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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Mädchen hier bist. Ich meine ... bislang gab es keine Frauen in den Reihen der Bruderschaft.«
    »Bitte stellt mir keine Fragen mehr, Meister«, sagte sie leise. »Ich darf über mich selbst nicht sprechen. Es ist mir verboten worden.«
    Valerian schnaufte. Chasts Geheimnisse waren ebenso unergründlich, wie sie ihm langsam über den Kopf wuchsen. »Nenn mich nicht Meister«, meinte er abwesend. »Jedenfalls nicht, wenn wir unter uns sind. Ich heiße Valerian und damit hat es sich.« »Ja«, sagte sie nur.
    »Wie wirst du Chast über uns berichten?«, wollte er wissen. »Täglich? Wirst du zu ihm gehen? Oder machst du das ... auf magischem Wege? Beherrschst du Magie?«
    Sie nickte. »Ja. Ein wenig. Ich muss ihm über das Trivocum berichten. Jeweils sofort, wenn etwas Wichtiges geschieht.«
    »Aha. Das also darfst du sagen!« Sie nickte.
    »Ist ja fabelhaft!«, stieß Valerian ärgerlich hervor. »Wir werden also ständig überwacht. Hast du ihm jetzt schon übermittelt, dass wir hier stehen und ich dich auszufragen versuche?«
    Sie schüttelte den Kopf, sah dabei zu Boden, so als ob sie schwere Schuld auf den Schultern trage. »Nein«, sagte sie leise.
    Plötzlich tat sie Valerian Leid. Das Mädchen war ganz offensichtlich noch so jung und unerfahren, dass sie diese Aufgabe der Bespitzelung eine Menge Kraft kostete. Zumal sie offensichtlich von so frohsinniger Natur war. Nun glaubte er, Chasts Tücke zu erkennen. Zweifellos hatte er das arme Ding so eingeschüchtert, dass sie nicht wagen würde, ihm etwas zu verheimlichen. Möglicherweise hatte er so etwas wie ein Druckmittel gegen sie - vielleicht einen kleinen, hilflosen Bruder in seiner Gewalt, was auch erklären würde, dass sie über persönliche Dinge nicht sprechen dürfte. Dabei war sie selbst wahrscheinlich eine entbehrliche Person. Sie hatte vermutlich keine wichtige Aufgabe irgendwo sonst - und schließlich und endlich würde sie mit Hilfe ihres Liebreizes Zugang zu jedem der Brüder haben und sicherlich mehr Dinge aufschnappen können, als es zum Beispiel einem Rasnor möglich gewesen wäre. Wirklich - sehr schlau eingefädelt!
    Valerian zog einen Stuhl herbei und drückte sie sanft hinein.
    »Hör mich an, Roya«, sagte er, so freundlich er konnte. »Es tut mir Leid, wenn ich dich eben ein wenig hart angepackt habe. Ich habe eine ganz besondere Aufgabe zu erfüllen und bin deswegen etwas beunruhigt. Du musst wissen, dass wir alle hier Schreiberlinge sind, verstehst du? Wir lesen täglich Dutzende von Schriften, in denen oft ganz andere Arten von Gesinnung und Gedankengut verzeichnet sind, als sie in der Bruderschaft gelten. Deswegen sind wir gewissermaßen eine gefährdete Gruppe. Ich habe das Chast auch schon gesagt. Bei uns herrschen andere Sitten als unter den streng überzeugten Brüdern und Magiern der oberen Stockwerke. Sicher hast du das auch schon gemerkt. Wir treiben Unfug miteinander und niemand nennt mich hier Meister. Ich habe Angst, dass jemand in unserer Gruppe herumschnüffelt und falsche Schlüsse zieht. Und nun kommst du - eine Person, die ich mir für eine solche Aufgabe niemals vorgestellt hätte, verstehst du? Ich hätte eher damit gerechnet, irgendeinen miesepetrigen oder fanatischen Duuma-Magister zugewiesen zu bekommen.« Er machte eine kurze Pause. »Ich möchte dich bitten, diese besondere Lage zu überdenken - und meinetwegen auch mit Chast zu besprechen. Wir müssen für die Erfüllung unserer Aufgabe ungestört sein, das ist wirklich enorm wichtig.« Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Du gehörst doch nicht etwa zu diesem ... Orden von Yoor?«
    Sie blickte lächelnd auf, doch er sah ein paar Tränen in ihren Augen. »Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf.
    Plötzlich hatte Valerian den Eindruck, dass Chast gar keine so große Chance hatte, von ihr allzu viel zu erfahren. Valerian spürte, dass dieses Mädchen sehr zart und lieb war und dass sie wohl nur ungern jemanden aus seiner Gruppe verraten würde, auch wenn sie von ihm ein größeres Geheimnis erfuhr. Mit Sicherheit besaß sie gar nicht das notwenige Maß an Heimtücke und Verrätertum, das für eine solche Aufgabe vonnöten gewesen wäre. Umso undurchsichtiger wurde wiederum Chasts Plan. Valerian schnaufte. Er musste in der nächsten Zeit besonders vorsichtig sein. Nein, nicht nur in der nächsten Zeit. Er würde es sein müssen, bis diese Sache ganz ausgestanden war. Und das konnte lange dauern. Er vermochte nicht zu sagen, inwieweit er in seiner Position als

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