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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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beruhigen, und hieß die Kälte des Regensturmes auf ihrem Körper willkommen, der ihr Denken auf eine gewisse Weise beanspruchte. Erst als sie fast taub vor Kälte und Schmerzen war und spürte, dass das Entsetzen über Hellamis Tod sich in eine kalte, böse Wahrheit zu verwandeln begann und dabei die vernichtende Glut in ihrem Hirn abklang, erhob sie sich langsam.
    Vor ihr lag das freie Feld im Regen. Noch immer zuckten gelegentliche Blitze und der Donner des abziehenden Gewitters rollte heran. Ihr Atem bildete Wolken, die sich in nichts auflösten.
    In nichts. Ja, das erschien ihr wie ihr eigenes Schicksal. Allzu schnell hatte sich ihr mutiges Aufbäumen gegen Chast in eine bittere Niederlage verwandelt. Auch wenn Usbalor nun tot war.
    Es gab jetzt nur noch ihre Familie in Angadoor. Sie atmete zitternd ein und dachte sich, dass dies jetzt ihr einziger Weg war. Dorthin würde sie zurückgehen. Mochte Chast mit dieser Welt tun, was er wollte.
    Als sie sich mühevoll aufrichtete und mit taubem Gefühl den Rückweg zur Hütte antrat, dachte sie für einen Moment daran, geradewegs die Richtung nach Angadoor einzuschlagen. Jetzt zurück zu Hellami zu gehen würde ihre Kräfte übersteigen. Sie blieb stehen. Dann aber fragte sie sich, wie sie sich später fühlen würde, ließe sie jetzt ihre beste Freundin dort einfach so liegen. Tot und einsam im Dreck der zerstörten Hütte. Sie fing wieder zu weinen an.
    Dann hatte sie die Hütte erreicht und blieb schluchzend vor der halb zerstörten Ruine stehen. Noch einmal bäumten sich ihre Gefühle auf, wollten sie von hier wegtreiben, an einen warmen, sicheren Ort, wo sie sich in den Armen irgendeines Menschen verkriechen konnte, der sie liebte. Dann aber ging sie weiter. Sie stieg über die Trümmer der zerstörten Außenwand und sah in der Dunkelheit den furchtbaren Pfeil aufragen. Sie holte tief Luft und kniete sich neben ihre Freundin. Ulfa war bei ihr.

16 ♦ Roya
     
    Valerian hätte sich beinahe verplappert. An diesem Morgen hätten sie sich beinahe alle verplappert - jeder auf seine Weise. Denn der Aufpasser, den Chast ihnen geschickt hatte, war eine Sie - und sie erwies sich schon in der ersten Minute als ein so zauberhaftes Wesen, dass Valerian beinahe der Verstand stehen blieb.
    Nicht ihretwegen, sondern wegen Chasts absolut unergründlicher Maßnahme, ihnen eine Frau als Aufpasser zuzuweisen. Und dazu noch eine so junge. Sie hatte pechschwarzes Haar, war von leicht ostländischer Statur, klein und zierlich, und sie besaß eine Reihe blendend weißer Zähne, die sie immer zeigte, wenn sie eines ihrer zahlreichen Lächeln auf einen der Brüder abschoss. Valerians Gruppe hatte sich binnen Minutenfrist in einen Haufen wilder Gockel verwandelt, die sich um die Gunst des Mädchens rissen. Sie musste noch unter zwanzig sein und das allein rang Valerian ein weiteres Kopf schütteln ab.
    »Erstens«, sagte er zu Martiel, als er ihn mit Mühe in eine ruhige Ecke des Skriptoriums gedrängt hatte, »ist sie ein Mädchen!«
    »Na und?«, erwiderte Martiel wohlgelaunt.
    »Seit wann, verdammt noch mal, gibt es Frauen in der Bruderschaft?«, stieß Valerian hervor.
    Martiel winkte leichthin ab. »In den Monaten, seit wir Torgard bezogen haben, hat sich schon so vieles geändert - da wundert mich dies auch nicht mehr.«
    Valerian grunzte. »Sie ist höchstens achtzehn Jahre alt!«, sagte er. »Was soll das? Chast sagte mir unmissverständlich, dass wir einen Aufpasser bekommen! Sag mir bitte, wie eine Göre in diesem Alter so eine Aufgabe übernehmen soll. Das ist doch lächerlich!«
    Martiel drohte Valerian freundschaftlich mit dem Finger. »Das mit der Göre will ich überhört haben, ja? Schau sie dir an! Sie ist das entzückendste Geschöpf, das ich je gesehen habe. Ehrlich! Keines der Mädchen aus dem siebten Stockwerk kommt auch nur annähernd an sie heran!«
    »Bist du etwa verliebt, du balzender Gockel?«, zischte Valerian.
    »Blödsinn!«, empörte sich Martiel. Dann folgte eine kurze Pause. »Allerdings ... wenn ich es mir recht überlege
    ...« Valerian stieß ein lautstarkes Stöhnen aus. »Jetzt hab dich nicht so!«, fuhr Martiel ihn mit leichtem Ärger an. »Vielleicht ist sie gar nicht der Aufpasser! Vielleicht kriegen wir den noch und sie ist nur ...«
    »Na was denn? Hat sie etwa eine Befähigung als Skriptorin? Mit achtzehn? Oder ist sie gar eine großartige Magierin? Vorzeitig aus der Novizenschaft in höchste Ränge aufgestiegen? Wie heißt sie überhaupt?«

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