Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
paar weiteren Soldaten erwartet. Ötzli trug nicht eben eine freundliche Miene zur Schau, aber Leandra hatte sich schon beinahe daran gewöhnt, ihn so zu sehen. Er achtete gar nicht auf sie, sondern wandte sich gleich an Meister Fujima.
»Es tut mir Leid, dass es so gekommen ist«, raunte er seinem alten Gefährten zu und umarmte ihn kurz.
»Schon gut«, sagte Fujima. »Ich bin zuversichtlich, dass wir in Kürze wieder frei sein werden.«
»Sei dir da nicht so sicher«, erwiderte Ötzli. »Ich kann zwar verhindern, dass innerhalb der nächsten sechs Wochen eine neue Abstimmung durchgeführt wird, aber wenn Alina bis dahin den Vater ihres Kindes nicht vorweisen kann, wird auf jeden Fall ein neues Ratsmitglied benannt. Nur die Kräfte wissen, was dann geschieht.«
Meister Fujima winkte ab. »Du und Jockum - ihr werdet das schon hinkriegen.«
Ötzli schüttelte den Kopf. »Der Rat ist korrupt, das weißt du so gut wie ich. Es ist leichter, ein Ratsmitglied mit Geld oder Drohungen gegen euch einzustimmen als umgekehrt. Wenn der Teufel es will, könntet ihr gar zum Tode verurteilt werden! Wegen Mordes an einem Ratsmitglied...«
Leandra spürte, wie namenloser Zorn in ihr hochstieg. »Zum Tode verurteilen? Uns?«, rief sie aus. »Ha -den möchte ich sehen, der uns etwas antun will! Die ganze Palastgarde könnte uns hier nicht halten!«
Ötzli sah sie kopfschüttelnd an. »Du hast noch immer kaum etwas dazugelernt, oder? Hast du dir das Trivocum nicht angesehen?«
Leandra stutzte. »Das Trivocum...?«
Instinktiv baute sie die Verbindung auf, öffnete das Innere Auge... und prallte entsetzt zurück.
»Das ist...«, keuchte sie und Ötzli nickte ihr mit beißend spöttischen Blicken zu.
Leandra konnte fast nicht glauben, was sie da sah. Das Trivocum war kalt und grau, war sozusagen gar nicht sichtbar; es gab nur einen unbestimmbaren Schleier von dumpfen Konturen, kein bisschen Leben, keine rötlichen Farbtöne, einfach nichts. Leandra hatte so etwas noch nie gesehen, aber sie wusste instinktiv, was es zu bedeuten hatte.
»Das ist schon seit Jahrhunderten hier in diesem Gefängniskeller so«, sagte Ötzli. »Hast du etwa geglaubt, man hätte sich niemals darauf vorbereitet, auch magisch begabte Personen hier einsperren zu müssen? Der schreckliche Minuu hat dreißig Jahre lang hier unten eingesessen, das solltest du während deiner Novizenschaft doch gelernt haben!«
Leandra hatte eigentlich genug damit zu tun, ihren Schock über diese Tatsache zu verdauen, dennoch biss sie plötzlich etwas anderes noch viel mehr. Forsch schritt sie auf Ötzli zu, packte ihn am Arm und zerrte ihn ein paar Schritte mit zur Seite, in einen angrenzenden Gang hinein.
»Verdammt - was habe ich Euch nur getan, Altmeister, dass Ihr mich wie ein dummes Kind behandelt?«, zischte sie ihn mit vor Zorn gerötetem Gesicht an. »Ist es immer noch diese alberne Geschichte mit der Jambala? Könnt Ihr das nicht irgendwann mal vergessen?«
Er starrte sie nur mit blitzenden Augen an.
»Was ist?«, knirschte sie, die Fäuste geballt und kurz davor, ihn packen zu wollen, um eine ehrliche Antwort aus ihm herauszuschütteln. Diese unerklärliche, abweisende Kälte, mit der ihr Ötzli stets begegnet war und die er offenbar für alle Zeiten beizubehalten beabsichtigte, raubte ihr nun den letzten Nerv.
»Du bist mir immer noch ein gutes Stück zu neunmalklug«, gab Ötzli zurück, offenbar selbst kurz davor, in Wut auszubrechen. »Du hast die Geschicke des Landes verändert, aber auf welche Weise! Das war unverantwortlich. So etwas hätte in den Händen eines klugen, erfahrenen Mannes liegen sollen, wie Munuel oder Jockum, aber gewiss nicht in deinen!«
»Wie wäre es... mit den Euren, Altmeister?«, fragte sie herausfordernd.
Er nickte wütend. »Ja, allerdings! Auch meine wären dazu sicher geeigneter gewesen!«
Leandra biss die Zähne zusammen, dass es knackte. »So? Und wo wart Ihr, als sich alles zum Schlechten veränderte? Als sich Chast zum Anführer der Duuma aufschwang, als er einen Sitz im Rat übernahm, als er Kommandant der Stadtwache wurde? Ich nehme an, da hatte Ihr gerade zu tun, Altmeister! Da habt Ihr Euch nicht um solche Nebensächlichkeiten wie die Übernahme der Macht durch einen Erzfeind der Gilde kümmern können...«
Ötzli verlor die Beherrschung. Er trat auf sie zu und packte sie am Kragen. »Was weißt denn du, du Göre«, knirschte er, »was in dieser Zeit hier in Savalgor alles passiert ist...!«
In diesem Augenblick
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