Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
»Weiß ich nicht mehr, Schätzchen.
Erzählt weiter. Das interessiert mich.«
Leandra fühlte sich angesprochen und plapperte los, ehe
Ain:Ain’Qua das Wort wieder ergreifen konnte. »Hauser forschte
weiter nach«, berichtete sie voller Eifer. »Und er entdeckte noch
mehr, nicht wahr, Ain:Ain’Qua? Eine ganze Menge sogar. Damals
gab es noch viel Widerstand in der GalFed gegen die Herrschaft
der Drakken und des Pusmoh.
Und der Pusmoh weigerte sich zu sagen, wer er war.
Da begann Hauser sein Wissen zusammenzutragen und in einem dicken Buch aufzuschreiben. Er nannte es >Die Mauer des
Schweigens<.«
Ain:Ain’Qua war nicht wohl. So weit wie Leandra, die Mbawe
nun scheinbar über alles in Kenntnis setzen wollte, wäre er nun
nicht gegangen. Aber nun war es heraus. Er bemühte sich, seine
Betroffenheit nicht offen zu zeigen, und nahm sich vor, mit
Leandra ein ernstes Wort zu reden. Ihre Vertrauensseligkeit stand
in keinem Verhältnis zur Wichtigkeit ihrer Mission.
»Verstehe«, meinte Mbawe nickend. »Und dann kam es heraus,
und wurde verboten, nicht wahr? Und Häuser verschwand und
wurde nie wieder gesehen. Ich habe tatsächlich schon mal von
dieser Geschichte gehört. Und was habt ihr mit diesem Buch zu
tun?«
»Wir haben es!«, platzte Leandra heraus.
Mbawe blieb überrascht stehen. Ain:Ain’Qua hielt ebenfalls inne,
und Leandra, die bei Ain:Ain’Qua untergehakt war, musste auch
anhalten. Mbawe starrte die beiden ungläubig an.
»Wirklich? Ihr habt es?« Mbawe blickte zu Ain:Ain’Qua auf.
»Warum erstaunt dich das so?«, fragte Ain:Ain’Qua verwirrt.
»War das nicht klar? Giacomo hat doch vor aller Augen in der
Brücke seinen Wutanfall gehabt und sich beschwert, dass seine
Daten nicht stimmen.«
Mbawe nickte mit ernster Miene. »Ja, natürlich. Ich wusste nur
nicht, dass…« Er räusperte sich. »Ich meine, es hätte ja auch sein
können, dass er nur die Daten hat und nicht das Buch selbst.«
Ain:Ain’Qua mustere Mbawe wieder von oben bis unten. Die
Reaktion des dicken Käpt’ns kam ihm seltsam vor.
»Und nun?«, fragte Mbawe. »Nun habt ihr vor, die Geheimnisse
aufzudecken, die in dem Buch beschrieben sind?«
Leandra blieb stumm und sah Ain:Ain’Qua verunsichert an. Offenbar war ihr klar geworden, welchen Fehler sie begangen hatte.
»Das werden wir sehen«, antwortete Ain:Ain’Qua ausweichend
und setzte sich wieder in Bewegung. »Im Augenblick haben wir ja
das Problem, dass mit den Daten etwas nicht stimmt.
Das Buch ist so dick wie ein Lexikon und enthält endlose Listen,
Tabellen, Statistiken und dergleichen. Es ist ein wissenschaftliches Werk und besteht hauptsächlich aus Fakten, die von einem
ganzen Stab von Mitarbeitern über Jahre hinweg zusammengetragen wurden.«
Mbawe stieß einen leisen Pfiff aus. »Und davon habt ihr wirklich
eins? Hier, bei euch?« Ain:Ain’Qua wurde immer ungemütlicher
zumute. »Nun ja, nicht wirklich. Es ist eine Kopie. Auf einem Datenspeicher.«
»Ah!«, machte Mbawe verstehend.
Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her in Richtung
Brücke der Tigermoth.
»Kann ich es einmal sehen?«, fragte Mbawe unerwartet. »Das
Buch?«
Ain:Ain’Qua war so überrascht, dass er wieder stehen blieb. »Du
willst es sehen? Wozu?«
Mbawe kaute eine Weile auf der Unterlippe. Sein ganzes übertrieben saloppes Gehabe war von ihm abgefallen, er wirkte mit
einem Mal sehr ernsthaft. »Nun ja, vielleicht ist es eine Fälschung?«
Ain:Ain’Qua sah ihn verblüfft aus seinen großen, grünen Augen
an. Die Nasenschlitze rechts und links seiner Kinnpartie bebten
vor Erregung. »Eine Fälschung? Wie kommst du auf so etwas?«
Mbawe zuckte die massigen Achseln. »Es könnte doch sein,
oder? Giacomo ist völlig durchgedreht, weil seine Daten nicht
stimmen, und ihr denkt, die Sternkarten wären falsch oder vom
Pusmoh manipuliert. Aber damals, als das Buch vom Pusmoh
verboten und beschlagnahmt wurde, hätte er ja – ich meine, nur
theoretisch – ein paar gefälschte Exemplare in Umlauf bringen
können. MDS-Bücher, die falsche Daten enthielten. Um Leute wie
euch auf falsche Fährten zu locken. Ich meine Leute, die später –
wann auch immer, ob nach Jahren oder nach Jahrhunderten –
versuchen sollten, den Inhalten dieses Buches zu folgen.
Der Pusmoh konnte kaum davon ausgehen, dass er durch sein
Verbot und seine Beschlagnahmung jedes einzelne Buch aus dem
Verkehr gezogen hatte. Es müssen doch tausende gewesen sein,
die damals in Umlauf kamen.«
Ain:Ain’Qua starrte
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