Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
Problem: Sie waren nur sehr schwer zu vernichten. Damals, in Unifar, hatte er mit seinem von der Jambala geladenen Schwert den Dämon förmlich in winzig kleine Stücke hauen müssen, ehe dessen Kraft wirklich erlosch und er wieder ins Stygium verschwand. Es hatte sehr, sehr lange gedauert und zum Schluss war Jacko halb tot vor Entkräftung gewesen.
Diesmal war er zu Beginn des Kampfes schon fast erledigt, und er wusste nicht, wie es heute enden würde. Immerhin schien dieser Dämon nur von niederer Ordnung zu sein, er machte nicht den Eindruck, als wäre er besonders gerissen oder auch nur annähernd so gefährlich wie der Schnitter von Unifar. Dennoch, es mochte genügen, um sie beide zu töten.
Er fand seinen Zweihänder und trat dann, den noch immer tobenden Dämon beobachtend, seitlich zu Hellami. Sie stand im flachen Wasser und hielt ihr Schwert bereits in der Hand. In seinem Lichtschein war immerhin das Wesentliche innerhalb der Grotte zu erkennen. Nach rechts führte der Wasserlauf eines Ganges weiter, den sie noch nicht erforscht hatten, gleich daneben lag eine flache Sandfläche, mit der er angenehmere Erinnerungen verband. Gegenüber lag der Unterwassertunnel - dort durfte der Dämon nicht hingelangen.
Nun erspähte er auch ein paar weitere Einzelheiten der Bestie. Sie war etwas über mannshoch, jedenfalls der Teil, den man als ›Vorderseite‹ bezeichnen konnte und der sich aus dem Wasser erhob. Dahinter befanden sich Leib und Schwanz und das Ganze mochte noch drei- oder viermal so lang sein. Zwei Dutzend insektenhafter Beinchen ragten von dort ins Wasser. Der Kopf war ein Albtraum. Das Monstrum hatte ein furchtbares Gebiss, das ständig zu grinsen schien; links und rechts davon sprossen Barten weg, wie bei einem Wels. Die Augen waren knöpfförmig und schwarz, und oben besaß das Monstrum eine Reihe verkrümmter Hörner und Knochengrate. Ein echte Heimsuchung also - ein Dämon der besten Sorte. Das war auch kaum anders zu erwarten gewesen. Jacko hörte, wie Hellami leise stöhnte - sie hatte so etwas noch nie zu Gesicht bekommen. Der Dämon hatte sich wieder beruhigt; von der Wunde, die er ihm zugefügt haben musste, war nichts mehr zu sehen. Das Vieh grunzte leise, wog wieder den Kopf hin und her und schien zu überlegen, wie es angreifen sollte.
Jacko, der in kampfbereiter Haltung im flachen Wasser stand, streckte die Hand nach Hellami aus. Er berührte sie sacht.
»Hör mir zu!«, flüsterte er, ohne den Dämon aus den Augen zu lassen. »Das Schwert ist ihm überlegen, er hat Angst davor. Aber ich kann das Mistding nicht anfassen - es bringt mich um!«
»Was?«, fragte Hellami. Sie war völlig verwirrt.
»Hab Vertrauen zu mir!«, bat er sie eindringlich. »Das ist ein Dämon. Wir müssen das Biest erledigen -und zwar jetzt! Du musst ihm dem Weg abschneiden. Stell dich da vorn mit dem Schwert ins Wasser, damit er nicht abhauen kann! Los!«
»Ich soll ... was tun?«, keuchte sie.
»Er wird dich nicht angreifen. Er hat Angst vor dem Schwert!«
Hellami holte Luft. »Beim Felsenhimmel!«, rief sie wimmernd. »Soll er doch abhauen! Dann sind wir ihn los!«
Jacko schüttelte verzweifelt den Kopf. »Du verstehst nicht! Er wird wiederkommen. Wir müssen ihn jetzt erledigen!«
Jacko atmete auf, als er sah, dass Hellami gehorchte. Sie war zu allem Überfluss auch noch ein kluges Mädchen. Sie vertraute ihm und begriff, dass er wusste, wovon er sprach - obwohl sie sicher nicht alles verstand, was sich hier abspielte. Nicht viele Frauen, die er bisher kennen gelernt hatte, waren so.
Ihr war deutlich anzusehen, dass sie grässliche Angst hatte, aber sie schob sich nach links davon. Mit erhobenem und auf den Dämon gerichtetem Schwert stieg sie ins Wasser und umrundete ihn so weit, dass sie ihm halbwegs den Weg zum Unterwassertunnel versperrte. Noch weiter konnte sie nicht gehen, ohne zu tief im Wasser zu versinken.
Der Wurm machte eine vorstoßende Bewegung in ihre Richtung und sie schrie auf. Jacko aber erkannte, dass dies kaum mehr als eine Drohgebärde war. Das Monstrum hatte tatsächlich Angst vor dem Schwert.
Dieser Dämon besaß bei weitem nicht die Gefährlichkeit des Schnitters von Unifar. Das war ein Glück und mochte daran liegen, dass er nicht von Chast persönlich herbeigerufen worden war. Chast war nicht hier, er würde sich gewiss eher um Leandra kümmern. Jacko hoffte, dass es ihr gut ging. Es wurde Zeit, dass sie hier wieder herauskamen, denn Leandra würde sich Sorgen um sie machen.
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