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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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seitlich an ihm vorbei, packte ihn und stieß ihn mit Schwung die Treppe hinab.
    Mit einem lang gezogenen Schrei polterte er hinunter und fiel offenbar Jacko direkt vor die Füße. Das Letzte, was von ihm zu hören war, war ein abgehacktes Röcheln, das schnell versiegte.
    Leandra war schockiert von der plötzlichen Gewalt, die hier losgebrochen war. Sie hoffte, der Kampf würde so schnell wie irgend möglich wieder zu Ende sein. Sie duckte sich rasch hinter eine Kommode, die auf der Balustrade stand, und versuchte den Magier zu erspähen, der sich irgendwo hier oben verstecken musste.
    Erneut setzte sie ihr Aurikel ins Trivocum, eines in der fünften Iteration, und registrierte leicht verwundert, wie reibungslos ihr das gelang. Vor kaum einem Jahr wäre so etwas für sie einem Selbstmordversuch gleich gekommen. Der Schlüssel entstammte diesmal einer Erdmagie, Ter-In-Quin und Baan, was eine Sphäre der Beständigkeit erzeugte, eine Aura, innerhalb derer sich Strukturen und Gefüge neu ordneten und dauerhafter wurden. Munuel hatte einmal eine solche Magie daheim in Angadoor verwandt, um einen alten Holzsteg zu sichern, damit Zach seine Mulloohherde noch vor Einsetzen eines Gewitters über einen kleinen Fluss treiben und nach Hause bringen konnte. Sie hoffte, sich damit so lange vor der Gewalt der Magie ihres Gegners schützen zu können, bis sie einen Überblick gewonnen und sich etwas ausgedacht hatte.
    Zunächst einmal musste sie ihren Gegner sehen. Trat man gegen jemanden auf der geistigen Ebene an, dann musste man ihn wenigstens einmal zu Gesicht bekommen haben. Jedenfalls ging ihr das so. Ein magischer Kampf gegen einen Unbekannten war eine unselige Angelegenheit - sie befürchtete, sich auf ihren Gegner überhaupt nicht einstellen zu können.
    Die Balustrade umlief hier oben den Schankraum entlang der rechten und der hinteren Seite. Leandra befand sich auf der hinteren, wo es keine weiteren Türen gab. Das gewährte ihr etwas Rückendeckung. Drüben auf der anderen Seite jedoch gab es gleich drei Türen und einen Vorhang, der eine Nische oder etwas Ähnliches verdeckte. In der Mitte, wo sich die beiden Flanken der Balustrade trafen, führte ein Gang in die hinteren Teile des Hauses, unter anderem auch in den Bereich, in dem sie und die anderen Mädchen damals eingesperrt gewesen waren.
    Leandra tippte auf den Vorhang. Sie machte sich in der winzigen Deckung, die ihr die Kommode gewährte, so klein wie möglich und versuchte, den Kampfeslärm unten in der Schankstube zu überhören. Sie ließ ihr Aurikel für Sekunden los - um am Trivocum zu lauschen, wo sich ihr Gegner aufhalten mochte. Im selben Augenblick erkannte sie ihren Fehler.
    Instinktiv warf sie sich nach vorn aus ihrer Deckung und keine Sekunde später fauchte eine weitere Lanze bläulich irisierender Funken über sie hinweg und fuhr mit einem furchtbaren Knistern, das an das Verbrennen von Reisig in einem riesigen Feuer erinnerte, in die Kommode und die dahinter liegende Wand. Sie erlaubte sich nicht, den dort entstandenen Schaden zu betrachten - es war keine Zeit, und sie wusste auch so, dass die halbe Wand in Fetzen hängen würde. Noch während sie in einer Vorwärtsrolle über die Balustrade kugelte, öffnete sie wieder ihr Aurikel und setzte einen verzweifelten Sept-Schlüssel ihrer Baan-Erdmagie - und keine Sekunde zu früh.
    Die nächste Funkenlanze traf sie direkt, und hätte sie keine siebente Iteration gesetzt, wäre es wohl um sie geschehen gewesen. Die Lanze hüllte sie ein und versuchte sie mit den elementarsten Kräften des Stygiums, die man sich nur denken konnte, aufzulösen und zu vernichten. Um sie herum herrschte plötzlich ein heulender Orkan zersetzender Energien - dann aber war sie schon wieder aus dem Wirkungskreis der Funkenlanze herausgerollt, und das war wahrscheinlich ihr Glück. Selbst ihre siebente Iteration hätte dieser Kampfmagie kaum länger standgehalten, und ihr wurde erschreckend klar, dass sie dieser Gewalt eigentlich nichts entgegenzusetzen hatte.
    Sie kam auf die Füße und rannte geduckt nach links in den Gang hinein, hielt gleich danach schwer atmend inne und presste sich an die Wand. Verzweifelt überlegte sie, was sie tun konnte, aber ihr fiel nichts ein. Nichts, was ihr wirklich wie eine viel versprechende Möglichkeit erschien.
    Plötzlich kam es ihr wie ein Witz vor, dass sie sich gegen Usbalor so gut geschlagen hatte - und nun verstand sie auch, worauf es in einem magischen Zweikampf wirklich ankam: auf

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