Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
trat Meister Fujima heran und drängte sich barsch zwischen sie. Ötzli war gezwungen, Leandra loszulassen. »Seid ihr von Sinnen!«, rief der kleine Meistermagier und warf die Arme in die Luft. »Wir stehen auf ein und derselben Seite! Und nichts haben wir jetzt nötiger, als dass wir an einem Strang ziehen! Beherrscht euch - alle beide!«
»Dann soll mich dieser eingebildete Mistkerl nicht ständig wie einen Haufen Dreck behandeln!«, schrie Leandra. Sie hatte vor Verzweiflung und Zorn Tränen in den Augen. Die Gefährten wie auch die Soldaten waren allesamt einen Schritt zurückgewichen und beobachteten die Szene mit wachsender Verblüffung und Ratlosigkeit. Hier schien es gar nicht mehr darum zu gehen, dass eine Gruppe Gefangener in den Kerker gebracht werden sollte, sondern vielmehr um das Austragen eines persönlichen Streits, bei dem die Wachleute nichts als Zuschauer waren.
Meister Fujima wandte sich an Ötzli. »Ich kann dich verstehen, alter Freund«, sagte er, »aber ich glaube, du tust Leandra Unrecht! Sie ist eine mutige junge Frau, die mehrfach ihr Leben für das Land aufs Spiel gesetzt hat. Die Dinge laufen nicht immer so, wie es am besten wäre - das weißt du so gut wie ich. Sie hat viel für uns getan und hat etwas anderes als deinen Zorn und deine Zurückweisung verdient!«
Bei diesen Worten trat Jacko heran und legte Leandra in einer Geste der Unterstützung und Anteilnahme den Arm um die Schulter. Er starrte Ötzli vorwurfsvoll an. Selbst Hellami kam und tat das Gleiche von der anderen Seite her.
Wiewohl Leandra unendlich dankbar für diese Gesten der Freundschaft war, so brachten sie nun ihre hilflose Verzweiflung vollends zum Ausbruch. Schluchzend wandte sie sich ab und verkroch sich an Jackos Seite, der beschützend auch seinen anderen Arm um sie legte.
Ötzli schnaufte, wandte sich um und winkte ab. »Jaja, schon gut!«, meinte er. »Das alles ist auch für mich nicht leicht! Ihr ahnt nicht, wie erniedrigend es ist, der Vorsitzende dieses Dreckhaufens von einem Hierokratischen Rat zu sein! Es tut mir Leid.« Damit nickte er dem Sergeanten der Wachgruppe zu und wandte sich zum Gehen. »Wenn ich etwas Neues erfahre, so lasse ich es euch wissen. Und ich werde dafür sorgen, dass ihr wenigstens anständiges Essen bekommt. Ansonsten...«, er hob missmutig die Schultern, »müsst ihr einfach Geduld haben.« Damit wandte er sich um, ging den Treppengang hinauf und war bald darauf verschwunden.
Für eine Weile herrschte unentschlossenes Schweigen. Schließlich trat der Wachsergeant vor. »Also... wir müssten dann...«, sagte er.
Leandra seufzte und sah ihm ins Gesicht. Immerhin war er keiner von der gemeinen Sorte - es schien fast, als wisse er um die Ungerechtigkeit dieser ganzen leidigen Angelegenheit und würde seine Pflicht nur erfüllen, weil ihm nichts anderes übrig blieb.
Sie setzten sich in Bewegung und wurden noch ein Stück tiefer in den Gefängniskeller hinabgeführt. Hier gab es nur enge Gänge und Korridore, tief im Fels unter dem Palast, mit rußenden Fackeln an den Wänden.
»Was meinte Ötzli denn mit dem... Trivocum?«, fragte Hellami leise von der Seite her.
Leandra wischte sich die letzten Tränen aus den Augen, blickte Hellami an und fragte sich, ob ihre Freundschaft vielleicht doch nicht ganz zerstört war.
»Hier ist keine Magie möglich«, erklärte sie, sah zur Felsdecke auf und hob die Schultern. »Ich weiß nicht, wie sie das bewerkstelligt haben - aber das Trivocum ist grau und kalt. Wir können nicht ausbrechen. Zumindest nicht mit Hilfe von Magie.«
Hellami ließ ein leises Ächzen hören und sah Jacko Hilfe suchend an.
»Du meinst«, fragte Jacko, »...überhaupt keine Magie? Du nicht und auch Meister Fujima nicht? Oder Xarbas?«
Leandra schüttelte den Kopf. »Nein. Wir sind ihnen ausgeliefert. Wenn sie uns verurteilen, sind wir machtlos.«
Jacko holte tief Luft. Leandra wusste, dass man ihm eigentlich nur ein Schwert geben müsste, dann würde er sie schon irgendwie hier heraushauen. Nun ja - vermutlich doch nicht so leicht. Denn hier unten hatte die Palastgarde das Sagen - und das war eine Kampftruppe von legendärem Ruf.
»Was machen wir jetzt?«, flüsterte Hellami, während sie weitergingen. »Wir können doch nicht so einfach aufgeben?«
Leandra schüttelte ratlos den Kopf. »Ich weiß es nicht, Hellami. Ich weiß es wirklich nicht.«
Altmeister Ötzli kochte.
Er marschierte die Treppen zum Palast hinauf und sein alter, heißer Zorn über
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