Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
flau im Magen. Wenn er jetzt nicht den Mut aufbrachte, alles zu riskieren, war sein Leben verspielt. Er holte tief Luft und setzte sich, vermied es dabei, den Drakken um ihn herum Blicke zuzuwerfen. Das Flugschiff landete und die Drakkensoldaten sprangen heraus. Sie bildeten einen Kreis um ihn, mit den Waffen im Anschlag.
Er bekam kaum Zeit, sich umzusehen, und wurde gleich in einen Gebäudekomplex hineingeschleust. Aus der Nähe sahen die silbrigen Kuppeln so aus, als bestünden sie aus Papier; überall erblickte er metallene Gestänge, Rohrleitungen und große Aufbauten von Apparaturen oder Geräten, deren Zweck er nicht einmal erahnen konnte. Sie betraten eines der Gebäude -es war aus einem ausgesprochen dünnen, wenn auch festen Material gefertigt, war lichtundurchlässig und bewegte sich auch nicht im Wind.
Überall liefen Drakken umher; kein Einziger von ihnen wirkte so, als würde er sich auch nur im Geringsten fürchten, gegen Rasnor einen Zweikampf austragen zu müssen. Wieder sah er eine dieser vierbeinigen Kreaturen, die er Wächter getauft hatte, und noch eine andere, verrückte Mischung aus einem Wurm und einem Zwerg, die irgendwie nicht drakkenhaft wirkte. Dieses Wesen aber entschwand gleich wieder seinen Blicken. Er bekam dafür nun größere und stärkere Drakken zu sehen. Sie alle trugen Panzer in unterschiedlichen Farben. Die Grundfarbe war immer schwarz, die jeweils andere Farbe war nicht mehr als ein oberflächlicher Schimmer, ähnlich wie man es von manchen Insekten her kannte. Immer stärker drängte sich ihm der Eindruck auf, es hier nicht mit einer Gesellschaft freier Einzelpersonen zu tun zu haben, sondern mit einem äußerst straff und militärisch geordneten Gesamtsystem, in dem der Einzelne ein Nichts war und nur das Ganze zählte.
Endlich erreichten sie ihr Ziel. Vor Rasnor glitt eine Metalltür zur Seite. Dahinter lag ein seltsam lang gestreckter Raum, in dem es nichts als einen weißen, viereckigen Tisch gab. Man bedeutete ihm hineinzugehen. Rasnor nickte unsicher. Kaum hatte er die Schwelle übertreten, glitt die Tür hinter ihm wieder zu und er fuhr herum - aber da war es schon zu spät und er war allein hier eingeschlossen. Panik durchfuhr ihn: War dies der Ort, an dem sie ihn beseitigen wollen? Hier gab es keinen Drakkenanführer und auch sonst nichts, das auf eine Begegnung mit höheren Drakken hindeutete und...
Plötzlich begann über dem Tisch die Luft zu flimmern und es entstand ein ganz erstaunliches Abbild eines Drakken, der auf einem großen Stuhl mit Lehne saß. Rasnor erkannte gleich, dass es sich um keine echte, im Raum anwesende Person handelte, und das war auch erklärlich: Sie wussten schließlich nicht, ob Rasnor gefährlich war und es vielleicht auf ihren Anführer abgesehen hatte. Der Drakken war nur ein in der Luft schwebendes Abbild. Etwas Ähnliches hatte er schon einmal gesehen, aber es war Magie gewesen. Dies hier musste eine andere Art von Abbild sein.
Der Drakken selbst war ein beeindruckendes Exemplar. Er war hünenhaft groß, überragte selbst den Größten, den er bisher gesehen hatte, um Haupteslänge und trug einen schimmernden Panzer, dessen zweite Farbe ein rätselhaft schimmerndes Weiß war.
»Du bist Rasnor«, sagte der Drakken mit erstaunlich melodiöser Stimme. »Oberhaupt des von Chast gegründeten Ordens von Yoor.«
Der erste Schrecken darüber, dass der Drakken seinen Namen kannte, verwandelte sich in Erleichterung, dass sein Titel ebenfalls bekannt war. Als Oberhaupt von irgendwas hier auftreten zu können war weitaus besser, als ein Niemand zu sein.
»Das ist richtig«, erwiderte er, um innere Ruhe kämpfend. »Mein voller Titel lautet Erzquästor.«
»Was nicht den geringsten Unterschied macht«, erklärte der Drakken, diesmal eine Spur unfreundlicher. »Dein Herz schlägt zu schnell, dein Puls ist flach und... Schweiß steht auf deiner Stirn. Das deutet darauf hin, dass du weitaus weniger selbstsicher bist, als du zu sein vorgibst. Versuche nicht, mich mit dummen Tricks oder großen Titeln blenden zu wollen.«
Rasnor schluckte. Noch beeindruckender als die Erscheinung des Drakken war seine rasche, geschliffene Sprechweise. Man hätte annehmen können, dieses Wesen wäre in der Höhlenwelt, ja sogar im Palast aufgewachsen.
»Mein Name ist YeohMaar und ich bin der uCuluu dieses... nun, nennen wir es einen Verband. Sagt dir das etwas? Ein Verband?«
»Ah... ja, im militärischen Sinn...«, erwiderte Rasnor.
»Gut, Erzquästor.«
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