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Höhlenangst

Höhlenangst

Titel: Höhlenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Mirjam von der Leiche in der Mondscheinhöhle erfahren haben, während die Maschine des Stuttgarter Freundes vor dem Haus seiner Geliebten knisternd abkühlte. »Plötzlich stand er vor der Tür, glaub mir, Alexander. Was sollte ich denn machen? Aber ich sage dir doch, es ist Schluss! Er hat mich halt um ein Gespräch gebeten. Nein, ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn du jetzt kommst.« Liebesgeflüster am Handy in der Küche, während die Beziehungskrise auf dem Sofa im Salon saß und gleich »Warum?« fragen würde und »Hast du einen anderen?«
    Alexander könnte sich dennoch aufs Rad geschwungen haben. Dreißig Kilometer waren keine große Sache für einen mit Eifersucht gedopten Biker. Er hatte die Fassade hochgeschaut, Licht im Salon, aber nicht im Schlafzimmer, und nicht geklingelt.
    Doch wenn er schon in der Gegend war, hätte er einen kleinen Abstecher zum Lippertshorn machen können. Auf der dunklen kleinen Lichtung am Fels deutete nichts auf den Fund hin. Keine flatternden Bänder, keine Wache. Als ob es den Toten nicht gäbe. Allerdings hätte Alexander schon ein Seil dabeigehabt haben müssen, wenn er die Leiche einen Stock tiefer hätte treten wollen, damit Winnie und seine Spinnenmänner sie anderntags nicht fanden, zumindest aber nicht gleich bergen konnten.
    »Aber«, wandte Bodo ein, als wir die Straße hinuntergingen, »was hätte Alexander gegen Achim Haugk haben sollen?«
    »Von diesem Kerl hing ab, ob Räffle den Auftrag zur Erschließung des Trüpl bekommt«, antwortete ich. »Ei ner, der Alexander heißt, will bestimmt, dass ein Naturschutzgebiet daraus wird, so wie ihr alle im Verein. Oder täusche ich mich da?«
    Auf Bodos Adlernase schimmerte keine Spur mehr von Sherlock Holmes. Die Nachricht von Winnies Tod hatte ihm die Flausen vertrieben. »Sie unterstellen einem unbescholtenen jungen Mann einen Mord, und zwar einen äußerst kaltblütigen, im Grunde einen rein strategischen. Kein Bombenanschlag auf Räffle, den Feind von Steinschmätzer und Kreuzkröte, nein, er tötet eine Nebenfigur, allein weil sie Räffle nützen könnte.«
    »Alexander ist Pazifist!«, ergänzte Janette. »Du soll test dir wirklich besser überlegen, was du sagst, Lisa! Du kannst ziemlichen Schaden damit anrichten.«
    So wie sie einst mit ihren Artikeln über Hark und den Tod seiner Frau? Was hatte Hark zu einem Aussätzigen hier heroben gemacht, sodass Janette und Bodo bedenkenlos gegen ihn marpleten und holmesten, während sie sich sofort schützend vor Alexander stellten, wenn ich auch bloß mal ein bisschen marlowete?
    Janette drehte den Hausschlüssel im Schloss herum.
    Laura kam mit Unschuldsmiene herangeradelt und wollte Geld für ein Eis.
    »Es gibt gleich Essen, Laura!«, schnauzte Janette. »Und überhaupt, was hast du uns da für ein Märchen erzählt? Was schämen solltest du dich! Mit so was treibt man keine Scherze!«
    Laura verbiss sich ein Feixen.
    »Willst du mit uns essen, Bodo?«, wandte sich Janette an den Lehrer, um ihn loszuwerden. »Allerdings gibt es nur Reste.«
    Bodo öffnete den Mund, um folgsam abzulehnen, aber ich nickte ihm wohl so flehentlich zu, dass er im ersten Wort die Kehrtwende vollzog und »Doch, ja, gern« sag te.
    Denn ich kämpfte mit der inneren Auflösung.
    Mirjam und Alexander hatte ich nicht mehr sagen können, wer ich war, nur, was ich nicht war: nämlich kein Detektiv. So ganz ohne gesellschaftliche Logistik, wie sollte ich Richard da helfen? Für jedes Gespräch mit einem Pressesprecher brauchte ich Janette. Das hatte sie gestern schon begriffen. Ich war nicht mehr die große Schwester von der großen Zeitung. Heute schon hatte sie mich als Lauras Kindermädchen eingesetzt. Morgen stand ich in ihrem Laufställchen, dazu verpflichtet, sie nicht nur zu vögeln, sondern zu lieben oder in Einsamkeit zu verderben.
    Hark hatte sie des Mordes bezichtigt und aus meiner Reichweite geschubst, sogar Richard hatte sie bereits aus dem Feld geschlagen. Und schon fiel sie mir in der Kü che mit gespielter Vertraulichkeit ins Handwerk und erklärte mir die Welt. »Nein, nicht so, Lisa. Du musst die Haut von der Wurst abziehen. Schau mal, so! Wenn du Kinder hättest, dann hättest du längst kochen lernen müssen.«
    »Ah, nennt man das kochen?«
    Janette mischte die Fleischwurst, die ich gewürfelt hatte, unter gestrige Nudeln, die in der Pfanne schnurzelten, und goss eine Bolognese darüber.
    Bodo Schreckle stürzte sich währenddessen in eine Charakterisierung Alexander Rehles

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