Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
Geschichtsschreibung in der Höhlenwelt begannen. Und allein darüber weiß man bis heute allzu wenig.«
»Und was ist nun aus dieser Karte zu schließen?«
Mehrere Mitglieder der Gruppe sahen Victor unentschlossen an. Gerrold kaute auf seiner Unterlippe. »Also ... diese Karte muss eigentlich älter sein. Älter als das Dunkle Zeitalter.«
Victor zog die Augenbrauen hoch.
»Wie kommst du darauf?«
Gerrold deutete wieder auf die Karte. »Es gibt dort einige Einzelheiten, die sich nicht mit der tatsächlichen Landschaftsform decken. Der Landschaftsform, die nach dem Dunklen Zeitalter zutrifft.«
Victor schürzte nachdenklich die Lippen. Nach einer Weile meinte er: »Aber ihr sagtet doch, die Landvermessung sei damals noch nicht so weit gewesen ...«
»Das stimmt. Aber darum geht es nicht. Hier, sieh dir mal den Mogellsee an. Er ist hier wesentlich kleiner eingezeichnet, als er tatsächlich ist. Oder aber der Landbruch, hier, nördlich des Salmlandes. Hier ist nichts davon zu sehen. Das ist eine Felswand von einer Meile Höhe und 430 Meilen Länge. Sie reicht bis nach Kambrum, am Südrand des Ramakomms entlang. Die kann man damals schlecht übersehen haben!«
Victor blickte unschlüssig drein. »Tut mir Leid. Aber ich verstehe rein gar nichts.«
Aus dem Hintergrund drängte sich Hano an den Tisch. Victor wusste, dass sein Steckenpferd die Erd- und Landeskunde war. Er brachte eine weitere Karte mit und breitete sie über die alte. Man konnte sofort erkennen, dass sie wesentlich neueren Datums war.
»Es ist so«, begann er, »dass der Anbruch des Dunklen Zeitalters nicht nur eine gewaltige Horde von stygischen Dämonen über die Welt brachte. Das Gleichgewicht der Welt selbst geriet aus den Fugen. Es gab Erdbeben, Vulkanausbrüche, Sintfluten - alles, was du dir nur denken kannst. Wenn du nur einmal die Form des Mogellbeckens, hier auf der alten Karte, mit der Form des heutigen Mogellsees vergleichst ... nun, fällt dir da nicht etwas auf?«
Victor beugte sich über die Karte. »Ja, stimmt. Sieht ungefähr gleich aus.«
Hano nickte. »Wenn man annimmt, dass durch das Dunkle Zeitalter sich das Land dort so verändert hat, dass es zu einer großen Überschwemmung gekommen ist, dann füllt der heutige Mogellsee das damalige Mogellbecken vollständig aus.«
»Aber ... ist das denn ein Beweis?«
Hano hob die Schultern. »Es gibt noch weitere Einzelheiten. Wie gesagt, der Landbruch. Es ist nichts von ihm aus der Zeit vor dem Dunklen Zeitalter überliefert. Wir haben Dutzende von Büchern gewälzt. Die Geschichte des Salmlandes und so. Keine Silbe von einem Landbruch, einer Klippe, oder etwas Ähnlichem. Wenn du hingegen heute irgendwas über das Salmland liest, wird der Landbruch schon meist in der ersten Zeile erwähnt.«
»Du meinst, er könnte erst durch das Dunkle Zeitalter entstanden sein?«
»Sehr wahrscheinlich. Ich würde sagen: mit Sicherheit. Und hier, auf dieser alten Karte von Westakrania, ist er ebenfalls nicht eingezeichnet. Wie gesagt - er dürfte schwer zu übersehen sein. Man könnte ihn, finde ich, eigentlich als die wichtigste landschaftliche Besonderheit unseres Erdteils bezeichnen. Sieh mal - nach dieser Karte ist das ganze Salmland eine Hochebene. Dieser Teil hier jedoch - die Halbinsel von Salmland -liegt heute ganz klar auf Meereshöhe. Ich bin selbst einmal in Morimar gewesen, der Hauptstadt. Dann gibt es noch den Verlauf der Savau, der heute ganz anders ist, und hier den Küstenverlauf vor Kambrum. Und einiges mehr.«
Victor kratzte sich am Kinn. »Also etliches, das darauf hindeutet, dass die Karte in Wirklichkeit vor dem Dunklen Zeitalter gezeichnet wurde.«
»Richtig«, sagten Hano und Gerrold zugleich.
»Und wie bringt uns das weiter?«
Nun meldete sich Chet wieder zu Wort. »Wir vermuten, dass derjenige, der durch seine Eintragungen der falschen Jahreszahl den Eindruck zu erwecken versuchte, die Karte sei jünger als sie eigentlich ist, keine Ahnung von den Landverwerfungen besaß, die das Dunkle Zeitalter ausgelöst hatte. Wahrscheinlich deswegen, weil es ab dieser Zeit Jahrhunderte dauerte, ehe man wieder neue, verlässliche Karten zeichnen konnte. Deswegen fiel ihm die Offensichtlichkeit seiner Irrtümer nicht auf. Er beschriftete diese Karte nachträglich und ahnte dabei nicht, dass man es später erkennen könnte.«
»Hm«, machte Victor. »Schön und gut. Aber was nützt uns das?«
»Er machte einen großen Fehler«, sagte Chet und deutete auf eine Stelle an der Küste
Weitere Kostenlose Bücher