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Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt

Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt

Titel: Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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wollte es jedoch, dass
sie sich nicht in der direkten Sichtlinie eines dieser Wesen befand.
Hinter einem Schrank sah sie einen Drakken-Ellbogen hervorschauen, unter der Rundung des Spiegels erkannte sie mehrere
klobige Stiefelpaare, die ebenfalls zu dahinter stehenden Drakken
gehören mussten, und zwischen zwei Schränken stand in der Ferne gleich ein ganzer Trupp der Echsenwesen in Reih und Glied.
Auf den zweiten Blick erkannte sie den Ausgang, der dort liegen
musste. Und dann sah sie noch etwas: In dem Himmelbett lag ein
Mann und schlief. Aus seiner Stirn ragte ein Armbrustbolzen, auch
aus seinem rechten Oberschenkel, und da wusste sie, wer es war.
Chast.
Sie war ein abgebrühter Typ, war schon bei Nacht und Nebel in
so manche Reichen-Villa eingestiegen und hatte Leibwächter wie
auch Söldner oder Wachleute ausgetrickst, sie schlafen gelegt
oder in einigen wenigen Fällen sogar erdolcht. Aus Notwehr, verstand sich. Trotzdem schlug ihr Puls nun dröhnend, Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn unter der Kopfmaske, und der
Schluck Salzwasser, den sie im Mund trug, um ihn schnell einem
Trupp angreifender Drakken entgegenzuprusten, begann ihre Geschmacksnerven zu strapazieren. Als es aus ihrem Mundwinkel
tropfte, kniff sie die Augen zusammen und schluckte die stark
salzige Flüssigkeit hinunter. Mit weit aufgerissenem Mund
schnappte sie nach Luft; ihre Lungen wollten schnell und hektisch
pumpen, aber sie bemühte sich mit aller Kraft, ruhig zu bleiben.
So lautlos wie möglich schöpfte sie Atem. Endlich übernahmen ihr
kühler Verstand und ein ruhiger schlagendes Herz wieder das
Kommando.
Obwohl sie ahnungslos mitten ins Zentrum der gegnerischen
Bastion getappt war, hatte sie niemand bemerkt. Unglaublich.
Trotz aller Gefahren musste sie lächeln. Lautlos und mit ruhigen
Bewegungen drehte sie sich einmal im Kreis und sondierte die
Lage. Dies musste, nach Azranis Berichten, die Brücke des Schiffs
sein – als sich Yo halb herumgedreht hatte, lag ihr ein riesiges
Fenster gegenüber. Es war bestimmt vier- oder fünfhundert Ellen
hoch, ebenso wie diese ganze gewaltige Halle mit ihren zahllosen
Baikonen rundherum, und durch das Fenster konnte man ins All
hinaus und direkt auf die Höhlenwelt sehen. Yo stockte der Atem,
denn dies war das erste Mal, dass sie zu Gesicht bekam, was etliche der anderen schon gesehen hatten. Die Höhlenwelt stand als
eine karge, rotbraune Kugel im All, jedoch übersät von kleinen
funkelnden Punkten – den Sonnenfenstern, die im Licht der Sterne glänzten. Der Anblick war atemberaubend. Diszipliniert riss
sich Yo wieder von dem Anblick los. Sie schwebte in höchster Gefahr, eine falsche Bewegung oder ein falsches Geräusch, und es
wäre aus mit ihr. Fieberhaft überlegte sie, was sie tun sollte.
Derzeit war es ruhig, und wiewohl sie sich zutraute, diesem Ort
unbemerkt zu entkommen, war es geradezu unmöglich, auch
Laura und Azrani auf die MAF-1 zu schmuggeln, ohne dass jemand sie sah. Würde Chast erwachen, gäbe es keine Rettung
mehr für sie.
Es gab nur noch zwei Möglichkeiten. Die erste bestand darin,
dass sie sich von hier fortstahl und sich umsah – sie versprach
sich davon jedoch keinen sonderlichen Gewinn, allenfalls Gefahren. Auch wenn sie die Umgebung erforschte, war es unmöglich,
den Plan wie gewollt durchzuführen. Die zweite Möglichkeit war
die einzig sinnvolle: abzubrechen und wieder von hier zu verschwinden.
Mit dem zweiten Ei an dieser Stelle war ihr Plan zum Scheitern
verurteilt.
Für Momente stand sie grübelnd da, zögerte. Was konnte sie
sonst noch tun? Jetzt einfach aufzugeben, das widerstrebte ihr.
Sollte sie versuchen, Chast zu töten, wie Oliwer es vorgeschlagen
hatte? Kaum hatte sie diese Idee in Erwägung gezogen, bewegte
sich Chast auch schon – stöhnend, er wälzte sich herum, das Gesicht in ihre Richtung gewandt, die Augen noch geschlossen. Der
Armbrustbolzen ragte grotesk aus seiner Stirn. Das Herz schlug
ihr bis zum Hals bei dem Gedanken, sich diesem Monstrum von
einem Mann auch nur einen Schritt zu nähern. Würde sie entkommen können, wenn es ihr gelang, ihn zu töten? Und die
Drakken – war die Gefahr durch sie gebannt, wenn nur Chast
nicht mehr lebte?
Wenn ich nur… dachte sie verzweifelt.
Dann hatte sie es. Nun wusste sie, was zu tun war! Rasch ging
sie in die Hocke und machte sich ans Werk.

29
Sherresh
    »Willkommen zurück auf Taurus Eins«, sagte Sherresh. Sein
Abbild lächelte sie vom zentralen Holoscreen des Pults

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