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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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- und mit ihm der zu erwartende, zugemauerte Torbogen. Panik beschlich ihre Herzen.
    Victor ging auf die Knie und deutete nach vorn. »Da! Seht!«
    Roya und Quendras erkannten sofort, was er meinte. Der Gang verjüngte sich bis unmittelbar zum Torbogen hin, nirgends gab es eine Kante, an der man sich hätte festhalten können. Victor konnte sich förmlich sehen, wie er dort unten strampelnd und um sich schlagend, erschöpft und voller Panik langsam hindurchrutschte.
    »Wir haben keine Möglichkeit, es auszuprobieren«, sagte Victor laut und stemmte sich vorsichtig balancierend auf die Füße. »Wir müssen es einfach wagen! Ich gehe zuerst!«
    Damit erzwang er die Initiative. Würden sie jetzt noch zögern, dann gab es keine Möglichkeit mehr, die Geschwindigkeit zu erlangen, die womöglich notwendig war. Es galt, diese einzige, sinnvolle Chance zu nutzen.
    Roya schoss in die Höhe, um Victor daran zu hindern, aber sie war zu weit weg von ihm. Er war schon unterwegs. Auch Quendras kam wackelig auf die Knie und starrte Victor hinterher.
    Victor tappte zuerst vorsichtig voran, balancierte so gut er konnte und schlidderte mit rudernden Armen voran. Langsam wurde er schneller, und dann sahen sie, dass er nur noch ein halbes Dutzend Schritte bis zu dem Torbogen hatte. Sonderlich schnell war er noch nicht, aber er bemühte sich, Fahrt aufzunehmen.
    »Victor!«, schrie Roya entsetzt und streckte die Arme nach ihm aus.
    Doch Victor ließ sich nicht beirren. Er näherte sich einer Wand und versuchte, sich daran abzustoßen, um noch schneller zu werden. Kurz bevor er den Torbogen erreichte, durchfuhr ihn das entsetzliche Gefühl von Messerspitzen oder Klinken in seinem Leib, ebenso wie es ihm in wenigen Sekunden tatsächlich ergehen mochte. Augenblicke später war er hindurch.
    Sie sahen noch, dass er sich abstieß, wie zu einem Sprung, dann war er verschwunden.
    »O nein!«, wimmerte Roya. Ihre Stimme war vor Angst verzerrt. Sie kniete da, leicht balancierend, vor Schreck beinahe erstarrt und inzwischen gefährlich nahe an dem Torbogen.
    Quendras kroch zu ihr und zog sie ebenfalls in die Höhe.
    »Roya! Du musst los!«
    Ihre Augen weiteten sich. »Nein...«, stammelte sie. »Nein... ich... ich kann das nicht!«
    »Es ist deine einzige Chance!«, beschwor Quendras sie.
    Roya starrte entsetzt auf den Durchgang. »Nein...«, wiederholte sie leise und schüttelte den Kopf. »Nein, ich...«
    »Du bist schon durch über hundert solcher Torbögen gegangen!«, zischte er. »Warum, verdammt, dieses Mal nicht?« Er hatte sie an beiden Handgelenken gepackt und schüttelte sie. »Roya! Du musst!«
    Sie schüttelte in einem Anfall von Verzweiflung den Kopf, Tränen schössen ihr aus den Augen. »Nein, Quendras! Bitte nicht! Ich kann nicht... ich...«
    Quendras sah zu dem Torbogen, der unaufhaltsam näher kam. Es waren nur noch sieben oder acht Schritte bis dort; wenn sie noch ausreichend Geschwindigkeit für einen Sprung aufnehmen wollte, dann wurde es jetzt höchste Zeit.
    »Royal« Er brüllte ihr ins Gesicht. »Willst du denn sterben?«
    »Ich... wir werden sterben, wenn wir da jetzt durchgehen!«, schrie sie zurück und warf sich ihm entgegen, um sich verzweifelt an ihn zu klammern.
    Quendras ächzte, kämpfte um sein Gleichgewicht. Er leistete sich noch ein paar Sekunden des Zögerns. Über ein Jahr hatte er sich mit diesen Labyrinthen beschäftigt, es war gar nicht sein Auftrag gewesen, er hatte es aus rein persönlichem Interesse getan. Während dieser Zeit hatte er in geheimen Archiven der Bruderschaft einen Schatz an Schriftgut entdeckt, Dutzende von Büchern über Methoden und Ideen für den Bau von Labyrinthen. Und natürlich auch über Fallen und Verwirrungen, die es einem Eindringling unmöglich machen sollten hindurchzufinden, was auch immer das Labyrinth verbarg. Er konnte sich noch gut an all die verschiedenen Theorien erinnern. An die Ablenkungsprinzipien, an perspektivische Täuschungen, Türmechanismen, Spiegelfallen, ja sogar an Unterwasserverzweigungen oder an Hallen, in denen es galt, bestimmte Kurse einzuhalten, um durch eine Folge niedergedrückter Bodenplatten bestimmte Mechanismen auszulösen - oder eben nicht auszulösen. Es war - sah man einmal von der bitteren Bedrohung ab, in der er selbst nun steckte - wahrhaftig eine eigene Kunstform. Damals hatte ihn das sogar begeistert. Es gab Dutzende von unterschiedlichen Ansätzen und hunderte von verschiedenen Einzelheiten.
    Nur eines war allen Labyrinthen gemein:

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