Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
mit diesem Satz anfangen ... nun, bis neulich. Als du sagtest, er wäre ein zum Tode Verurteilter gewesen, den du und Munuel frei bekommen hattet.« Sie machte eine kleine Pause. »Munuel hat dich manchmal Prinzessin genannt, nicht wahr?« Leandra nickte.
»Also ... ich denke, das ist wohl dein Victor gewesen.« Leandra starrte verwirrt ins Leere. »Victor? Aber ... was sollte Victor denn in Minoor gewollt haben?« Hellami zuckte die Schultern.
Leandra starrte ins Leere. Dann stellte sie die Frage, vor der sich Hellami fürchtete. »Und warum wolltest du mir das nicht erzählen?« Hellami holte tief Luft. »Na ja, es war mir peinlich«, sagte sie. »Ich denke, du wirst ihn irgendwann wieder treffen. Und wenn du dann erfährst ...«
»Was denn? Hattest du etwas mit ihm?«
Hellami schüttelte heftig den Kopf. »Na ja. Ich meine ... ein bisschen rumgemacht haben wir halt. Geküsst und so. Ich war schrecklich verliebt in ihn ...«
Leandras Gesicht verfinsterte sich. »Rumgeküsst? Mit Victor?«
»Ich ...«
»Er ist also schnurstracks nach Minoor gegangen und hat sich an dich rangemacht!«, sagte sie. »Dieser Mistkerl!«
Hellami hob abwehrend die Hände. »Nein - so darfst du das nicht sehen. Ich war es! Ich habe mich an ihn rangemacht!«
»Ha! Das sagst du nur, um seine Ehre zu retten!«
»Nein, nein! Das stimmt nicht! Er kann gar nichts dafür!«
»Blödsinn!«, rief Leandra. »Er ging geradewegs nach Minoor. Vor einem halben Jahr. Das war genau die Zeit, als er Angadoor verließ! Willst du mir erzählen, er ging dorthin, weil da die Aussicht so schön ist?«
Hellami wurde plötzlich traurig. Das war genau das, was sie hatte vermeiden wollen. Sie wusste inzwischen, wie wichtig Victor für Leandra war, und nun würde sie ihn für ein mieses Schwein halten. Und das war er nicht - das wusste sie.
Leandra warf die Arme in die Luft. »Ich fasse es einfach nicht! Dieser Hundesohn.«
Hellami fühlte eine leise Wut in sich aufsteigen. Aber sie bemühte sich, sie zu unterdrücken. »Du musst ihm von mir erzählt haben!«, sagte sie plötzlich scharf.
»Ja!«, rief Leandra. »Natürlich habe ich das!«
»Und? Was hast du ihm erzählt?« »Was soll ich schon erzählt haben? Dass du dort lebst und so.«
»Nichts über unsere ... besondere Beziehung?«
Leandra schüttelte heftig den Kopf. »Quatsch! Glaubst du, so was erzähle ich einem Mann ?«
Trotz ihrer Aufgewühltheit musste Hellami leise grinsen. »Er muss es geahnt haben!«, sagte sie dann.
Wieder fuhr Leandra in die Höhe. »Wieso?«
Hellami wusste plötzlich, dass sie auf dem richtigen Weg war.
»Pass auf - es ist doch ganz einfach!«, sagte sie. »Du hast mir selbst erzählt, wie verliebt er in dich war, dass du ihn aber meist zurückgewiesen hast. Als du dann gelähmt warst und ihn abermals wegschicktest - zu einer Zeit, wo er vielleicht nichts anderes wollte, als sich um dich kümmern zu dürfen, da hat er sich in seiner Wut gedacht: Wollen wir doch mal sehen, was das für eine blöde Ziege ist, die da in Minoor wohnt und gegen die ich keine Chance habe!«
Leandra blickte auf und mimte die Verständnislose. Hellami wusste aber, dass sie sehr wohl verstand.
»Ich wette, du hast ihm jeden Tag dreißigmal von mir erzählt. Wie toll ich bin und was für eine gute Freundin und so. Stimmt's?«
Leandra zuckte die Schultern. »Also ... ich weiß nicht ...«
»Klar hast du's. Frauen tun so was. Ich kenne das von mir selber. Also ist er losmarschiert. Vermutlich wollte er mir den Schädel einschlagen. Aber dann ...«
»Was dann?«
Hellami grinste breit. »Nun, woher sollte er wissen, dass ich so ein süßes Mädchen bin?«
Leandra stieß einen Keuchen aus.
»Vielleicht hat er bei mir sogar etwas gefunden, was du ihm nicht gegeben hast, du eigensüchtiges Stück. Jedenfalls ...«, und sie ließ in ihre Stimme einen verträumten Tonfall einfließen, »hab ich mich in ihn verliebt. Und er sich sicher auch in mich.«
»Ja, ja«, sagte Leandra spöttisch. »Weil du so ein süßes Mädchen bist!«
Hellami grinste. »Richtig. Jedenfalls für eine Woche. Dann hat ihn sein Gewissen geplagt und er ist schnell wieder verschwunden. In Wahrheit liebt er nur dich. So einfach ist das.«
Leandra seufzte tief. Nach einer Weile fragte sie: »Und du?«
Hellami stöhnte übertrieben leidenschaftlich. »Tja. Das ist das Problem«, sagte sie bedauernd. »Wenn ich ihn jemals wieder sehe, dann werde ich ihm erst mal eine schmieren und mich vermutlich Augenblicke später
Weitere Kostenlose Bücher