Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
Chasts Gehirn. Er fürchtete, dass ihm bald die Kontrolle entglitt. Es war mehr als peinlich, dass ihm diese entscheidend wichtige Frage bisher noch nicht in den Sinn gekommen war.
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte er geistesgegenwärtig und trug eine gelassene Miene zur Schau. »Deswegen sollt ihr ja, meine Brüder«, und damit erhob er sich mit effektvoller Geste, »die alten Aufzeichnungen durchforschen. Und zwar Stück für Stück. Es muss noch eine zweite Ausfertigung des Paktes geben, jene, die das magische Potenzial des XJr-Kryptus enthält. Sardin muss damals, beim Abschluss des Paktes, ein solches Pergament erhalten haben.«
    In dem Moment, da er seine eigenen Worte hörte, kam ihm plötzlich eine außerordentlich wichtige Sache in den Sinn. Aber er sprach nicht darüber. Diese Angelegenheit würde er selbst verfolgen. Er musste sich einen Wissensvorsprung gegenüber seinen Brüdern bewahren.
    Er erhob sich, nickte den im Raum Anwesenden zu und wandte sich zum Gehen.
    »Eine Frage noch, Meister, wenn Ihr erlaubt«, sagte jemand und Chast wandte sich um. Es war abermals Bruder Valerian.
    Chast fasste ihn scharf ins Auge. Die Treffsicherheit der Vermutungen Valerians war schon beinahe beängstigend. Chast beschloss in diesem Moment, dass er sich um diesen Mann als einen der Ersten kümmern musste. Er ließ einige Sekunden verstreichen und verspürte mit Befriedigung, wie seine Autorität den Raum wieder zu durchdringen begann.
    »Welche Frage hast du, Valerian?«, sagte Chast mit seiner altgewohnt beherrschenden Stimme.
    »Ich frage mich, Hoher Meister, warum der LiinMar, wie Ihr sagtet, mit einer Abschrift des Paktes bei euch auftauchte. Hätte er nicht davon ausgehen müssen, dass sich diese ... zweite Ausfertigung des Paktes in Euren Händen befindet?«
    Wieder zuckte der Blitz der Erkenntnis durch Chasts Denken, und wieder musste er schnell reagieren, um nicht als Mann mit allzu geringem Weitblick dazustehen. »Klug bemerkt, Valerian«, sagte Chast und nickte dem jungen Mann zu. »Wie ihr alle wisst, ahnte keiner von uns, dass es diese ... Drakken gibt und dass ein Pakt existiert, den Sardin vor langer Zeit mit ihnen schloss. Sardin weihte niemanden der heutigen Bruderschaft in diese Geheimnisse ein. Deswegen sind wir nun in der misslichen Lage, mühsam all das alte Wissen um diese Dinge zusammentragen zu müssen. Der LiinMar und seine Helfer allerdings scheinen bestens über die Vorgänge in der Bruderschaft unterrichtet zu sein. Er muss gewusst haben, dass wir heute nichts mehr von dem Pakt wissen, und ... brachte deshalb die Abschrift des Pergaments mit.«
    Er machte eine kurze Pause und musterte seine Brüder.
    »Ich werde mich persönlich um diese Fragen kümmern«, fügte er hinzu. »Ich werde herausfinden, woher oder ... von wem der LiinMar so gut über uns Bescheid weiß.«
    Seine Rede verfehlte ihre Wirkung nicht. Die Worte, die er wie eine schreckliche Drohung über seine Brüder aussprach, ließen jeden Einzelnen von ihnen erzittern, so als müsse er fürchten, als Verräter entlarvt zu werden. Innerlich atmete Chast auf. Er hatte wieder einen Punkt gewonnen. Trotzdem war dieser eine Punkt kaum dazu geeignet, seine Leute dauerhaft in ihre Grenzen zu weisen.
    »Bruder Rasnor!«, sagte er mit barscher Stimme.
    »Ja, Meister?«
    »Suche Magister Quendras und sag ihm, er soll zu mir kommen. In genau einer Stunde. Ich brauche vom Zeugmeister die Listen aller Bruderschaftsmitglieder, die bereits den Hohen Eid geleistet haben. Wir müssen neue Maßnahmen ergreifen!«
    Rasnor erhob und verbeugte sich. »Jawohl, Meister!«
    Chast wandte sich um und ging.
    Obwohl seit drei Tagen eine schier erdrückende Bürde auf seinen Schultern lastete, fühlte er sich wieder etwas besser. Die Erkenntnis, dass er trotz des Paktes das drückendste Problem erkannt hatte, und der Entschluss, sich jetzt mit ihm zu beschäftigen, klärte unvermittelt seine Sicht und gab ihm neue Hoffnung.

10 ♦ Neue Wege
     
    Mit jedem Bruchteil eines Augenblicks, den sie in die Tiefe raste, wuchs ihre Gewissheit, dass sie den Sturz nicht überleben würde. Es war dunkel um sie herum und es dauerte seltsam lange. Das Einzige, was sie wahrnahm, war Hellamis lang gezogener Schrei - und sie war froh, dass ihre Freundin bei ihr war, dass sie in der gleichen Sekunde den tödlichen Mut gefasst hatte zu springen und nicht bei den Männern oben geblieben war. Sie würden jetzt zusammen entkommen oder aber so hart auf dem Wasser

Weitere Kostenlose Bücher