Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
hinaufsteigen konnte. Aber sie waren unwichtig, außer den Treppen und den Wachplattformen gab es dort nichts. Auf der Rückseite des Hauptgebäudes befanden sich mehrere flache Steinbauten, die einst als Quartiere für das Personal oder für eine Wachmannschaft gedient haben mochten. Aber auch sie fielen durch ihre außergewöhnliche Schlichtheit auf: In wenigen Minuten hatten sie sie durchsucht und nicht einmal mehr einen alten Stuhl vorgefunden. Victor hatte manchmal den Eindruck gehabt, als wären sie nie benutzt worden.
Das einzige Bauwerk, das ihnen viel versprechend erschienen war, war eine Art Gebetstempel oder Grabmal, eine kleine Pyramide mit einem runden Turm auf der Spitze, die in zentraler Lage auf dem weiten Innenhof hinter dem Hauptgebäude stand. Sie hatten dort einen Eingang entdeckt, der aus einer schweren, schrägen Steinplatte bestand, die sich jedoch ohne weiteres öffnen ließ, wenn man am Kopf einer kleinen Katzenfigur links neben dem Eingang drehte. Aber ihre Freude über die Entdeckung dieses vermeintlich geheimen Eingangs hatte sich rasch in Enttäuschung verwandelt, als sie im Inneren der Pyramide nichts als einen leeren Sarkophag auf einem Sockel vorgefunden hatten. Roya hatte hartnäckig sämtliche Ritzen, Ecken und Nischen durchsucht, aber nirgends gab es irgendeinen weiteren Geheimmechanismus, der eine verborgene Tür öffnete oder Ähnliches. Nach einer Weile hatten sie aufgegeben.
Sie untersuchten noch einmal die steinernen Arkaden mit den jeweils neun Wächtern im vorderen Innenhof und fanden sogar die Zugänge zu den dahinter liegenden Gebäuden. Dort aber warteten nur zwei große leere Hallen auf sie, die wie die meisten anderen Räume seit Anbeginn der Zeiten unbenutzt schienen. Schließlich standen sie wieder mitten vor dem großen Hauptgebäude und hatten rein gar nichts entdeckt.
Roya maß den massigen Bau mit befangenen Blicken. »Mir steckt noch immer dieser Hängelüster in den Knochen«, bekannte sie. »Ich wette, da drinnen gibt es noch andere Fallen.«
Victor war schon seit einer geraumen Weile klar, dass sie den Rest der Festungsanlage nur deswegen so genau durchforstet hatten, um nicht weiter im Hauptgebäude suchen zu müssen.
»Ja. Das wäre nur logisch«, bestätigte er. »Der Pakt muss da drin sein und deswegen gibt es dort auch diese Fallen.«
»Fragt sich nur, ob wir sie alle umgehen können. Der nächste Fehler kann tödlich enden.«
Er nickte. Das war keine erhebende Aussicht. »Kannst du sie nicht mithilfe von Magie aufspüren?«
»Wenn irgendeine Magie drinsteckt, dann vielleicht. Aber das ist fraglich. Außerdem herrscht hier überall so ein Chaos im Trivocum, dass man leicht etwas übersehen kann.«
Victor sagte nur »Tja...« und setzte sich widerwillig in Bewegung. Roya folgte ihm.
Die unteren Räume hatten sie bereits mit aller Vorsicht erforscht; es handelte sich um zwei größere, aber ebenfalls vollkommen leere Hallen und eine weitere, die man als eine Art Thronsaal hätte bezeichnen können. Dort befand sich ein großes Stufenpodest, auf dem ein riesiger, steinerner Thron stand. Ansonsten war auch dieser Raum völlig leer. Daneben gab es noch eine Reihe kleinerer Räume, die vielleicht einmal als Küchen, Vorratsräume, Abstellkammern und Aufenthaltsräume für Wachsoldaten gedient haben mochten. Ihnen allen gemein war, dass sie völlig leer waren. Nirgends fand sich auch nur das kleinste Objekt; weder Tische, Stühle,
Bänke noch sonstiges Mobiliar. Das ganze Hammagor war offenbar vollständig leer geräumt worden. Oder Räuber hatten es im Laufe der letzten zweitausend Jahre bis auf den letzten Nagel ausgeplündert. Auch einen Zugang zu irgendwelchen tiefer gelegenen Räumen hatten sie nirgends entdecken können.
Nur jene steile Treppe hatten sie sich noch nicht hinaufgewagt. Nun stand Victor erneut davor und betrachtete sie mit misstrauischen Blicken. Irgendetwas Seltsames war an dieser Treppe, und das war der Grund, warum sie sie bisher gemieden hatten.
»Sie ist so seltsam steil«, meinte Roya.
»Stimmt, das ist eigentümlich«, bestätigte er nickend. »So steile Treppen gibt es höchstens in klitzekleinen Häusern, in denen kein Platz ist. Und diese Löcher da machen mich nervös.«
Er deutete auf eine doppelte Reihe von Löchern, jedes etwa vom Durchmesser einer großen Münze, die auf dem Hallenboden parallel zur untersten Stufe verliefen.
»Ich wette, das ist eine Falle!«, raunte Roya. »Ich weiß bloß nicht, wie sie
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