Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
überlebt!«, flüsterte er. »Wenn Chast dort herausgekommen ist, warum nicht auch Munuel?«
Wieder nickte Quendras.
»Und er hat mit dir Kontakt aufgenommen. Er ist der Freund, von dem du erzählt hast! Der gewisse Dinge vorbereitet hat!«
Quendras lachte leise auf. »Ja. Stimmt.«
»Ha, Leandra wird Luftsprünge machen, wenn sie das erfährt!«
Quendras legte einen Finger auf den Mund und hob den anderen Zeigefinger auch noch. »Niemand darf es erfahren! Noch nicht. Ich habe es Munuel versprechen müssen!«
Victor hob kopfschüttelnd die Arme. »Aber warum erzählst du es dann mir?«
Quendras schnaufte und starrte Victor ernst an. »Weil du mir noch immer misstraust.«
Victor musterte Quendras nachdenklich und bohrte dabei mit seiner Zunge in der Wange. »Gut«, sagte er. »Ich will auch ehrlich sein. Du hast Recht.«
Quendras nickte. »Dachte ich mir.«
»Dann willst du also Klarheit zwischen uns schaffen?«
»Es könnte heikel werden in der nächsten Zeit. Vielleicht müssen wir kämpfen. Ich möchte nicht plötzlich dein Messer am Hals haben, nur weil du glaubst, ich wollte dir etwas tun.«
»Ein kluger Gedanke«, gab Victor zu. »Also fangen wir an. Woher kennst ausgerechnet du Munuel?«
»Ulfa«, sagte Quendras nur.
Victor holte tief Luft. Natürlich: Ulfa! Wer sonst?
»Munuel ist Jerik«, sagte Quendras. »Royas Einsiedlermagier, der sie ausgebildet hat, im Wald nördlich von Minoor. Eine Sache, die von langer Hand vorbereitet war. Munuel wusste, dass Chast den Kampf in Unifar überlebt hatte, und er war auch der Erste, der von den Drakken wusste. Er war auf Bücher und Schriftwerk gestoßen und hatte schon vor vielen Jahren die ersten Hinweise auf den Pakt entdeckt.«
»Aber... wie entkam er aus Unifar? Die Katakomben stürzten vollständig ein!«
»Nicht vollständig«, erklärte Quendras. »Aber er wurde dort unten eingeschlossen. Chasts Magie, die den Einsturz herbeiführte, hatte ihn erblinden lassen. Für Wochen irrte er allein durch die Gänge und Höhlen.«
»Er ist erblindet?« Victor nickte. »Ja... Roya sagte, dass Jerik blind sei.«
»Ulfa befreite ihn aus den Höhlen. Ihr habt Ulfa damals in Bor Akramoria wiedererweckt, und seither versucht er, Sardins Machenschaften entgegenzuwirken. Er ist Sardins Gegenspieler.«
»Ja, das hat er uns selbst gesagt. Mir und Roya.«
Quendras blickte sich um. Der Morgen war noch früh und alle anderen schliefen. »Munuel hatte in der Dunkelheit gelernt«, fuhr Quendras wieder etwas leiser fort, »mit Hilfe seiner magischen Sinne über das Trivocum zu >sehen<. Als Ulfa ihm einen Weg aus den Katakomben zeigte und er wieder frei war, beschlossen sie, etwas zu unternehmen. Nicht in erster Linie gegen Chast - nein, es ging um den Pakt. Ulfa bestätigte Munuels Verdacht. Er wusste von den fremden Wesen. Sie setzten sich zum Ziel, den Pakt zu finden.«
Victor nickte nachdenklich. »Aber... was hat das Ganze mit dir zu tun? Wie kamst du ins Spiel?«
Quendras richtete sich auf. Beide wussten, dass dies der Augenblick war, in dem sich entschied, ob Victor diese Geschichte glauben würde oder nicht. »Nun, was denkst du, hätten sie mit dem Pakt tun können, hätten sie ihn je gefunden?«
Victor brauchte nicht lange, um zu begreifen. Er nickte. »Nichts. Es sei denn, sie hätten jemanden gehabt, der sich... nun ja, mit der Theorie der Rohen Magie gut auskannte.«
Quendras kniff ein Auge zusammen und hob die Schultern; er signalisierte Victor, dass diese Antwort nicht ganz zufrieden stellend war.
Victor nickte abermals. »Du hast Recht. Das hätte wohl nicht genügt. Sie brauchten... den bestmöglichen Fachmann für Rohe Magie.« Er lachte leise auf. »Und Chast stand ihnen wohl kaum zur Verfügung. Ich nehme an, die nächste Wahl warst du.«
»Ja. So könnte man es ausdrücken.«
Victor studierte lange Zeit Quendras' Gesicht. »Das ist einleuchtend. Allerdings auch ziemlich wagemutig - direkt auf Chasts rechte Hand zuzugehen! Woher nahmen sie auch nur den Funken einer Hoffnung, dass du zustimmen könntest?«
Quendras lachte leise auf. »Das war nicht schwer. Ulfa selbst hat mich... rekrutiert!«
Nun verstand Victor. Ja, natürlich - wieder einmal Ulfa! Man musste ein Herz aus Stein und eine Seele aus kaltem Stahl haben, wollte man sich dem Zauber des kleinen Baumdrachen entziehen. Ulfa würde wohl jeden Menschen dieser Welt für seine Belange gewinnen können. Einmal abgesehen von Chast vielleicht.
»Und Roya?«
Quendras antwortete nicht
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