Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
sie nur konnte.
Dann erlebte sie einen Start der besonderen Art. Tirao warf sich mit einem gewaltigen Sprung nach schräg vorn, über zwanzig Schritt weit, und wich damit einer Reihe von wabernden, nassgrauen Energieballen aus. Doch er entfaltete seine Schwingen nicht, sondern ließ sich wie ein Stein in die Tiefe fallen. Das war ihr Glück, denn keine Sekunde später krachte eine Feuersalve in den Fels über ihnen.
Tirao blieb nichts weiter übrig, als sich immer weiter fallen zu lassen. Langsam, mit wachsender Entfernung, ließ das Feuer auf sie nach. Leandra hielt sich krampfhaft fest, sie hatte panische Angst, den Halt zu verlieren. Tirao breitete die Schwingen wieder aus und fing sich. In einer langen Kurve zischte er in die Waagrechte und schoss dann wieder in die Höhe. Der Wind toste um sie herum, aber Leandra musste sich keine Gedanken darum machen, dass es ihr ohne Kleider zu kalt werden könnte: Tirao glühte förmlich unter ihr und selbst in dem scharfen Wind konnte sie seinen durchdringenden Geruch nach heißem Kupfer wahrnehmen. Die unbändige Hitze des Drachenrückens an ihren Schenkeln wirkte beinahe erotisierend und ein seltsam euphorisches Gefühl durchbrauste sie. Sie blickte über die Schulter hinauf und hätte beinahe einen Jubelschrei ausgestoßen, als sie sah, dass dort oben mehrere Drakkenschiffe in hellen Flammen standen. Diese verfluchten Echsenwesen hatten die Drachen gründlich unterschätzt!
Doch dann blieb ihr der Jubel im Halse stecken.
Ihr Blick hatte eine gewaltige graue Form gestreift, ein riesiges Schiff, das abseits des Spektakels in der Luft schwebte und auf das Tirao geradenwegs zuschoss. Im nächsten Augenblick sah sie schon etwas aufblitzen.
»Tirao! Pass auf!«, schrie sie.
Kurz bevor der Energiestrahl ihre Flugbahn kreuzte, kippte Tirao in einem halsbrecherischen Flugmanöver nach links unten aus seinem Kurs.
Und Leandra flog geradeaus weiter.
Sie schrie entsetzt auf. Der Drachenrücken unter ihr war nicht mehr da. Einen Augenblick später schoss sie durch eine Sphäre brennender Luft hindurch, die so entsetzlich heiß war, dass sie für Sekundenbruchteile dachte, das wäre das Ende.
Dann war sie hindurch und lebte aus irgendeinem unbegreiflichen Grund noch immer, aber jetzt ging es abwärts. Sie schrie vor Entsetzen und Verzweiflung -es war gut eine Meile bis dort hinab, bis sie irgendwo auf einem Felshang aufschlug. Sie würde sterben! Nun war ihr Abenteuer unwiderruflich zu Ende.
Dann schoss etwas an ihr vorbei und plötzlich spürte sie wieder Tiraos typische Drachenhitze - ganz in der Nähe. Er stürzte mit gleicher Geschwindigkeit wie sie in die Tiefe.
Mit einem Keuchen versuchte sie sich in der Luft herumzuwinden. Die Hornzacken des Drachenrückens kamen immer näher und sie kämpfte verzweifelt darum, sich so zu drehen, dass sie zufassen konnte. Plötzlich hatte sie eine der furchigen Kanten des Zackenkamms in der Hand. Sie strampelte und kämpfte sich um die eigene Achse. Tirao fing unterdessen seine Flugbahn immer mehr ab, während sich Leandra in einen Zwischenraum seines Homkamms presste. Beinahe ging ihr dabei die Luft aus, aber sie schaffte es. Eine atemlose Minute später saß sie wieder richtig herum auf ihrem Platz. Ihr Herz raste und ihre Haut fühlte sich an, als würde sie glühen.
Bist du in Ordnung, Leandra?, fragte Tirao.
»Nein, ich...«, ächzte sie wie betäubt.
Du musst! Tiraos Stimme war mächtig und voller Dringlichkeit. Der Kampf ist noch nicht vorüber!
Sie keuchte, sah auf, versuchte sich zu orientieren. Tirao glitt eben in eine enge Kurve und sie wurde abermals an seinen Homkamm gepresst, dass ihre Gelenke nur so knackten. Sie schloss die Augen, pumpte mehrmals tief und langsam Luft in ihre Lungen und versuchte sich klar zu machen, dass sie in wenigen Sekunden wieder voll da sein musste. Sie war Magierin und musste in diesem Kampf mithelfen.
Dann war Tirao schon wieder zurück am Ort des Geschehens. Er wich mehreren Salven aus einem Drakkenschiff aus und stieß dann eine brüllende Flammenwolke aus, die Leandra einmal mehr denken ließ, sie würde gebraten werden. Die Flammenwolke stieß mit solcher Gewalt in das Drakkenschiff, dass es erbebte. Das ganze Ding fing sofort Feuer und sackte nach unten.
Leandra erkannte, dass es ein verhältnismäßig kleines Schiff war. Alle Drakkenschiffe, die von den Drachen in Brand gesetzt und vernichtet wurden, waren klein.
Ihr Kopf fuhr herum und sie erblickte wieder das große Schiff.
Es
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