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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Mann und habe nichts verbrochen! Was willst du nun - Fremder?«
    »Eine Frau wird gesucht!«, stieß der Kerl unwirsch hervor und Leandra zuckte unwillkürlich zusammen. »Ein junges Mädchen, etwa sooo groß, vielleicht zwanzig Jahre alt, zierlich und mit dunkelblonden Haaren. Sie stammt aus dem Süden, und alles deutet darauf hin, dass sie hierher nach Angadoor unterwegs war! Habt ihr sie gesehen?«
    »Ein junges Mädchen?«, fragte Tenno ungläubig. »Sag bloß, ihr Kerle braucht jetzt auch noch die Hilfe der Bevölkerung, um ein einfaches Mädchen einzufangen!«
    Der Mann, der sich nicht vorgestellt hatte, machte einen Schritt auf Tenno zu. »Noch ein Wort und ich lasse dich verhaften, verstanden?«
    Tenno winkte ab und wandte sich um. Giesa und ihre Begleiterin waren zwei Schritte zurückgewichen.
    »Was ist mit euch?«, fuhr der Kerl sie an. »Habt ihr sie gesehen?«
    Die beiden Frauen schüttelten wortlos den Kopf.
    Nun kam er zu Leandra. Sie hatte schon darauf gewartet. Im Geiste betete sie sich wie in einer Litanei vor, die Ruhe zu bewahren, nicht die Beherrschung zu verlieren - egal, was der Kerl auch sagen mochte.
    »Sieh an!«, sagte der Kerl. »Eines der hübschen Angadoorer Mädchen!«
    So etwas in der Art hatte sie erwartet und gewöhnlich hatte sie für solche Typen die entsprechende Antwort bereit. Sie hielt aber an sich und senkte den Blick zu Boden.
    Er fasste sie unwirsch am Kinn und riss ihren Kopf hoch. Leandra schrie leise auf und für Sekunden brodelte eine gefährliche Iteration fünften Grades in ihrem Kopf. Im letzten Augenblick beherrschte sie sich. Sie hätte den Kerl damit in zwei Teile zerreißen können.
    Damals, als sie mit Munuel losgezogen war, hatte sie anfangs keine einzige Magie parat gehabt, mit der sie sich hätte verteidigen können, und das hatte sie nicht nur maßlos geärgert, es hätte sie beinahe auch das Leben gekostet. Es hatte genug Momente gegeben, in denen sie sich wirklich hätte helfen können, wenn sie eine Magie zur Verteidigung beherrscht hätte. Aber als frisch gebackene Adeptin war sie zu nicht mehr in der Lage gewesen, als ein einfaches Feuer zu entfachen, Wasser zu erhitzen oder sich nachts ein schwebendes Licht herbeizuholen. Victor hatte ihr damals das Leben retten müssen - in einer Lage, in der sich eine Magierin eigentlich selbst hätte helfen sollen.
    Aber diese Zeiten waren jetzt vorbei. Sie hatte zwar die Grenzen des Kodex nach eigenem Ermessen ziemlich ausgeweitet - aber mit dem Ergebnis, dass sie heute nicht mehr so wehrlos dastand. Natürlich wusste niemand davon. Nach ihrer Rückkehr hatte keiner im Dorf auch nur einen Hauch davon mitbekommen, dass sie die Magie beherrschte - und das auf eine Art, die für eine Einundzwanzigjährige gar nicht schlecht war. Nicht einmal ihre Eltern wussten von ihren Fortschritten. So als ahnte sie, dass ihr ebendies noch einmal helfen würde.
    »Na, junge Dame?«, fragte der Kerl. »Hast du von dem Mädchen gehört?«
    Leandra setzte ihren unschuldigsten Gesichtsausdruck auf und schüttelte den Kopf. »Nein ... nein, bestimmt nicht, Euer Gnaden!«, antwortete sie.
    Der Kerl starrte sie böse an. »Wir sind sicher, dass sie hier ist!«, knirschte er. »Also sag es mir lieber, wenn du was weißt! Wir finden sie ja doch! Und dann ... mögen die Kräfte gnädig mit euch Lumpenpack sein!«
    Lumpenpack!, echote es in Leandras Hirn. Heiße Wut schwappte in ihr hoch. Am liebsten hätte sie dem Kerl die Zunge herausgerissen und ihm um seinen dreckigen Hals gewickelt.
    Der Mann drehte sich um. »Hier muss es einmal eine Adeptin gegeben haben«, bellte er. »Eine Adeptin der Magie! Ist die noch hier?«
    Leandra sah, wie sie die erschrockenen Blicke von Tenno und den beiden Frauen kurz trafen. Leider entging das dem Mann nicht. Er fuhr herum und fasste sie scharf ins Auge. »Aha!«, rief er. »Du weißt also etwas! Los, raus damit!«
    Leandra überlegte verzweifelt, was sie sagen sollte. Sie musste dem Kerl irgendeine befriedigende Antwort liefern, sodass er sie erst einmal in Ruhe ließ.
    »Was ist?«, bellte er.
    »Also ... ich ...«
    »Na?«
    Leandra hob den Kopf und starrte ihn trotzig an. »Sie hieß Leandra und sie war einmal meine beste Freundin!«, sagte sie und es gelang ihr mit einer emotionalen Kraftanstrengung, Tränen in ihre Augen treten zu lassen. »Sie ist ... tot!« Damit senkte sie den Kopf wieder.
    »Tot?«, rief der Mann und seine Stimme überschlug sich dabei ein wenig. »Bist du

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