Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
»Roya«, antwortete Martiel.
    Irgendetwas rastete in diesem Augenblick bei Valerian ein. Er wusste nicht, was, suchte in seinem Kopf nach einer Erklärung für seine Verblüffung. Aber so sehr er sich mühte, er kam nicht darauf. Spontan beschloss er einen Rundumschlag.
    »Wir sprechen uns noch!«, sagte er mit plötzlicher Kühle zu Martiel. »Und bleib ihr von der Wäsche, hast du verstanden? Sag das auch den anderen. Sonst könnt ihr mich kennen lernen!«
    Damit ließ er den verdutzten Martiel stehen, trat zwischen den Regalen hervor und marschierte mit forschen Schritten in die Mitte des Skriptoriums, wo eine ausgelassene Stimmung herrschte wie auf einer Geburtstagsfeier. Mühevoll vertrieb er den Ausdruck des Ärgers von seinem Gesicht und mischte sich, angeblich wieder gut gelaunt, unter seine Leute.
    »Schluss jetzt mit der Aufregung!«, rief er in die Runde. »Ihr habt alle eine Aufgabe, erinnert ihr euch? Ihr wisst, dass wir bald Zugang zur Cambrischen Basilika erhalten, doch vorher brauche ich noch jede Menge Ergebnisse - damit wir wissen, wonach wir dort zu suchen haben. Also los, an die Arbeit!«
    Murrend machten sich die Männer an ihre Aufgaben. Zurück blieb das Mädchen Roya, das ein wenig verschüchtert in der Mitte des Raumes stehen geblieben war. Valerian baute sich vor ihr auf und stützte die Hände in die Hüften.
    »Wie du sicher gesagt bekommen hast, bin ich der Häuptling dieser Bande«, sagte er in einer unentschlossenen Mischung von Kameradschaftlichkeit und Autorität. »Du heißt also Roya, was?«
    Sie nickte schüchtern, während hier und da einige murrende Laute auf das Wort ›Bande‹ ertönten.
    »Gut, Roya. Ich heiße Valerian. Komm mit, ich möchte ein wenig mit dir reden.«
    Wieder ertönte Geraune, diesmal lauter, aber Valerian überhörte es. Er wandte sich um und das Mädchen folgte ihm gehorsam. Er marschierte voran und trat in den kleinen Seitenraum, den er sich zu seinem persönlichen Schreibzimmer erkoren hatte. Er schloss die Tür hinter sich, umrundete Roya und setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches.
    Roya sah zu Boden. Er nahm sich eine halbe Minute Zeit, sie zu betrachten. Offen gestanden - sie war wirklich zum Verlieben. Wäre er auf diesem Gebiet anfälliger gewesen, hätte er sich allein in den Anblick dieses Mädchens vernarren können. So aber wähnte er sich in der glücklichen Lage, jenseits der Anziehungskraft dieses - zugegebenermaßen zauberhaften - Geschöpfes zu stehen. Es kostete ihn keine - oder nur wenig - Mühe, vergleichsweise forsch auf sie zuzugehen.
    »Du bist sehr hübsch«, stellte er fest und fühlte sich einen Moment wie Chast.
    Sie blickte kurz zu ihm auf und murmelte dann ein leises »Danke«.
    »So habe ich das nicht gemeint«, sagte er. »Ich sollte wohl besser sagen: Du bist eigentlich zu hübsch. Zu hübsch und zu jung, und wahrscheinlich auch zu unerfahren und was weiß ich nicht noch alles, um uns plötzlich zugeteilt zu werden. Wir sind ... sozusagen eine Gruppe von Forschern, die spezielle Dinge herausfinden sollen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie du uns dabei helfen willst.«
    Sie blickte wieder auf. »Ich soll euch nicht helfen«, sagte sie mit glockenklarer Stimme, die so hell war, dass Valerian noch sicherer wurde, dass sie keinesfalls älter als achtzehn oder neunzehn sein konnte.
    »Keine Hilfe?«, fragte er erstaunt.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich unterstehe direkt dem Hohen Meister und soll ihm berichten, was Ihr tut.«
    Valerian sackte die Kinnlade herab. Chast hatte ihm wohl gesagt, dass sie einen Aufpasser erhalten würden, aber Valerian hatte nicht damit gerechnet, dass dies als ein höchst offizieller Auftrag preisgegeben würde.
    »Hast ... hast du denn die Erlaubnis, dies zu äußern!«
    Sie hob die Schultern. »Ich denke ja«, sagte sie unschuldig.
    Valerian richtete sich auf und ging kopfschüttelnd umher. Irgendetwas war hier faul, das wurde ihm immer klarer. Hatte Chast den Verstand verloren? Oder wollte er ihm durch diese völlig wirre Maßnahme nur seine Macht beweisen? Ihm schwirrte der Kopf.
    Er blieb vor Roya stehen. »Woher stammst du?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Darüber darf ich nicht reden.«
    Valerian horchte auf. »Du meinst also ... «, sagte er gedehnt, »... du bist noch nicht allzu lange in der Bruderschaft!«
    Sie ließ sich nicht übertölpeln. »Das darf ich auch nicht sagen.«
    »Hm«, machte Valerian. »Vielleicht kannst du mir dann sagen, ob du das einzige

Weitere Kostenlose Bücher