie mit mir auf das Sprungbrett.«
Die beiden jungen Frauen kletterten auf den Acht-Meter-Turm und ließen sich bäuchlings nebeneinander auf der mit einer Sisalmatte bedeckten Plattform nieder. Ariane entledigte sich im Handumdrehen ihres Bikinioberteils und dann des Slips.
»Sie können sich hier ganz auspellen«, verkündete sie. »Von hier aus sieht man früh genug, wenn jemand kommt.«
Emmanuelle hatte jedoch keine Lust, sich vor Ariane nackt auszuziehen. Wenig überzeugend erklärte sie, es sei ihr zu umständlich, den enganliegenden Badeanzug aus- und wieder anzuziehen, und außerdem sei ihr die Sonne zu stark...
»Da haben Sie recht«, räumte Ariane ein. »Es ist besser, Sie gewöhnen sich erst langsam daran.«
Still lagen sie da und dösten in der Sonne. Emmanuelle fand die Gräfin gar nicht so übel. Sie mochte Menschen gern, mit denen sie zusammen sein konnte, ohne sprechen zu müssen. Aber dann war sie es selber, die das Schweigen nach einer Weile brach: »Mit was vertreibt man
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