Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
stand.
Was ihn jedoch mit Angst erfüllte, war die Tatsache, dass diese Krieger seine Welt ohne Zweifel binnen kürzester Zeit würden überrennen können. Er versuchte sich vorzustellen, was wohl geschah, wenn eine Abteilung von beispielsweise vierundzwanzig bewaffneten und zu allem entschlossenen Drakken in ein durchschnittliches Dorf der Höhlenwelt eindringen würde. Vermutlich lebte nach einem Gemetzel von höchstens zehn Minuten kein einziger Mensch mehr, während die Drakken keinerlei Verlust auszuweisen hätten. Er schnaufte. Nun ja, falls sich ein fähiger Dorfmagier in der Nähe befände, würden sie ein oder zwei Tote zu beklagen haben. Aber nicht mehr.
Rasnor erkannte ein weiteres Wesen, und irgendwie wusste er gleich, dass man diese Bestie ebenfalls einen Drakken nennen musste, obwohl sie ganz anders aussah. Das Monstrum stand, in einen schwarz-silbernen Panzer gekleidet, bewegungslos neben dem riesigen, aufgeklappten Tor, durch die eben die Drakkenabteilung erschienen war. Es besaß vier Beine, war aber dennoch irgendwie als aufrecht stehend zu bezeichnen. Es schien auch vier Arme zu besitzen, die keine Hände, sondern Zangen aufwiesen, und der Kopf war nicht mehr als eine flache Halbkugel, eng an die massigen Schultern gedrückt. Mit winzigen Augen starrte das Wesen in die Gegend. Rasnor hatte den Eindruck, dass es sich bei dieser Kreatur um eine Art Wächter handeln musste, um einen hirnlosen Rammbock, der notfalls Häuser einreißen konnte.
Die Drakkenabteilung kam zum Stillstand. Auf einen kurzen, nicht sehr lauten Befehl hin löste sie sich in Windeseile auf. Wenige Sekunden später hatten sich die Soldaten in alle Richtungen verteilt, mit den Waffen im Anschlag, und spätestens jetzt wäre für jeden beliebigen Menschen der Höhlenwelt, ausgenommen vielleicht Chast, vollkommen aussichtslos gewesen, irgendeinen Fluchtversuch oder gar einen Angriff zu starten.
Sie winkten ihn mit ihren Waffen heraus und zögernd leistete er dem Befehl Folge. Gleich darauf stand er auf grau-metallenem Boden und sah mit neu aufkeimender Furcht dem Drakken im schwarz-roten Panzer entgegen, der auf ihn zukam.
Das Wesen war gute zwei Köpfe größer als er, schlank und von katzenhafter Geschmeidigkeit; sein Panzer schmiegte sich in vollkommener Weise an seinen Oberkörper. Drei Schritte vor ihm blieb der Drakken stehen. Nun nahm Rasnor etwas wahr, was er zuvor schon in abgeschwächter Form mitbekommen hatte - es war der Geruch dieser Wesen.
Kaum etwas anderes, so dachte er in diesem Augenblick, war besser geeignet, um zwischen zwei Kreaturen, egal welcher Art sie auch sein mochten, ein Gefühl von besser und schlechter aufzubringen. Und der Geruch, der diesem Drakken und all seinen Mit-Drakken anhaftete, machte sie schlicht und einfach zu den schlechteren Wesen. Niemand, dessen moralische und geistige Werte auch nur einen halben Kupferfolint wert waren, konnte so widerlich stinken!
»Ich bin TaanSker«, sagte das Wesen mit einer kalten, metallischen Stimme. »Was willst du?«
Rasnor war von dem Gestank des Drakken so angewidert, dass er nur mit Mühe vermeiden konnte, das Gesicht zu verziehen und den Drakken zurechtzuweisen, dass er ihn so nicht anzureden habe. Er antwortete nicht gleich. Die Gewissheit durchströmte ihn, dass Wesen, denen ein solcher Geruch anhaftete - ein Geruch nach Pisse, altem Dreck und der Fäulnis eines Morasts -, hier, in seiner Welt, niemals nach Belieben schalten und walten durften!
»Antworte!«, forderte der Drakken.
Rasnor wandte langsam den Kopf zu ihm und blitzte ihn an. »Ich will mit dem Höchsten unter euch reden«, sagte er. »Dem Allerhöchsten! Ich habe euch... etwas ganz Besonderes anzubieten. Doch ich verlange«, und er legte eine bedeutsame Pause ein, »mit eurem Allerhöchsten zu sprechen!«
Sein Vorstoß hatte gewirkt.
Der Drakken hatte ihn eine Weile wortlos angestarrt. Dann war er, unter schwerer Bewachung, abgeführt, für eine Weile in einem kleinen Raum untergebracht und anschließend wieder abgeholt worden. Man brachte ihn zurück zu dem Teil des Schiffes, in dem die kleinen Flugschiffe standen (Rasnor beschloss, sie wie in der Seefahrt Beiboote zu nennen), und dort wurde er mitsamt seiner schwer bewaffneten Zwanzig-Mann-Eskorte in ein größeres dieser Beiboote verfrachtet.
Ein leises Triumphgefühl beschlich ihn. Wenn man ihn mitsamt einer so hohen Bewachung in so ein Schiff setzte, hielt man ihn offenbar nicht für den Geringsten aller Menschen. Nun kam es
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