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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sich die Stufen der Treppe hoben. Nach einer Minute war der Spuk vorbei.
    Er hielt Roya, die vor Schmerzen weinte, in den Armen. Seine Hände auf ihrem Rücken spürten Blut, doch er seufzte erleichtert, als er merkte, dass es nicht viel war. Sie war verletzt, aber nicht lebensgefährlich. Er zog sie zu sich heran und küsste sie auf die Stirn.
    »Du hast mir das Leben gerettet«, sagte er leise. »Geht's?«
    Sie nickte wimmernd und verkroch sich in seinen Armen. Er blieb, wo er war, und bemühte sich ruhiger zu atmen. Schließlich erhob er sich langsam und zog sie mit sich hoch. Sie sah ihn mit tränenüberströmtem Gesicht an.
    »Du bist verletzt«, sagte er besorgt. Sie ließ sich wieder herabsinken.
    Er zupfte an ihrer Felljacke und sah sechs blutige Flecken, wo Klingen durchgestoßen waren. Hätte sie die zähe Jacke nicht getragen, hätte sie sich wesentlich schlimmer verletzen können. Dann erkannte er, dass hinter ihnen der große Steinbrocken noch immer auf den Löchern lag, und er stieß ein Stöhnen aus. Wenn dieser Brocken nicht dort gelegen hätte, wären sie beide über die Klingen hinweggerollt und schwer verletzt oder gar getötet worden.
    Roya kam in die Höhe, mit verweintem, vom Elend gezeichnetem Gesicht. Sie tat Victor unendlich Leid. Es war nicht recht, dass ein so zartes Geschöpf wie sie von solch einem barbarischen Mechanismus verletzt wurde.
    »Du musst deine Jacke ausziehen«, sagte er sanft und half ihr, sich aus ihrer Jacke, ihrem Hemd und auch aus dem blutigen Unterhemd zu schälen. Mit nackten Brüsten saß sie vor ihm, halb von ihm abgewandt, damit er ihren verletzten Rücken untersuchen konnte.
    Es handelte sich um sechs Schnitte - sie waren zum Glück nicht allzu schlimm, aber er konnte ihren Schmerz deutlich genug spüren. Dieses verfluchte Hammagor schien alles daran zu setzen, sie umzubringen.
    Er nahm ihre Felljacke, hängte sie ihr sanft um die Schultern, stand auf und sagte: »Warte hier. Ich muss zu unserem Lager. Irgendwas zum Verbinden holen.«
    Sie schnaufte nur.
    Er eilte los, verließ das Gebäude und den Festungshof im Laufschritt und bog, nachdem er das riesige, offene Festungstor passiert hatte, nach rechts ab. Wenige Minuten später hatte er das Lager erreicht.
    Faiona war nicht da. Er wühlte in den Sachen und fand unter Scolars Hinterlassenschaft ein weißes Leinenhemd. Unschlüssig spielte er mit dem Gedanken, die Sachen dieses widerlichen Kerls einfach wegzuwerfen, aber er brauchte zumindest dieses Hemd - als Verbandsmaterial. Auch Scolars Decken und Proviant hatten sie bitter nötig, hatte sich ihre Reise doch wesentlich verlängert. Dann fiel ihm ein, dass Roya etwas von Töpfen und Tiegeln erzählt hatte.
    Er durchsuchte Scolars Sachen genauer und fand einen leinenen Beutel, in dem sich einige kleine Gefäße aus Ton befanden. Er öffnete sie vorsichtig und fand verschiedene Pulver sowie zwei Tiegel mit einer wachsartigen Substanz darin. Die eine hatte einen sehr vertrauten Arzneigeruch, er konnte sich allerdings nicht entsinnen, was es war. Den anderen Geruch kannte er nicht. Er nahm beide Tiegel an sich. In Royas Gepäck fand er noch ein wollenes Leibchen und schnürte aus allem ein kleines Bündel. Dann machte er sich wieder auf den Rückweg zu ihr.

6 ♦ Gegenspieler
     
    Er mochte die anderen nicht. Er war hier der Anführer, aber niemand zollte ihm Respekt. Sie gehorchten ihm, aber er fand keine Anerkennung. Wenn sie abends, nach einem ganzen Tag auf den Rücken der Flugdrachen, durchgefroren und mit windzerzausten Haaren abstiegen und ihr Nachtlager aufschlugen, dann ließen sie ihn allein, diese hochmütigen Kampfmagier, gaben ihm zu verstehen, dass sie ihn nicht respektierten... ihn, den kleinen Emporkömmling, der aus Gründen, die ihnen nicht verständlich waren, bei Chast, dem Hohen Meister der Bruderschaft, in bestem Ansehen stand.
    Rasnor brummte missmutig, peilte verstohlen nach den anderen, die um das Feuer herum saßen, und zog sich die Decke enger um die Schultern. Es war kalt hier im Hochland von Noor, zwischen all den endlosen Steinen, Felsen, Bergen und Stützpfeilern, und wenn das Licht aus den Sonnenfenstern der Welt schwand, wurde es mit einem Schlag doppelt so kalt. Aber diesen Kerlen schien das nichts auszumachen - sie saßen ja auch um das wärmende Feuer herum.
    Für ihn hatten sie natürlich keinen Platz gelassen. Er war der Erzquästor des Ordens von Yoor und nicht etwa einer von ihnen - wo sie doch sicher alle dachten, so ein

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