Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
nur dumm ausgedrückt. Ich hab's nicht so gemeint. Wirklich.«
Roya schnaufte unmutig und schoss einen warnenden Blick auf ihn ab.
Seine Gesichtszüge wurden ein wenig sanfter, als er weitersprach. »Leandra ist schlau. Ich glaube kaum, dass sie sich einfach nur ein Schwert schnappt, um Chast damit gegenüberzutreten. Sie wird sich irgendeinen Trick einfallen lassen. Wahrscheinlich einen so gewieften, dass auch wir unmöglich darauf kommen können. Sie wird sicher versuchen, Alina zu befreien, um dann alles daran zu setzen, dass sie Shaba wird -und zwar ohne Chast. Das würde seine Pläne vollständig zunichte machen.«
»Alina spaziert sicher nicht frei irgendwo in Savalgor herum«, wandte Roya ein. »Sie wird in Torgard sein -und vermutlich von einem ganzen Heer bewacht werden.«
»Das stimmt. Vielleicht sollten wir davon ausgehen, dass Leandra versuchen wird, nach Torgard zu gelangen.«
»Ganz allein?«
Victor schüttelte den Kopf. »Nein. Das wohl nicht. Als Magierin ist sie nicht gut genug. Außerdem ... nun, sie ist ein Mensch, der nicht gern allein geht. Sie hat immer Freunde um sich herum ...«Er unterbrach sich. Sowohl er als auch Roya hatten an das Gleiche gedacht - an Hellami.
Roya wandte sich ab; Victor sah, dass ihre Augen feucht wurden. Nach ein paar Momenten wagte er sich zu ihr und legte ihr sacht eine Hand auf die Schulter. »Hör mal«, sagte er, »es ist eine schreckliche Sache - es tut mir nicht weniger weh als dir. Aber gerade wegen Hellamis Tod haben wir jetzt eine besondere Pflicht. Wir müssen diesem Chast das Handwerk legen!«
Roya sah mit gequältem Blick zu ihm auf. Er spürte, dass sie das Vertrauen zu seinen Worten finden wollte, aber dass ihr das nicht leicht fiel. »Vielleicht werden wir bei dem Versuch ebenfalls sterben«, sagte sie leise.
Er schüttelte wieder den Kopf. »Wir werden nicht unvernünftig sein. Notfalls warten wir, bis Leandra Chast geschlagen hat.«
Sie blickte auf. »Bist du so sicher, dass ihr das gelingt?«
Er nickte einfach nur.
»Aber ...« Sie verstummte. »Und du willst ihr dabei nicht helfen?«, fragte sie.
Er hob die Schultern. »Schon - aber wie? Wie sollen wir sie von hier aus finden oder uns mit ihr in Verbindung setzen?«
Roya sah nur zu Boden, eine Antwort fiel ihr nicht ein.
Victor nahm die Hand wieder von ihrer Schulter. »Wenn Chast sie derzeit sucht - und das tut er bestimmt -, dann wird sie sich verstecken. Da hätten wir die allergeringsten Aussichten, sie zu finden. Wir können ja nicht einmal hier heraus.«
Roya starrte nachdenklich auf den Boden. »Und eine Nachricht? Wenn wir versuchen, ihr eine Nachricht zukommen zu lassen?«
Wieder hob er die Schultern. »Aber wohin? Wohin sollen wir sie schicken? Und vor allem: Wie sicher ist es, dass diese Botschaft Chast nicht in die Hände fällt? Wenn das geschieht, sind wir tot!«
Roya nickte. »Ja. Er hat schon den Brief nach Minoor abgefangen. Das wäre viel zu gefährlich.«
»Wir können leider nur eins tun: warten, bis sich vielleicht irgendeine günstige Gelegenheit ergibt, etwas zu tun. Wenn jemals eine kommt. Solange müssen wir versuchen, Chasts Absichten zu stören.«
Roya seufzte. »Nicht sehr erhebend, diese Aussicht. Ich hab es mir etwas anders vorgestellt, als ich hierher kam.«
Victor lächelte schief. »Ja, ich auch.« Er hob die Arme. »Ich dachte, sobald ich Chast zu Gesicht bekomme, zieh ich ein Messer und schneide ihm die Gurgel durch!«
Roya nickte ihm verstehend zu. So ungefähr hatte sie sich ihren Teil auch ausgemalt.
»Aber sieh dich hier um«, seufzte Victor. »Hunderte von Leuten. Ich wäre tot gewesen, bevor ich meinen Dolch auch nur gezogen hätte.« Er machte eine kurze Pause. »Ganz abgesehen davon, dass ich das wahrscheinlich gar nicht fertig bringen würde. Einen Mord, meine ich. Von Angesicht zu Angesicht.«
Roya verstand, was er meinte, und sah betroffen zu Boden. Sich hier einzuschleichen war eine mutige Tat gewesen, sowohl für sie als auch für ihn. Aber solch ein Vorhaben zu Ende zu bringen war etwas ganz anderes. Besonders auch angesichts dessen, dass man dabei selbst sterben würde. Das war so gut wie sicher.
»Wir haben nicht nur Chast zum Feind, sondern auch diese Drakken«, sagte sie in dem Versuch, ihnen eine Aufgabe zu geben, die ihrem Hier sein einen echten Sinn verlieh. »Allein wegen ihnen sollten wir den Pakt in die Hände bekommen. Er enthält den Kryptus, womit wir sie vielleicht zum Rückzug zwingen können. Wenn es uns
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