Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
wischte sich die Holzspäne von der Kleidung. Die magische Kraft, die hinter diesem Angriff steckte, war beträchtlich - sie wusste nun, dass sie es mit einem harten Gegner zu tun hatte. Er würde nicht weniger Können und Geschick von ihr verlangen als Usbalor. Wenn sie überhaupt in der Lage war, ihn zu bezwingen.
Dann stand sie wieder auf den Füßen, geduckt und abwehrbereit und nahm erst jetzt den Lärm wahr, der im Schankraum herrschte. Während die Mädchen entsetzt kreischten und zu fliehen versuchten, war erstes Schwertergeklirr zu hören. Ein Blick sagte Leandra, dass Jacko offenbar unverletzt war, denn er warf in diesem Moment mit seinem Zweihänder drei auf ihn eindringende Angreifer zurück. Einer von ihnen wurde schwer in die Brust getroffen und sank in einem Blutschwall röchelnd zusammen.
Ihr war klar, dass der nächste Magieangriff nicht lange auf sich warten lassen würde. Sie glaubte gesehen zu haben, dass der gleißende Strahl von oben herabgefahren war, wie auch die Armbrustschützen von dort aus schössen.
Eine ihrer eigenen Lieblingsmagien war die Zusammenballung mechanischer Kräfte und sie hatte sie eingehend geübt. Im nächsten Augenblick schoss eine flimmernde Welle in die Höhe, und sie musste sich eilig in Sicherheit bringen, als über ihr ein großer Teil der Balustrade aufgesprengt wurde und gleich darauf riesige Holztrümmer mit Getöse herab in den Schankraum krachten. Mit Erleichterung stellte sie fest, dass auch zwei Männer mit herabpolterten, schwer aufschlugen und reglos am Boden liegen blieben.
Dann packte sie plötzlich jemand von hinten. Doch noch bevor sie eine neue Iteration aufbauen konnte, tat es einen hässlichen Schlag und der Mann hinter ihr ließ sie los und sackte zusammen; etwas Metallenes klirrte zu Boden. Ächzend fuhr sie herum und erkannte den dicken Schankwirt, der mit blutiger Glatze schwer stöhnend am Boden lag und nun wimmernd davonzukriechen versuchte. Vendar stand nahebei, sein Schwert in der Hand. Leandra erkannte, dass der Dicke in diesem Kampf keine Rolle mehr spielen würde, und verzichtete darauf, ihn niederzumachen.
»Danke!«, sagte sie zu Vendar und berührte ihn an der Schulter.
Der aber bekam schon wieder zu tun, als von hinten ein Mann mit einem Schwert herangestürzt kam. Als ein anderer mit einem schrecklichen Schrei zu Boden sank, fuhr Leandra abermals herum und sah einen von Jackos Leuten, der von jener Lanze kalt glühender Funken getroffen worden war, vor der sie sich zuvor hatte schützen können. Voller Entsetzen beobachtete sie, wie sich sein Kopf und sein Oberkörper in einen formlosen Brei verwandelten und er wie ein Sack zu Boden fiel.
Leandra stöhnte auf. Es schien sich bei dieser Magie nicht um Hitze, Feuer oder etwas Blitzartiges zu handeln - nein, die Funken mussten kleine Zusammenballungen von Auflösung und Zersetzung sein, eine typisch stygische Kraft. Und die Magie war mächtig. Leandra spürte durch das Trivocum die Gewalt dieser Entfesselung, und ihr wurde klar, dass sie sehr, sehr vorsichtig sein musste.
Nur noch drei der Männer waren auf den Beinen -Jacko, Vendar und noch ein Letzter seiner Leute. Der Kampf hatte kaum begonnen und schon hatten sie über die Hälfte ihrer Leute verloren! Vier mussten bereits kampfunfähig oder gar tot sein. Dagegen drangen drei Schwertkämpfer auf Jacko und seinen Kameraden ein, Vendar kämpfte mit einem weiteren und dort oben musste es noch mindestens einen Armbrustschützen geben - und natürlich den Magier! Wenn sie diesen Kampf überleben wollten, dann musste sie den Magier erwischen.
Sie überließ Vendar ihre Rückendeckung, rannte auf die Treppe zu, duckte sich aus der Reichweite der Schwerter schwingenden Kämpfer und stürzte hinauf. Als sie oben ankam, stand sie unvermittelt einem Mann gegenüber, der gerade damit beschäftigt war, seine Armbrust neu zu spannen. Hätte er die Geistesgegenwart besessen, sie einfach losschnappen zu lassen, hätte der Bolzen Leandra in den Bauch treffen und vielleicht sogar ernsthaft verletzen können. Aber er starrte sie nur überrascht an.
Zum ersten Mal in einem Kampf überhaupt gebrauchte Leandra ihre blanken Fäuste - und hieb dem Mann ihre Rechte mitten ins Gesicht. Es war ein beherzter Schlag, aber er warf den Mann nicht um. Er taumelte zwei Schritte zurück, seine Armbrust sirrte los, und der Bolzen ritzte sein eigenes Kinn. Davon war er so verwirrt, dass Leandra, trotz schmerzender Hand, die Zeit nutzen konnte. Schnell trat sie
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