Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
dem Dunst und dem Bodennebel auf, diesmal von
links. Auch dieses Bauwerk war von jener Terrassen-Bauweise
geprägt, aber es hing seltsam schief. Es ragte aus einer Bodensenke auf, die nicht natürlichen Ursprungs zu sein schien, so als
wäre der tragende Untergrund des Gebäudes eingebrochen und
hätte es ein Stück mit sich in die Tiefe gerissen. Es war größtenteils zerstört. Über die Ebene, die sich vor der Faiona auftat, erstreckten sich mehrere Straßen, man sah weitere, kleinere Ruinen,
die schweigend inmitten einer dichter werdenden Vegetation aufragten.
»Eine zerstörte Welt«, flüsterte Giacomo. »Im Lauf der Zeiten
von der Vegetation überwuchert.«
Leandra erhob sich und wies Sandy an, die Faiona ruhig weiterzusteuern. Sie gesellte sich zu Giacomo; gemeinsam betrachteten
sie die verwüstete Gegend, die unter ihnen dahin glitt. »Mich beschleicht das Gefühl, dass wir hier wieder ein Werk des Pusmoh
vor uns haben«, meinte sie. »Die Leviathane, die Drakken, die
Menschen und die Ajhan... er hat vor nichts Halt gemacht.«
Ain:Ain’Qua erhob sich ebenfalls und kam zu ihnen, um das Land
während des Dahingleitens der Faiona genau betrachten zu können. »Das hier wird ein Zeugnis der Taten sein, die der Pusmoh
zu verbergen trachtet«, meinte er. »Ich glaube beinahe, Sherresh
hat es uns absichtlich zugänglich gemacht. Und wenn ich es mir
recht überlege, macht es keinen Sinn, dass die Information über
die Herkunft der Drakken nur der Sicherheitsstufe neun bedarf.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, meine Freunde, wir sind hier in den
tiefsten Keller der Geheimnisse des Pusmoh vorgestoßen, und
Sherresh wollte es so.«
»Wirklich? Du glaubst, die Information über die Herkunft der
Drakken unterliegt ebenfalls der Stufe zehn?« Ain:Ain’Qua hob
die Arme. »Überlegt doch mal! Stufe neun, das ist die Sicherheitsstufe der höchsten Funktionäre des Pusmohreiches. Die Stufe für die Sektorgouverneure, für mich als Papst, der ich mal war
– und ein paar wenige Leute im gesamten Pusmoh-Reich. Es
würden wahrscheinlich noch die höchsten Militärs der Drakken
hinzuzählen, aber die sind wohl als Sonderfall zu betrachten.
Dennoch, Stufe neun – das sind viele Dutzend Leute, die Menschen oder Ajhan sind. Warum sollte der Pusmoh das Risiko eingehen, diesen Leuten die Wahrheit über die Herkunft der Drakken
zugänglich zu machen? Was wir von Sherresh über seine Leute
erfahren haben, ist nicht weniger dramatisch als das Schicksal
der Leviathane. Der Pusmoh hat eine ganze Rasse unterjocht, sie
manipuliert, und setzt sie zu seinen Zwecken ein – völlig skrupellos.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich wette, das Geheimnis der
Drakkenherkunft unterliegt ebenfalls der Stufe zehn. Sherresh ist
vielleicht verbittert und uralt, aber er ist nicht dumm.«
Ain:Ain’Qua unterbrach sich kurz, als lausche er in sich hinein,
dann begann er zu lächeln und den Kopf zu schütteln. »Nein,
Sherresh ist ganz bestimmt nicht dumm!
Ich habe mich ohnehin schon gewundert, dass er mich fragte,
ob ihr beide auch unter Stufe neun fällt. Das wäre normalerweise
ein unverzeihliches Dienstvergehen.
Er hätte euch explizit überprüfen müssen, ehe er auch nur eine
weitere Silbe hätte äußern dürfen. Und meine Versprecher, meine
fadenscheinigen Begründungen – er hat alles unbeteiligt geschluckt, obwohl er Anlass gehabt hätte, mich auf der Stelle festzunehmen!«
»Du glaubst, er hat seine Befugnisse absichtlich überschritten?
Er hat uns Dinge gesagt, die er gar nicht hätte sagen dürfen?«
»Ganz genau! Er hat uns die Geschichte seiner Rasse erzählt,
weil er einer Generation der Drakken entstammt, die das Unrecht
noch hat spüren können. Weil sie noch eine Gefühlswelt besitzt.«
Leandra nickte langsam. »Ja, du hast wohl Recht. Vielleicht hat
Sherresh dreieinhalb Jahrtausende darauf gewartet, einen Eindringling in dieses System zurückzuweisen oder gar abschießen
zu können. Um wenigstens ein Mal seine Pflicht erfüllen zu können, um dieses Geheimnis für seinen Herrn, den Pusmoh, zu bewahren. Aber das Gefühl muss schrecklich sein, wenn während
dieser langen Zeitspanne nicht einmal ein einziges Wesen auftaucht, dass sich für dieses Geheimnis überhaupt nur interessiert!
Für das Geheimnis der Herkunft und des Schicksals seiner Rasse.« »Gut formuliert, Leandra. Zuletzt ist sein Pflichtbewusstsein
in das Bedürfnis umgeschlagen, jemandem die Wahrheit zu sagen. Deswegen hat er uns Imoka zugänglich
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