Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
nur noch darauf an, geschickt zu handeln. Alles Weitere würde sich fügen.
Das große Beiboot startete. Es war ein schnittiges, lang gestrecktes Ding, das irgendwie gefährlich aussah, und Rasnor begann trotz aller Furcht, Gefallen an der ganzen Sache zu finden. Seine vielleicht wichtigste Erkenntnis für den heutigen Tag war, dass er wirklich nichts mehr zu verlieren hatte. Jetzt nach Savalgor zurückkehren zu wollen, um dort noch irgendwas auszurichten, war geradezu lächerlich. Er hatte zwei mächtige Feinde: zum einen diesen geheimnisvollen neuen Anführer der Bruderschaft, gegen den er nichts tun konnte, solange er nicht den Pakt besaß, und zum anderen Leandra und ihre Leute, gegen die er trotz seiner abgründigen Magie nicht ankommen würde. Sie besaßen inzwischen möglicherweise den Pakt oder würden ihn in Kürze haben. Was sollte er da noch ausrichten? Er hätte sich bestenfalls in ein Loch verkriechen können, um nicht allzu viel abzubekommen, sobald es ernst wurde.
Wenn er nun aber den entsprechenden Mut aufbrachte, auch bis zum Äußersten zu gehen, konnte er seine aussichtslose Lage in einen grandiosen Sieg verwandeln. Und es gab noch etwas, wonach es ihn verlangte, aber das war nur ein kleines Nebenprodukt. Er musste geduldig sein.
Das Beiboot startete durch eine große Luke, die sich in der Decke der Halle geöffnet hatte. Draußen war es schon dunkel. Offenbar hatte sich sein Aufenthalt in dem kleinen Raum länger hingezogen als vermutet. Er bemühte sich, sein kindliches Erstaunen für sich zu behalten. Am liebsten hätte er drauflos geplappert - über all die Wunder der Drakken -, aber dafür hätte er hier wohl keine Zuhörer gefunden. Als das Flugschiff Höhe gewonnen hatte, heulte in seinem hinteren Teil etwas auf und es schoss plötzlich los, diesmal mit gehöriger Geschwindigkeit.
Mit grimmiger Begeisterung verfolgte Rasnor, wie das Schiff zwischen den dunklen Schemen der Stützpfeiler hindurchflog, Höhe gewann und sich dann nach Süden wandte. Es war viel schneller als ein Drache, bestimmt vier- oder fünfmal so schnell, aber in seinem Inneren war es ruhig und vor allem: der ewige Wind zerrte nicht an einem.
Der Flug dauerte etwa drei Stunden. Rasnor verlor vollends die Orientierung, denn sie flogen, kaum dass die Nacht angebrochen war, wieder in eine Zone dämmrigen Lichts hinein - und es wurde immer heller Es kostete ihn über eine Stunde, ehe er darauf kam, was hier geschah. Sie bewegten sich offenbar entgegen der Drehrichtung der Welt, und zwar so unerhört schnell, dass sie den Sonnenuntergang einholten und sogar überholten! Rasnor schüttelte fassungslos den Kopf. Was für eine Geschwindigkeit!
Schließlich erreichten sie eine ganz erstaunliche Insel, die im warmen Abendlicht lag. Sie bestand aus einer Gruppe von sieben Stützpfeilern und musste viele hundert Meilen, ach was, viele tausend Meilen östlich von Akrania liegen. Von einer solchen Insel hatte er noch nie zuvor gehört. Erst als sie näher kamen, konnte Rasnor die Größe der Pfeiler ermessen, und nun sah er es: Ein riesiges Drakkenschiff schwebte zwischen ihnen, wohl dreimal so groß wie jenes, in dem er sich gerade befand. Und er sah auch noch andere, kleinere Flugschiffe. Die Drakken waren anscheinend bereits in gewaltiger Stärke in die Höhlenwelt eingedrungen.
Plötzlich fühlte er sich doch nicht mehr so sicher, ob es ihm gelingen würde, hier den Einfluss zu gewinnen, den er sich erhoffte. Diese Streitmacht war riesenhaft und er war sicher, sie würde in jedem Fall siegreich sein. Als das Flugschiff in den Zwischenraum der riesigen Pfeilergruppe eindrang, stand er auf und trat an eines der Fenster. Unten, im tiefen Tal zwischen den Pfeilern, lag eine Art Stadt. Silbrig glänzende Kuppelbauten schimmerten im Abendlicht eines kleinen Sonnenfensters, das sich inmitten der Pfeilergruppe im Felsenhimmel befand. Dort unten konnte er Trupps von Drakkensoldaten erkennen, Fahrzeuge, auf dem Boden stehende Flugschiffe und überall diese silbrigen Kuppelbauten. Plötzlich wurde ihm auf unangenehme Weise klar, dass er hiermit einen Einblick in ihr wahrscheinlich größtes militärisches Geheimnis erhielt -und dass sie ihm dies gestatteten, konnte nur zwei mögliche Gründe haben: Entweder hielten sie ihn für einen wichtigen Verbündeten, was eher unwahrscheinlich war, oder aber sie rechneten ohnehin damit, ihn in Kürze zu beseitigen, wodurch es unwesentlich wurde, ob er ihr Geheimnis kannte oder nicht.
Rasnor wurde
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