Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
sich in eines der Mädchen in Minoor verliebt hatte. Er wollte dort bleiben, und da fiel es mir leicht, ihn zu dem Rollentausch zu überreden.«
»Wie hieß er - dieser Mönch?«, wollte Roya wissen.
»Nun, er hieß tatsächlich Valerian. Interessanter Zufall, dass sein Name auch mit einem V begann. Das brachte mich erst auf die Idee. Als er sich dann entschied, in Minoor zu bleiben, änderte er seinen Namen in Sandral.«
»Und wie hieß das Mädchen, in das er sich verliebt hatte?«
»Du willst mich schon wieder prüfen? Sie hieß Marlys. Na, glaubst du mir jetzt?«
Sie nickte grinsend. »Ja, so langsam ... aber sag mal: Wie bist du denn dann Skriptor geworden? Dazu braucht man doch eine Ausbildung!«
Victor winkte ab. »Das war kein Problem. Früher einmal habe ich alte, beschädigte Bücher wieder hergestellt und sie dann weiterverkauft. An Wandermagier, Einsiedler und manchmal auch an Ordenshäuser. Ich schätze, ich kannte mich schon damals mit Büchern besser aus als dieser Grünschnabel. Das hab ich ihm auch gezeigt. Andernfalls hätte er wohl in den Rollentausch nicht eingewilligt. Die Gefahr wäre ihm zu groß gewesen, dass man mich erwischte und danach ihn auch.«
»Und was hast du ihm erzählt ... warum du das tun wolltest?«
»Nichts Besonderes. Ich schwärmte ihm Leidenschaft für alte Bücher vor und so. Bequasselte ihn ein bisschen, und als er dann von Marlys seinen ersten Kuss bekommen hatte, war er soweit. Er gab er mir sein Überstellungsschreiben, erzählte er mir ein paar Einzelheiten über Hegmafor und seine Ausbildung und dann durfte ich gehen. Als ich hier in Savalgor ankam, wurde ich direkt ins Skriptorium von Torgard abgestellt.«
Roya nickte befriedigt.
»Da wir nun schon dabei sind - wie hast du es nun geschafft, hierher zu kommen?«
Sie erklärte ihm, dass er natürlich Recht gehabt habe: Sie war zu der Zeit, da er sich in Minoor aufgehalten hatte, tatsächlich nicht dort gewesen. Und das wäre nicht das einzige Mal gewesen.
»Hellami spielte meine Rolle - die ganze Zeit über«, berichtete sie. »Während ich Tag für Tag und manchmal sogar für ein, zwei Wochen verschwand.«
»Und wo warst du dann?«
»Bei Jerik. Einem Einsiedlermagier, der nördlich von Minoor in den Hügeln lebt. Niemand kennt ihn außer den Leuten von Minoor. Und von denen erfuhren die Soldaten nichts.«
»Sieh an!«, sagte Victor. »Und von ihm hast du wohl deine Künste in der Magie erlernt.« Er nickte verstehend. »Ich denke, Leandra hätte es mir gegenüber wenigstes einmal erwähnt, wenn du damals schon Novizin oder Adeptin gewesen wärest.«
»Stimmt. Ich habe alles bei Jerik gelernt. Ich war gut. Ich hatte mir vorgenommen, alles über Magie zu erlernen, was mir nur möglich war. Ich war über fünf Monate lang seine Schülerin. Eines Tages wollte ich den Mönch, der Alina entführt hatte, und denjenigen, der für Jasmins Tod verantwortlich war, zur Rechenschaft ziehen. Dass hinter beiden nur eine Person steckte, nämlich Chast, erfuhr ich erst später.«
Victor nickte. »Du bist wirklich gut geworden. Obwohl es für Chast kaum genügen dürfte. Was war das nun für ein Trick, mit dem es dir gelang, hier aufgenommen zu werden? Diese Sache ... die sie noch nicht kannten!«
Roya setzte sich neben ihn auf die Pritsche. Ganz brav, mit geschlossenen Beinen und ganz vorn auf die Kante. »Etwas, das ich bei Jerik lernte«, erklärte sie. »Soweit ich das heute beurteilen kann, hatte er wirklich ein unerhört großes Wissen. Es handelt sich um eine uralte Methode aus der Elementarmagie ... na ja, ich weiß nicht einmal, ob sie wirklich daher stammt. Es ist fast ein bisschen zu viel Stygium enthalten, verstehst du? Es gibt da eine Grenzlinie zwischen dem Diesseits und dem Stygium, die nennt man das ›Trivocum‹ ...«
Er winkte ab. »Ja, ja, das weiß ich. Schließlich bin ich Skriptor und forsche nach solchen Sachen. Außerdem hat mir Leandra damals beigebracht, das Trivocum sehen zu können.«
Sie zog die Augenbrauen in die Höhe. »Du beherrschst Magie?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann nur das Trivocum sehen. Wenn ich mich sehr anstrenge. Erzähl weiter.«
»Nun - es ist eine Methode, mit der man Nachrichten über das Trivocum übermitteln kann. Und zwar auch über sehr weite Entfernungen und ohne, dass jemand lauschen kann. Soll ich es dir genauer erklären?«
Er nickte. »Ja. Das interessiert mich.«
»Also ... Jerik hat es mir so beschrieben: Wenn du von einem Ort zu einem
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