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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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gähnenden Röhren und dachte, dass man wohl besser ein Gatter dorthin baute, damit niemand versehentlich in den bodenlosen Schacht fiel. Es dauerte noch Minuten, bis die Gondel, an drei riesigen Kettensträngen hängend, rasselnd aus der Tiefe auftauchte. Als sie da war, sprang Valerian mutig hinein, drückte sich sogleich gegen die rückwärtige Wand und blickte etwas ängstlich zur Unteren Haupthalle, die langsam zu seinen Füßen verschwand. Dann wurde es dunkel und ihm wurde klar, dass er sich eine Lichtquelle hätte besorgen sollen.
    Mit Geknirsche und Gerumpel fuhr die Gondel langsam aufwärts, und nach einer halben Ewigkeit öffnete sich
    der Zugang zum nächsten Stockwerk vor ihm. Dennoch - hätte er die endlosen Wendeltreppen genommen, so hätte er wohl doppelt so viel Zeit gebraucht - und wahrscheinlich zuletzt eine Viertelstunde Verschnaufpause benötigt. Im nächsten Stockwerk stieg jemand zu. Es war ein Duuma-Mann in dunkler Kutte - jemand, den Valerian nicht kannte-, und er senkte respektvoll den Kopf, als dieser in die Gondel trat.
    Der Bruder war offenbar Magier, denn kaum wurde es in der Gondel wieder dunkler, flammte ein bläulich weißer, knisternder Funke unter der hölzernen Decke der Gondel auf.
    »Weißt du nicht, dass einfache Mönche die Treppen zu benutzen haben?«, fragte der Magier. Sein Tonfall war eher ein wenig gutmütig als vorwurfsvoll, wahrscheinlich fühlte er sich nur aufgerufen, seiner Pflicht als Vorgesetzter Genüge zu tun. Valerian wiederholte die Erklärung, die er dem Posten unten in der Halle gegeben hatte, und der Magier gab sich mit einem kaum hörbaren Brummen zufrieden. Zwei Stockwerke später stieg er wieder aus und mit ihm verschwand auch das Licht aus der Gondel.
    Es ging in schleppender Langsamkeit weiter aufwärts. Das Gerumpel der Gondel, das in dem Felsschacht widerhallte, verschaffte Valerian in der Dunkelheit ein bedrückendes Gefühl. Nach einer weiteren kleinen Ewigkeit hatte er es schließlich geschafft. Vor ihm tauchte der Ausgang zum elften Stockwerk der Festung von Torgard auf und er sprang erleichtert hinaus. Draußen standen zwei Posten, denen Valerian abermals erklären musste, was er hier wollte und warum er die Gondel benutzt hatte. Schließlich durfte er passieren und erreichte nach zuletzt etwa halbstündiger Reise sein Ziel. Vor ihm lag eine schwere Holztür, auf der das Zeichen des Hohen Siegels der Bruderschaft angebracht war. Inzwischen war Valerian doch etwas unruhig geworden.
    Er klopfte und vernahm Chasts Stimme, die ihn zum Eintreten aufforderte. Er öffnete die Tür und betrat einen hohen, weiten Raum, der drei große Fenster besaß -eine Seltenheit hier in der Festung. Sie mussten sich hoch über dem Meer befinden, eine halbe Meile oder gar mehr - doch die Fenster waren weitestgehend mit schweren Vorhängen zugezogen. Valerian bedauerte das. Seit er hier in der Festung seinen Dienst verrichtete, hatte er nur allzu selten echtes Tageslicht erblickt.
    »Ah, Bruder Valerian!«, begrüßte ihn die Stimme Chasts, die irgendwo von rechts aus der Dunkelheit zu ihm drang. Valerian wandte sich um und erblickte ein Monstrum von einem Schreibtisch - ein Möbel, für dessen Transport wohl vier Mann nötig gewesen waren. Oder Magie. Hinter ihm saß sein Meister, und für Momente hatte Valerian plötzlich das ungute Gefühl, dass ihm jetzt etwas widerfahren könnte, gegen das er keine Gegenwehr aufzubringen in der Lage war. Hier, in diesem düsteren Raum voller Bücher, uralter Regale und seltsamer Artefakte, inmitten derer sich Chast offenbar wohl fühlte, war die Macht dieses gewaltigen Magiers förmlich mit Händen zu greifen.
    Chast stand auf und umrundete seinen Schreibtisch. Er winkte Valerian heran und bedeutete ihm, sich auf einen Stuhl zu setzen. Zögernd gehorchte Valerian und Chast lehnte sich gegen seinen Schreibtisch.
    »Du bist aus Hegmafor zu uns gekommen, nicht wahr?«, fragte Chast in freundschaftlichem Ton.
    Valerian nickte. »Ja, aus Hegmafor.«
    Chast nickte zurück. »Wie geht es dem alten Karlos? Trinkt er noch immer so viel Dunkelbier?«
    Trotz seiner inneren Unruhe war Valerian wachsam und darauf vorbereitet, Fangfragen gestellt zu bekommen. Doch er war auch ein geübter Redner, der schon so manchem den Wind aus den Segeln genommen hatte.
    »Karlos?«, fragte er.
    Chast nickte. Er hatte ein unverfängliches Lächeln aufgesetzt und seine Augen spiegelten Erinnerungen an alte Tage mit einem alten Gefährten. »Ja, der alte Karlos.

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