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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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geradeaus. Sie antwortete nicht sofort. »Nun, ich hab's bisher nie anders probiert, weißt du? Kann sein, dass es auch so geht.«
    »Aber es ist nicht so aufregend, was?« In Hellamis Tonfall schwang ein Hauch von Vorwurf mit. Leandra nickte missmutig. »Ja, stimmt.« Sie marschierten noch zwei Stunden in forschem Tempo südwärts, ohne viel miteinander zu reden. Dann blieb Leandra schnaufend stehen. »Lass uns eine Pause machen. Ich muss mich an solche Eilmärsche erst wieder gewöhnen.«
    »Dafür, dass du vor einem halben Jahr noch völlig gelähmt warst, bist du ohnehin schon wieder recht gut zu Fuß«, meinte Hellami wohlwollend. Sie deutete auf eine Gruppe von Findlingen am Ufer. »Gehen wir nach da drüben! Dort können wir uns verstecken und haben trotzdem eine gute Sicht!« Leandra nickte matt und folgte Hellami. Sie kletterten zwischen die Felsbrocken und fanden eine Stelle, an der sie einigermaßen bequem lagern konnten. Zwischen den Felsen hindurch konnte man flussaufwärts blicken, ohne selbst gesehen zu werden. Ulfa blieb bei ihnen und hielt, in sich zusammengerollt, auf einem der Felsen Wacht - jedenfalls sah es so aus.
    Es tauchte das Problem mit der fehlenden Schlafdecke auf, aber Hellami bestand ohnehin darauf, dass jemand Wache halten müsse. Sie wussten nicht, ob der kleine Drache irgendeine Art von Zeichen von sich gäbe, wenn er die Anwesenheit einer weiteren Person spürte, oder ob er einfach nur davonflöge. Letzteres würden sie nicht bemerken, wenn sie beide schliefen. So blieb Hellami bis tief in die Nacht wach und verlegte sich darauf, Ulfa zu beobachten. Aber er blieb da. Als sie zu müde wurde, um auch nur ein Auge offen zu halten, weckte sie Leandra und legte sich schlafen. Leandra schien sich einigermaßen erholt zu haben.
    Als Hellami am nächsten Morgen in der frühen Dämmerung wieder aufwachte - es war noch fast dunkel -, lag Leandra wieder friedlich schlafend neben ihr.
    Hellami richtete sich auf, und Ulfa, der noch immer auf der Spitze des Felsblockes neben ihr saß, entfaltete aufgeschreckt die Schwingen.
    »Ruhig, Ulfa!«, sagte sie leise und streckte die Hand nach ihm aus. Zu ihrer Überraschung hüpfte der Baumdrache kurz entschlossen darauf.
    Es gelang ihr, den Schreck zu unterdrücken, sodass er nicht scheu davonflog. Noch während sie über die plötzliche, entschlossene Annäherung des Drachen staunte, fühlte sie sich ganz unvermittelt einem Strom ungewöhnlicher Eindrücke ausgesetzt.
    Zunächst einmal war da die sanfte Berührung des Tieres. Ulfa besaß kräftige Klauen an den Beinen und sie wirkten auf den ersten Blick mindestens so gefährlich wie die Klauen eines Raubvogels. Dennoch spürte sie kaum einen Schmerz, obwohl sich Ulfa an ihrer Hand und dem Handgelenk festklammerte. Seine Berührung war kühl und warm zugleich. Sein langer Schwanz ringelte sich um ihr Handgelenk und seine dunklen, geschlitzten Augen musterten sie ruhig und aufmerksam.
    Was ihr beim Drachentanz nur bruchstückhaft zuteil geworden war, spürte sie nun überdeutlich. Von dem kleinen Wesen ging eine magische Aura aus, die wie ein leichter Rausch Besitz von ihr ergriff. Sie hatte das Gefühl, dass sie, solange Ulfas Berührung andauerte, niemals krank, müde oder verletzt werden könnte. Eine rätselhafte Kraft durchströmte ihren Körper und ließ ihn vor Ehrfurcht und Erstaunen erschauern.
    Dann spürte sie auch seine geistige Gegenwart. Sie war für den Augenblick ein Teil von ihm - oder er von ihr, sie wusste es nicht zu beschreiben. Keine Frage, dass eine magiebegabte Person, wie Leandra es war, ganz ungewöhnliche und erstaunliche Magien mit Ulfas Hilfe wirken konnte. Und da war noch etwas. Seine Nähe war angenehm. Sie hätte noch stundenlang so sitzen, ihn auf ihrem Arm halten und ihn ansehen können. Sie kam zu dem Schluss, dass der kleine Drache eine unerhört angenehme Gesellschaft war.
    Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Züge. »Wenn wirklich ein Prinz in dir steckt«, sagte sie leise, »dann solltest du dich mir lieber nicht zeigen. Könnte sein, dass ich mich in dich verliebe!«
    Ulfa blinzelte mit den Augen, so als wolle er ihr mitteilen, dass er sie durchaus verstanden hatte. Sie war ziemlich sicher, dass er mehr als nur den Verstand eines klugen Tieres besaß. Wie viel allerdings, das wusste sie nicht zu sagen. Möglicherweise war sein Verstand von ganz anderer Art als der eines Menschen. Leandra regte sich.
    Ulfa entfaltete in plötzlicher Aufregung seine Schwingen

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