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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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stehen.
    Victor verharrte, wagte für Sekunden nicht einmal zu atmen.
    Der Wächter stand nur da und schnaubte leise. Nach einer Minute, in der sein Herz wild pochte, wagte Victor, den Kopf ganz langsam zu wenden, um die Entfernung zum nächsten Durchgang abzumessen. Es waren noch etwa zehn Schritt. Und der Wächter war schnell, das konnte man allein schon an der Geschwindigkeit ermessen, mit der er herumgefahren war. Victor wusste, dass manche Raubtiere eine rein auf Angriff gerichtete Intelligenz besaßen. Sie konnten nur dann reagieren, wenn sich etwas fluchtartig bewegte. Langsame Bewegungen hingegen vermochten sie nicht wahrzunehmen. In der Hoffnung, dass dieses Monstrum in seinem grotesk winzigen Schädel nur eine Messerspitze voll Gehirn besaß, begann er, sich unendlich langsam weiter nach links zu schieben. Er schien Recht zu behalten. Der Wächter blieb, wo er war.
    Nach einer Weile hatte Victor den Durchgang erreicht, schob sich langsam nach vorn, um dann rückwärts die drei Treppenstufen hinauf zu gehen. Er war nun wieder ein wenig aus dem unmittelbaren Blickfeld des Wächters heraus, der nach wie vor in die Richtung starrte, in der Victor zuvor an der Wand gestanden hatte. Endlich war er oben.
    Als er mit der Hand nach hinten tasten wollte, um zu prüfen, ob der Torbogen auch wirklich durchlässig war, merkte er, dass er noch immer jenen Gegenstand in der Faust trug, den er ein paar Räume zuvor vom Boden aufgelesen hatte. Langsam hob er die Hand, um einen Blick darauf zu werfen.
    Als er die Faust öffnete, ließ er das Ding mit einem entsetzten Aufschrei los. Es fiel mit einem metallischen Klimpern zu Boden, aber Victor hätte schwören mögen, dass er eine Sekunde zuvor noch einen Finger in der Hand gehalten hatte; einen abgetrennten menschlichen Finger, an dessen Rändern frisches Blut klebte.
    Seine Bewegung machte den Wächter aufmerksam.
    Das Monstrum, drei Stufen unterhalb von Victor stehend und dabei so groß wie er, fuhr mit einem Aufbrüllen herum. Der Blick seiner winzigen Augen richtete sich auf Victor. Dann stampfte es los.
    Mit einem entsetzten Aufheulen warf sich Victor nach hinten, durch den rettenden Torbogen hindurch und kullerte schon einen Augenblick später wieder in einen dunklen Gang hinein. Er sprang auf und fuhr herum. Aus irgendeinem Grund war er davon ausgegangen, dass ihm der Wächter nicht durch einen der Torbögen hindurch folgen würde oder konnte - aber diese Annahme erwies sich als grundfalsch. Die riesige Bestie zwängte sich durch den Torbogen - und hätte der Wächter in diesem Augenblick die volle Orientierung besessen, hätte er Victor zweifellos mit einem einzigen Hieb zerfetzt.
    Was Victor abbekam, war dennoch schlimm genug. Die Fäuste der Kreatur, wohl so groß wie ein kleiner Kürbis, hämmerten mit tödlicher Wucht drauflos und Victor wurde schmerzhaft am Oberschenkel getroffen und zurückgeschleudert.
    Er heulte auf, ließ sich weiterrollen und sprang wieder auf die Füße; ein höllischer Schmerz zuckte seine rechte Seite hinauf. Humpelnd und vor Schmerzen wimmernd, rettete er sich den Gang hinab.
    Hinter ihm stampfte mit wuchtigen Schritten und wütendem Brüllen das Monstrum durch den Gang. Nur weil die Bestie so riesig war und sich hindurchzwängen musste, war Victor im Augenblick schneller. Als er das Gangende erreichte, streckte er die Hand nach vorn - nicht wirklich sicher, ob der Torbogen vor ihm ihn hindurchließ. Dann aber war er schon im nächsten Raum. Er hastete sofort weiter. Wieder war er in einem Raum mit acht Torbögen angekommen und sprang gleich nach rechts. Aber noch bevor er den Durchgang passiert hatte, hörte er hinter sich schon den Wächter auftauchen. Kein Zweifel - diese Bestie war echt, war keine Illusion; allein der Schmerz in seinem rechten Oberschenkel erinnerte ihn daran.
    Ohne anzuhalten stürmte er weiter, doch der Wächter folgte ihm gnadenlos. Victor keuchte und stöhnte vor Schmerz, als das nächste Gangende vor ihm auftauchte. Er spürte, dass er langsamer wurde; der Schmerz in seinem Bein breitete sich aus und die rasende Flucht kostete Kraft. Als ihm klar wurde, dass er sich wieder in einem Gang befand, keimte plötzlich eine vage Hoffnung in ihm auf. Dann war er durch den Torbogen hindurch... und er behielt Recht!
    Sofort ließ er sich nach links fallen, landete hart auf dem Boden und der Wächter, der in der Mitte dieses Raumes stand, fuhr mit einem Grollen herum. Im nächsten Augenblick brach der andere Wächter, der

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