Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
an einem seltsam schiefen Stützpfeiler. Doch sie mussten leider feststellen, dass der Spalt im Felsen für die Menschen zum Schlafen nicht sonderlich geeignet war. Der Boden war abschüssig, uneben und feucht, und ganz hinten plätscherte ein kleines Rinnsal entlang. Sie entschieden sich, draußen auf dem breiten Felssims zu nächtigen. Auch manche der Drachen ließen sich dort nieder, andere klammerten sich in drachentypischer Weise in die senkrechten Felswände und verschmolzen fast vollständig mit ihnen, um in dieser Stellung die Nacht zu verbringen. Tirao meinte, dass sie morgen sehr früh aufbrechen und mit Glück übermorgen am Abend Savalgor erreichen würden.
Es war tief in der Nacht, als Leandra aufwachte.
Sie lag halb über Victor und spürte seine warme Haut. Sie erinnerte sich, dass sie wieder miteinander geschlafen hatten, so leise, wie es nur möglich gewesen war, denn um sie herum waren lauter Drachen. Victor hatte deswegen Hemmungen gehabt, aber Leandra peinigte ein übergroßes Bedürfnis, ihm so nahe wie möglich zu sein. Denn es würde nicht mehr lange so sein.
Sie seufzte elend und hob den Kopf. Um sie herum war alles ruhig. Sie betrachtete die Umrisse der schlafenden Drachen; es war eine zutiefst friedvolle Szene und sie fühlte sich beschützt und sicher.
Und doch war eine seltsame Unruhe in ihr. Wie eine innere Stimme, sie die warnen wollte.
Sie richtete sich langsam auf und starrte in die Nacht. Es war sehr dunkel, der Felsenhimmel schien wolkenverhangen zu sein, denn nirgends drang Sternenlicht durch ein Sonnenfenster herab. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, verstärkte sich. Es war fast wie eine Stimme in ihrem Kopf, die ihr eine Warnung zuflüsterte. Irritiert legte sie beide Handflächen an die Schläfen. Ganz schwach sah sie ein Stück entfernt den Umriss von Quendras, der offenbar Wache hielt. Er bewegte sich, war also nicht eingeschlafen, aber er schien nichts zu bemerken. Leandra wagte kaum zu atmen und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Nacht hinaus.
Dann sah sie es.
Für einen winzigen Augenblick riss irgendwo die Wolkendecke auf und Sternenlicht fiel durch ein Sonnenfenster in die Welt. Es genügte, um eine Anzahl ovaler Formen am Himmel vor ihnen sichtbar zu machen. Und sie waren nah, sehr nah.
»Wacht auf!«, schrie sie und sprang auf. »Die Drakken! Die Drakken sind da!«
Ruckartig schössen die Köpfe mehrerer Drachen in die Höhe; Quendras fuhr in die Höhe und starrte sie für Sekunden verblüfft an. Sie rüttelte Victor wach, der ein erschrecktes Gurgeln ausstieß, und rannte dann nach rechts, wo Roya und der Primas schliefen.
Noch bevor sie die beiden erreichte, ging es los.
Grelle Feuerstrahlen schössen durch den Himmel. Die heißen Energiebündel der Drakkenwaffen fauchten in die Felswand über ihnen und lösten eine wahre Gesteinslawine aus.
Doch Augenblicke später schon stoben die ersten Drachen in den Himmel hinaus. Sie schössen in halsbrecherischen Flugmanövern durch den Himmel und stürzten sich todesmutig ins Gefecht. Roya war rasch auf den Beinen, im Gegensatz zu Leandra trug sie immerhin Unterwäsche. Gemeinsam zerrten sie den Primas in die Höhe, der offenbar völlig schlaftrunken war.
Einen Augenblick später pfiff irgendein grell leuchtendes, blaues Etwas unmittelbar über ihre Köpfe hinweg und krachte fünf Schritt hinter und über ihnen in die Felswand. Eine heiße Druckwelle erfasste Leandra und schleuderte sie nach vorn.
Sie kugelte über den harten Felsboden und blieb benommen liegen. Als sie wieder zu sich kam, stieß sie ein entsetztes Aufheulen aus, denn sie war kaum zwei Ellen von der Kante des Simses entfernt - eine Winzigkeit mehr und sie wäre eine Meile in die Tiefe gestürzt.
Leandra! Schnell!, hörte sie und ihr Kopf fuhr herum. Ein monströser grauer Schatten sprang auf sie zu, während um sie herum ein wahres Inferno aus Lärm, Energieblitzen, Magien und durch die Luft schießenden Drachenleibern herrschte. Sie erkannte Tirao und kämpfte sich auf die Füße.
Sie hatte keine Zeit mehr gefunden, irgendetwas anzuziehen, und es kam ihr verrückt vor, völlig nackt auf den Drachenrücken zu springen, aber ihr blieb nichts anderes übrig. Ein grellorange pulsierender Feuerball zischte heran und sie duckte sich entsetzt, obwohl er ein gutes Stück links und oberhalb von ihr vorbeiging. Mit einem panikerfüllten Satz rettete sie sich auf Tiraos Schwinge. Von dort kroch sie auf seinen Rücken und krallte sich so fest
Weitere Kostenlose Bücher