Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
noch weit.
Und die Baumdrachen warten bestimmt auch schon auf uns.«
Er lief wieder los, durch das verhaltene Zwielicht des Morgens,
auf das große Portal des Rückgebäudes zu. Sie durchquerten einen kurzen, von Säulen gesäumten Portalgang und erreichten
schließlich jene eigentümliche große Halle, die keine war: sie besaß keinen Boden und keine Decke. Sie maß etwa einhundertfünfzig Schritt im Durchmesser, war rund und von einer Säulenarkade umgeben, von der zahllose Gänge in die anderen Gebäudeteile abzweigten. Anstelle des Bodens klaffte ein riesiges, kreisrundes Loch von gut hundert Schritt Durchmesser in der Halle,
gemauert wie ein Brunnenschacht und gesäumt von einem umlaufenden Steingeländer, das menschliche Besucher davor bewahren sollte, in die dunkle Tiefe zu stürzen. Über dem Loch
spannte sich keine Hallendecke, sondern nichts als der freie
Himmel. Sie hatten damals eine Weile gebraucht, bis sie verstanden hatten, dass dies alles nichts als eine Einflugöffnung war –
ein Zugang hinab nach Caor Maneit, der Stadt der AmajiDrachen. Er war gerade weit genug für die größten ZweibeinerDrachen, aber zu klein für die großen Vierbeiner.
»Dort!«, rief Azrani und deutete auf eine alte, halb zerfallene
Statue rechts neben dem Halleneingang. Sie eilte los und blieb
vor der Statue stehen. Die drei Baumdrachen, die Tirao geschickt
hatte, erwarteten sie dort.
Ehrfürchtig näherten sich die übrigen Mitglieder der Gruppe,
denn Baumdrachen waren scheue und ausgesprochen seltene
Drachenwesen, um die sich allerlei Legenden rankten. Die drei
Drachen, schlanke und stark magiebegabte Zweibeiner, die wie
winzigkleine Fels- oder Sturmdrachen wirkten, hatten sich keck
auf der Spitze der Statue drapiert.
Victor trat neben Azrani und legte ihr eine Hand auf die Schulter, während er die drei Baumdrachen musterte. Sie wirkten irgendwie schelmisch, wie sie sich auf der verfallenen Statue versammelt hatten, gleich drei kleinen, verspielten Katzen, und
blickten ihnen neugierig entgegen.
Ich grüße euch, sagte Victor übers Trivocum. Ihr müsst Hanaia,
Tuumanil und Dhaeros sein. Mein Name ist Victor, und das hier ist
Azrani, eine der Schwestern des Windes. Die drei Baumdrachen
wiegten leicht die Köpfe, blickten sich gegenseitig an und reckten
dann die Hälse, als die anderen Menschen sich näherten. Noch
war keine Erwiderung von ihnen zu hören.
Da kommen noch Ullrik und Laura, erklärte Victor geduldig, als
die beiden sie erreichten, und hinter ihnen folgen Hochmeister
Jockum, ein hoher Würdenträger unter den Magiern, und Zerbus,
einer seiner Brüder. Und dies… er wartete, bis Alina in den Vordergrund getreten war, ist unsere Shaba. Sie heißt Alina und ist
die Höchste Anführerin aller Menschen.
Der mittlere der drei Baumdrachen richtete sich etwas auf. Die
Allerhöchste?, fragte er mit feiner Stimme.
Victor lächelte. Ja, in der Tat. Das ist sie. Die drei Baumdrachen
sahen sich wieder gegenseitig an, wiegten erneut die Köpfe,
schienen sich untereinander auszutauschen.
Welche Ehre!, sagte der mittlere der drei. Ich bin Dhaeros. Meine beiden Freunde heißen Breeko und Jalian. Hanaia und Tuumanil sind noch sehr jung. Sie sind bei den anderen geblieben. Aber
wir werden mit euch kommen und euch vor den Malachista beschützen.
Am Verhalten der drei und der Redeweise Dhaeros’ glaubte Victor erkennen zu können, dass die wahre Natur dieser winzigen
Drachenart der Frohsinn sein musste und nicht die würdevolle
Ernsthaftigkeit, die Ulfa in seiner Erscheinungsform als Baumdrache stets an den Tag gelegt hatte.
Ich danke euch, erwiderte er lächelnd. Ganz bestimmt werden
uns die Malachista nichts antun können, wenn wir unter eurem
Schutz stehen. Aber das Wichtigste ist, dass ihr uns helft, eure
großen Drachenfreunde zu alarmieren, sobald es uns gelingt, den
ersten Malachista nach oben aus Caor Maneit herauszujagen. Wir
haben vor, in drei Gruppen nach unten zugehen. Am besten wäre
es, wenn je einer von euch eine unserer Gruppen begleiten würde. Dann könnten wir uns mit eurer Hilfe auch untereinander verständigen.
Sicher können wir das, meinte Dhaeros steif.
Wir könnten euch aber auch hinuntertragen. Oder ihr bleibt
hier, und wir töten die Malachista ganz allein, schlug Breeko in
verschwörerischem Ton vor. Natürlich nur, wenn ihr einverstanden seid. Victor lachte auf. Oh, das ist sehr freundlich. Aber versuchen wir es lieber erst mit dem Plan, den wir uns
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