Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
heilen ja auch. Und... na ja, ich glaube kaum, dass er sich wirklich von Moder und Gift ernährte.« Nun lächelte sie ihn wieder schwach an und er atmete auf.
Er schnüffelte noch einmal an dem Tiegel. »Also gut. Wenn es sich irgendwie komisch anfühlt oder brennt, sagst du Bescheid, ja?«
»Keine Sorge.«
Er begann vorsichtig, mit einem Stück sauberen Stoff das Blut um die Wunden wegzuwischen und dann dünn die Salbe aufzutragen. Als er ihre unglaublich zarte Haut unter seinen Fingern spürte, überkam ihn plötzlich Sehnsucht. Er sehnte sich danach, einen solchen Körper, eine solche Haut wieder einmal berühren zu dürfen.
Sie war ein unglaublich schönes Mädchen, zierlich und weich und doch so stark und mutig. Für einen Augenblick meinte er sogar, einen schwachen Duft von ihr vernommen zu haben, aber er konnte sich nicht vorstellen, wie sie den herbeigezaubert haben sollte. Er mochte sie sehr, fand sie witzig, intelligent und letztlich auch so aufregend, dass ihm ein bisschen schwindlig wurde. Seine Sehnsucht war nicht allein die nach Leandra, sondern auch nach dem Körper einer Frau, nach ihrer Wärme und Zartheit; und Roya war mehr als nur eine Verlockung. Jetzt sah er zwar nur ihren verletzten Rücken, aber zuvor hatte er einen Blick auf ihre wunderschönen, mädchenhaften Brüste erhascht und allein bei dem Gedanken daran spürte er seinen Puls hämmern. Sie war eine wirkliche Schönheit. Victor hatte keine Ahnung, ob Roya ihn gewollt hätte, aber er wusste, dass er sie nur missbraucht hätte. An dem Tag, da er Leandra wieder sah, würde er alle anderen Frauen der Welt vergessen, mochten sie auch noch so schön und anmutig sein.
Als er mit dem Verbinden fertig war, half er ihr, das frische Leibchen überzustreifen, und ein wehmütiges Lächeln strich über seine Züge, als ihr Körper unter dem Stoff verschwand. Fast hätte er geseufzt, hätte seinem Bedürfnis nachgegeben, ihr Komplimente zu machen. Aber er hütete seine Zunge. Er erhob sich und nahm sie sanft in den Arm. »Danke«, sagte er. »Du hast mich gerettet. Du bist einfach großartig.«
Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Ich möchte mich ein bisschen ausruhen«, seufzte sie und setzte sich auf die unterste Stufe der Treppe. Alle Stufen hatten sich inzwischen wieder aufgerichtet und nichts deutete mehr auf die tödliche Falle hin. Sie hängte sich ihre Felljacke um die Schultern und blickte dann zu ihm auf. »Wärst du so lieb, mir noch ein frisches Hemd zu holen?«, fragte sie. Sie deutete auf das blutige Kleiderbündel am Boden.
»Ja, natürlich«, sagte er, winkte kurz und machte sich abermals in Richtung des Lagers auf.
Diesmal benötigte er etwas länger, er sparte es sich, wieder so zu rennen. Roya würde dankbar sein, wenn sie sich noch ein wenig erholen konnte, bevor sie sich wieder auf die Suche machten. Als er jedoch zurückkam, stand sie zehn Stufen weit oben auf der Treppe.
Er schnappte erschrocken nach Luft und eilte zu ihr, aber da kam sie schon wieder herunter. Sie grinste ihn an. »Ich weiß jetzt, wie wir da hochkommen«, erklärte sie.
Victor stieß einen Laut des Erstaunens aus. »Du hast einen Weg gefunden? Wirklich?«
Sie nickte lächelnd. Er reichte ihr das frische Hemd, das er in ihrem Gepäck gefunden hatte, und sie legte ihre Felljacke ab, um es anzuziehen. Sie verzog schmerzvoll das Gesicht, als sie die Arme nach hinten strecken musste, und er trat hinzu, um ihr zu helfen. Als sie wieder angezogen war, fiel alles Vergangene von ihr ab und sie schien wieder ganz die Alte zu sein.
Sie deutete die Treppe hinauf. »Ich hab mich da seitlich am Steingeländer festgehalten und es noch ein paar Mal ausprobiert. Ich...«
»Waas?«, keuchte er und starrte sie ungläubig an.
Sie hob entschuldigend die Schultern. »Es ist ganz leicht! Wenn man erst mal weiß, was passiert, ist es nicht mehr schwierig. Du kannst es selbst probieren!«
Er ächzte und sah wieder hinauf.
»Es darf nicht mehr als fünfmal Klick machen«, erklärte sie. »Ich weiß auch nicht, wie sie darauf kamen, aber das ist die heikle Zahl. Die Stufen sind immer so angeordnet: zwei, die klick machen, dann eine sichere, dann wieder zwei mit klick, eine sichere und so weiter. Es sind insgesamt zehn Stufen, die klicken. Es fängt an der Stufe Nummer siebzehn an.« Sie grinste. »Hast du ja selbst schon rausgefunden. Wenn du ab der siebzehnten immer eine Stufe überspringst, dann macht es insgesamt nur fünfmal klick und du kommst wohlbehalten oben an.
Weitere Kostenlose Bücher