Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
ihn verfolgt hatte, durch den Torbogen in den Raum herein, verlor wegen einer unerwarteten Stufe das Gleichgewicht und polterte zu Boden; dabei riss er den Wächter dieses Raumes mit sich.
    Es folgte ein brutaler Kampf, Wächter gegen Wächter.
    Victor zog sich mit heftig wummerndem Herzen ganz an die Wand zurück, um nicht zufällig Opfer eines verirrten Hiebes oder Trittes zu werden. Die beiden Bestien bekämpften sich gegenseitig mit roher Gewalt; es gab kein Lauern, Berechnen oder Abwarten. Sie hieben nur mit ihren gewaltigen Fäusten aufeinander ein, und hätten sie größere Mäuler besessen, hätten sie sich gewiss auch gebissen.
    Victor wähnte sich glücklich, als er seine Vermutung bestätigt sah, dass die grotesk winzigen Köpfe dieser Wesen kaum genügend Hirnmasse enthalten konnten, um ihnen so etwas wie ein Kampfverhalten abzuringen. Sie waren nichts als dumme Muskelkolosse und erkannten sich nicht einmal gegenseitig.
    »Hast du nichts Besseres zu bieten, Sardin, du Allmächtiger?«, schrie Victor wütend hinauf in die Höhe des Raumes.
    Natürlich erhielt er wieder keine Antwort, doch der Kampf in der Mitte des Raumes strebte seinem Höhepunkt entgegen. Das Gebrüll der beiden Bestien war ohrenbetäubend, und Victor vermutete, dass sein Wächter die Oberhand gewann. Dann fuhr ihm wie ein Blitz der Gedanke durchs Hirn, dass der Gewinner dieses Kampfes womöglich ihn verfolgen würde.
    Sitzend drückte er sich an der Wand entlang in Richtung des nächsten Ausganges, aber er hatte noch nicht die Hälfte des Weges geschafft, als sich der Kampf in der Mitte des Raumes entschied. Einer der beiden Wächter, und Victor fühlte eine seltsam bizarre Anwandlung von Mitfiebern, da er sicher war, sein Wächter wäre siegreich, schlug dem anderen mit einem entsetzlichen Prankenhieb den Schädel in Stücke.
    Im nächsten Augenblick schon verfluchte er sich selbst für diese Parteinahme. Denn es war die Frage, ob ihn der andere weiterverfolgt hätte. Sein Wächter hingegen wandte sich nach dem tödlichen Hieb sofort um und kam mit donnernden Schritten auf ihn zugestampft.
    Victor stieß einen Schrei aus, sprang auf die Füße und stürzte auf den nächsten Torbogen zu. Um Haaresbreite gelang es ihm, sich hindurchzuwerfen, während sein Verfolger, das bekam er noch mit, wenig zielgerichtet gegen den Torbogen knallte und zurückgeworfen wurde. Victor reagierte schnell. Das Missgeschick seines Verfolgers verschaffte ihm vielleicht den entscheidenden Augenblick Vorsprung. Wieder in einem Gang angelangt, rannte er weiter, so schnell er konnte, und passierte den Durchgang am Gangende, noch ehe auf der anderen Seite der Wächter aufgetaucht war. Wieder erreichte er einen Raum mit acht Durchgängen und warf sich gleich nach rechts.
    Doch er hatte Pech. In seiner Hast hatte er keine rechte Orientierung mehr und krachte ungeschützt mit dem Schädel und der rechten Schulter gegen den blanken Stein zwischen zwei Durchgängen. Er wurde zurück in den Raum geschleudert.
    Victor stöhnte vor Schmerz auf und war für Momente nicht Herr der Lage. Diese wenigen Sekunden genügten seinem Verfolger aufzuschließen. Als er den Überblick wieder erlangte, stand das Monstrum turmhoch über ihm und holte zum tödlichen Schlag aus.
    Er spürte den Hieb noch - ein vernichtender Schlag, der seinen gesamten Oberkörper erfasste und ihn quer durch den Raum schleuderte. Danach wurde alles schwarz um ihn herum. In seinem letzten Rest von Bewusstsein breitete sich die Gewissheit aus, dass es sich um die Schwärze des Todes handelte - diese endgültige, totale und nie mehr endende Schwärze, die alles verschluckte, jedes einzelne Stück der Existenz endgültig vernichtete, mochten es nun die Gefühle, das Wissen oder die Sinne sein. Alles wurde von diesem finsteren, undurchdringlichen Leichentuch überdeckt und verschluckt, und zuletzt, ganz zuletzt, musste es das Ich sein, das starb; dieses rätselhafte Etwas, das es einem Lebewesen erlaubte, sich selbst gewahr zu sein.
    Victor hatte schon häufig darüber nachgedacht, was mit diesem Etwas wohl nach dem Tode passieren mochte. Das Ich war nach seinem Verständnis eine so überragende, einzigartige und dabei auch so unabhängige Errungenschaft des Geistes, dass es ihm schwer vorstellbar erschien, dass es einfach erlöschen konnte. Dass nichts übrig blieb davon; dass ein Wesen, das einige Dutzend Jahre dieses Ich in die Welt getragen und die Welt damit geprägt hatte, sich einfach so in nichts

Weitere Kostenlose Bücher