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Höhlenangst

Höhlenangst

Titel: Höhlenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Wachtmeister vorführen ließ. »Dann helfe ich Ihnen gerne. Das ist Ihr Handy, Herr Dr. Weber. Haben Sie es denn noch gar nicht vermisst?«
    Richard antwortete nicht. Sein Handy schien da geschwätziger gewesen zu sein.
    »Und wissen Sie, wo wir es gefunden haben?«
    Das darf doch nicht wahr sein!, dachte ich. Wie gut, dass wir Janette bei Laura und dem Kuchen gelassen hatten.
    »An der Mondscheinhöhle, gestern. Keine Leiche, aber dieses Handy.«
    Richards Gleichmut machte keinen guten Eindruck.
    »Wo genau?«, versuchte ich das Duell zu unterbrechen.
    Aber Heinz schaute mich gar nicht an. »Und die letzte SMS, die Sie empfangen haben, Herr Dr. Weber, lautet: ›Leiche in Mondscheinhöhle gefunden. Melde dich. L.‹ Das war Sonntagabend gegen dreiundzwanzig Uhr. Kei ne Absendernummer, aber die Anfrage beim Mobilfunkanbieter läuft bereits. Morgen werden wir wissen, von dem diese Nachricht stammt.«
    »Von mir«, sagte ich.
    Jetzt wandte sich der Polizist doch mir zu. »Und unser Winnetou ist auch schon wieder mit von der Partie. In welcher Beziehung stehen Sie zu diesem Herrn?«
    »Ich muss doch sehr bitten, Herr Polizeihauptmeister!«, sagte Richard. »Wenn Sie schon Ihren Kollegen in Reutlingen die Arbeit abnehmen wollen, dann wäre es schön, Sie würden uns aufklären, ob Sie uns als Beschuldigte befragen – dann wären wir zu keinerlei Angaben als de nen zu unserer Person verpflichtet – oder ob Sie uns als Zeu gen vernehmen.«
    Heinz Rehle markierte ein Lächeln. »Wessen sollte ich Sie und unseren Winnetou denn beschuldigen? Mir hen doch no net amal a Leich.«
    »Dann können Sie mir das Handy ja zurückgeben.«
    »Dann ist das also Ihrs?«
    »Das kann ich so nicht beurteilen. Die Nachricht jedenfalls, die Sie zitieren, kenne ich nicht. Mir ist mein Handy vor gut einer Woche abhanden gekommen.«
    Es klang nach einer sehr windigen Ausrede.
    »So!«, machte Heinz. »In der Höhle?«
    »Das werde ich zu gegebener Zeit den ermittelnden Kollegen in Reutlingen mitteilen.«
    »Wie Sie wellet«, schnupfte der PHM und ließ das Tütchen wieder in seine Schublade fallen. »Die Kollegen aus Reutlingen werden sich bei Ihnen melden. Aber dazu sollte man Ihren momentanen Aufenthalt haben. Damit wir wissen, wo wir Sie erreichen können, gell?«
    Da war ich auch ziemlich gespannt.
     

15
     
    »Hildegard Obermann in Hohenstein!« Ich stand blöde auf der Marktstraße. Sie verkauften heute sogar etwas, und es gab Menschen, die sich nach uns umdrehten. »Ei ne alte Freundin! Ha!«
    »Bitte, Lisa«, sagte Richard leise.
    »Aus meinem bisschen Amtsanmaßung machst du ei nen Riesenskandal, und was tust du? Deponierst dein Handy am Fundort einer Leiche.«
    »Es gibt keine Leiche!«
    »Und warum belästigen wir dann die Polizei mit Vermutungen, es könnte sich um den Sprengmittelingenieur handeln? Und dann auch noch verbunden mit höchst gewagten Vorwürfen gegen den Dorfpolizisten? Das kannst du besser, Richard!«
    »Müssen wir das hier diskutieren?«
    »Dann gehen wir doch ins Café Hanner !«
    »Genug!« Er nahm mich am Arm und führte mich mit hartem Griff ab in Richtung seiner Neuerwerbung, einer schwarzen S-Klasse, die am vollgeparkten Straßenrand stand. Die Türriegel sprangen ja heutzutage reihum auf Knopfdruck auf, aber Öffnen musste der Kavalier mir die Beifahrertür noch händisch. Er tat es mit so viel galanter Verachtung, dass jedermann mich für seine Geliebte hielt, oder vielleicht doch nur für eine unartige Tochter, weil ich so gar nichts Elegantes hatte, nicht einmal etwas Nuttiges.
    Die Bonzenlimousine glitt unter seinen Kapitänshän den ruhig in die Fahrrinne und gewann die offene See.
    »Wo fahren wir hin?«
    »Soll ich dich bei Janette absetzen?«
    An uns zogen Wälder, Wiesen, Felder und Gewerbegebiete vorbei. »Das ist aber nicht ganz der richtige Weg.«
    Er antwortete nicht.
    »Richard, du hast ein ernstes Problem«, konstatierte ich. »Wie gut, dass wir uns immer alles anvertrauen.«
    Er schwieg.
    Ich kramte mein Handy hervor und suchte im Menü nach Janettes Nummer, um den vorhin von ihr für den Nachmittag angedachten Ausflug mit Laura zur Bärenhöhle abzusagen. Ein Schwanken des Schiffs unterbrach mein Tun. Das blaue Schild mit den Wandersleuten mit Hut, Stock, Rock und wehendem Frauenhaar huschte durch meinen Augenwinkel. Richard war auf einen Parkplatz eingebogen und hielt mit dem Kühler im Waldrand, in dem Kleinmüll wie Taschentücher und Eispackungen knüllte. Neben mir rüsteten sich

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