Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
auf deiner Seite. Der Neue - er ist mir unheimlich! Ich glaube, dass er nicht einmal einer aus der Bruderschaft ist. Ich werde alles für deine Rückkehr vorbereiten, hörst du?
Rasnor verzog das Gesicht. Ja, gut, antwortete er. Das will ich hoffen. Du würdest es bereuen, wenn du es nicht tätest, glaub mir. Nach einer Pause fügte er hinzu: Ich möchte, dass du herausfindest, wer es ist. Wenn du mir gehorchst, wird das nicht zu deinem Schaden sein. Verstanden?
Ja, ich versuche mein Bestes.
Rasnor wurde das Gespräch unangenehm. Er entschied sich, es kommentarlos abzubrechen, und löste sich aus dem Trivocum. Sein Herz pochte und er konnte das Blut durch seine Adern rauschen hören. Es war besser, er verließ sich allein auf sich selbst. Wenn er in den Besitz des Paktes gelangt war, musste er ihn verstecken, am besten auf seiner Rückreise, kurz bevor er Savalgor erreichte. Dann würde sich zeigen, wer dort klug genug war, sich unter seinen Befehl zu stellen. Er wusste ein paar Leute in der Bruderschaft, die sich ihm angesichts vorteilhafter Zukunftsaussichten auf jeden Fall anschließen würden. Nein - diese Chance würde er nicht verpassen! Er würde Hammagor geduldig beobachten und im richtigen Augenblick zuschlagen.
Leandras Gedanken waren ein einziger, vernichtender Strudel des Elends und der Verzweiflung. Ihre Schultern saßen fest im unerbittlichen Griff der steinernen Röhre, sie war wie eingeschnürt, ohnmächtig, sich zu befreien. Allein das Atmen fiel ihr immer schwerer. Ihre Gedanken kreisten um eine einzige Frage: wie sie die langen Stunden bis zu ihrem Tod überhaupt aushalten sollte. Sie hatte Angst, dass sie verrückt werden würde. Zu sterben, nur weil man sich nicht mehr bewegen konnte, war entsetzlich. Es konnte Tage dauern, bis man endlich verdurstet war. Diese unendlich langen Stunden damit beschäftigt zu sein, sein eigenes Dahinsterben mitzuverfolgen, in dem dunklen Abgrund der Trauer über all das Versäumte umherzutappen und an die Menschen zu denken, die man liebte und nie wieder sehen würde - das war das Schlimmste, was sie sich nur vorstellen konnte.
Sie wimmerte und schluchzte, schrie nach Yo, fluchte wie eine Besessene und kicherte und zeterte über dieses grausige Schicksal, das sie nicht verdient hatte.
Warmes Blut lief ihr in den Mund, das aus Kopfwunden stammte, die sie sich beim Umhertoben zugefügt hatte, und sie verfluchte die Dunkelheit, diese entsetzliche Dunkelheit um sie herum.
Sie schrie zum hundertsten Mal nach Yo, zog immer wieder ihr Bein an, in der Hoffnung, irgendeinen Widerstand am Seil zu spüren - aber da war nichts. Mehrfach versuchte sie, sich mit aller Gewalt nach vorn zu pressen, in der Hoffnung, dass der Tunnel plötzlich wieder breiter wurde, aber sie hatte kein Glück. Sie steckte an einer abschüssigen Stelle vollkommen fest, hatte keine Möglichkeit voranzukommen. Hätte sie sich irgendwo mit den Beinen abstoßen können, wäre sie mit Glück noch ein Stück weiter gerutscht, hätte sich vielleicht sogar in Sicherheit bringen können. Irgendwo musste dieser Tunnel doch wieder breiter werden. Aber sie war hilflos, fand keinen Widerstand für ihre Hände, Knie oder Füße.
Dann wurde sie still.
Sie dachte an Chast zurück, wünschte sich, sie wäre wenigstens durch seine Hand gestorben. Das wäre ein anständiger Tod gewesen, einer, der wenigstens noch einen gewissen Sinn gehabt hätte. Hier war sie nun, die kleine Adeptin - hatte Dämonen und der Bruderschaft getrotzt, magische Schwerter geschwungen und war auf Drachen durch den Himmel geritten. Sie hatte Dinge vollbracht, die andere als Heldentaten bezeichneten. Aber sie würde nicht im Kampf sterben oder zumindest durch eine heimtückische Krankheit - nein, sie würde hier unten in dieser verfluchten Röhre verfaulen. Niemand würde sie je hier finden und ihr ein anständiges Begräbnis bereiten. Das war der mieseste Tod, den sie sich nur vorstellen konnte. Sie begann wieder verzweifelt zu weinen. Hätte sie doch nur auf Yo gehört!
Es war wie damals, als sie kopfüber in dieses Abenteuer gestürzt war, zu jener Zeit noch als kleine Adeptin und kurioserweise nicht einmal in der Lage, sich mittels Magie auch nur gegen ein Eichhörnchen zu wehren. Sie war hilflos gewesen, trotz ihrer Ausbildung zur Magierin; sie hatte keinen einzigen Zauber gekannt, mit dem sie sich hätte verteidigen können, als sie damals, zusammen mit den anderen Mädchen, entführt worden war...
In diesem Augenblick flog
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