Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
ganz Akrania. Die Soldaten verhielten sich leise und unauffällig, wohl wissend, dass der kleinste Funke genügte, um Leandra endgültig explodieren zu lassen - und das wäre für jeden Gegner in ihrer Reichweite übel ausgegangen.
»Du musst dich fügen!«, drang Meister Fujima leise, aber mit allem Nachdruck auf sie ein. Sie liefen nebeneinander her und er hielt sie am Ellbogen fest. »Gerade haben wir dem Land den ersten Ansatz einer neuen Ordnung zurückgebracht! Das können wir nicht gleich wieder zunichte machen! Der Rat hat uns durch eine ordentliche Abstimmung unter Arrest gestellt. Es ist rechtens. Wir müssen gehorchen!«
Leandra knirschte mit den Zähnen. »Zur Hölle mit diesem Rat«, fluchte sie voll heißem Zorn. Sie gab sich keine Mühe, leise zu sein. »Was ist das nur für eine Bande von dummen, bestechlichen Mistkerlen! Da steckt noch immer die verdammte Bruderschaft dahinter! Auch wenn Chast tot ist...«
»Ja, ich weiß«, lamentierte Meister Fujima mit erhobenen Händen. »Dennoch - wir müssen einfach darauf hoffen, dass sich die Zustände in den nächsten Wochen von selbst bessern. Wenn wir jetzt ausbrechen, so zerstören wir die Ordnung, die sich wieder bilden soll, von Grund auf!«
Leandra wollte sich noch immer nicht beruhigen. »Das ist nichts als ein verfluchter Verrat! Wir haben das Land befreit - und der Dank dafür ist der Kerker!«
»Es wird sich alles fügen«, sagte Meister Fujima zuversichtlich. »Wir haben den Primas Jockum draußen in der Stadt, der sich mit aller Kraft für uns einsetzen wird, und auch Alina steht nicht unter Arrest. Hast du nicht gesehen, wie mutig sie den Ratsmitgliedern begegnet ist? Nur ein paar Tage, dann sind wir wieder frei! Du wirst sehen...«
Leandra sah sich Hilfe suchend nach den anderen um.
Gildenmeister Xarbas blickte dumpf zu Boden. Dieses unverständliche Urteil war nur ein weiterer Mosaikstein in seinem persönlichen Unglück - es schien ihn nicht weiter zu bewegen. Er hatte seine geliebte Gablina im Kampf gegen Chast verloren, eine tapfere Magierin, die einfach nur im falschen Augenblick am falschen Ort gestanden hatte. Genauso gut hätte es Leandra oder Meister Fujima erwischen können.
Ganz hinten stapften Jacko und Hellami die Treppenstufen hinab, er hatte seinen Arm um ihre Schulter gelegt. Jacko zeigte eine Miene, als brütete er einen Plan aus, wie er jedem Ratsmitglied einzeln die Haut in kleinen Streifen abziehen würde, wenn er nur erst wieder aus dem Kerker heraus war. Und Hellami sah Leandra von unten her mit einem Blick an, als hielte sie ihre Freundin für die allein Schuldige an allem.
Leandra stöhnte innerlich. Nein, Freundin war nicht mehr das richtige Wort. Sie blickte wieder nach vorne, auf
die Felswände des Treppenschachtes, durch den sie in die Tiefe unter dem Palast von Savalgor hinabstiegen. Es hatte Zeiten gegeben, da hätte sie ihr Leben darauf verwettet, dass niemals etwas die Freundschaft zwischen ihr und Hellami gefährden könnte. Aber dennoch war sie zerbrochen. Leandra hatte in jener Nacht, als sie draußen bei der Hütte im Wald gegen Usbalor gekämpft hatten, einen Fehler gemacht. Sie hatte Hellami für tot gehalten und der Nachbildung der Jambala, dem magischen Schwert, mit Hellamis Blut übernatürliche Kräfte eingegeben. Diese Art Fehler schien für Hellami unverzeihlich zu sein. Obwohl sie jetzt, in diesem Augenblick, allein deswegen überhaupt noch am Leben war. Leandra seufzte schwer.
Leandra spielte weiterhin mit dem Gedanken, sich mit Gewalt zu befreien - selbst wenn Meister Fujima da bliebe. Jacko und Hellami würden sicher mit ihr kommen. Hier gab es im Umkreis von einer halben Meile niemanden, der sie daran hätte hindern können: Im Palast durfte laut Kodex und einem jahrhundertealten Ratschluss der Prälaten keine Magie ausgeübt werden und deswegen stand ihr hier auch kein Magier gegenüber. So gesehen war es ein Witz, dass man sie einsperrte - sie hätte sich jederzeit selbst befreien können. Einem Magier war nur ein anderer Magier gewachsen und im Palast gab es nun mal so gut wie keine.
Allein aus diesem Grund schluckte Leandra ihren Zorn herunter und verschob ihren möglichen Ausbruch auf später, wenn sie sich sicher war, wie sie vorgehen sollte. Vielleicht hatte Meister Fujima doch Recht. Falls aber nicht, dann würde sie mit einem ordentlichen Paukenschlag von hier verschwinden, so viel war sicher.
Sie erreichten das Ende der Treppe und wurden unten von Altmeister Ötzli und ein
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