Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
in die Luft und stieß einen krächzenden Laut aus, der wohl so etwas wie ein hysterisches Auflachen
war. »Sie glauben, meine Leute könnten sich weigern? Sie könnten die Befehle der Pusmoh einfach ignorieren – aus freiem Willen, weil ich ihnen die Wahrheit berichte?« Er schüttelte heftig
den Kopf. »Sie haben keinen freien Willen, Fräulein Leandra! Wir
sehen es jedes Mal, wenn die Kurierschiffe kommen. Diese
Jersh’a’Shaar von heute – die Drakken –, sie sind nicht mehr wie
wir hier auf Taurus Eins! Wir sind Relikte aus uralter Zeit, die
vermutlich aus Schlampigkeit nicht ausgetauscht wurden – man
hat uns einfach vergessen. Die neuen Phänotypen sind Maschinen! Sie sind dumm, funktionieren perfekt innerhalb ihrer eng
gesteckten Aufgaben und ignorieren alles andere. Sie haben keinen freien Willen, ja, sie besitzen nicht einmal eine Persönlichkeit!
Wie oft haben wir von Taurus Eins versucht, mit unseren Artgenossen ein Gespräch zu beginnen! Es ist frustrierend – sie ignorieren uns so vollständig, als wären wir Tiere einer fremden Art.
Niemals würde einer von ihnen auf meine Worte hören, wenn ich
ihnen zuriefe, sie sollten sich erheben!«
»Und die Offiziere?«
Wieder ließ Sherresh ein Auflachen hören, diesmal klang es sogar noch zynischer. »Die Offiziere? Die doch erst recht nicht! Sie
stehen vollständig unter der Kontrolle des Pusmoh!«
»Eben. Das ist es ja.«
Sherresh hielt inne. »Was soll das heißen?«
»Sie haben Recht, Sherresh«, übernahm Ain:Ain’Qua wieder das
Wort. »Die Drakken, die Nachfolger der Jersh’a’Shaar, sind
dumm. Die meisten sind Soldaten, sie können nur schießen und
gehorchen jedem Befehl ihrer Vorgesetzten, ohne nachzufragen.
Aber wir haben festgestellt, dass der Grad ihrer Intelligenz ganz
eindeutig mit ihrem Rang in der Militärhierarchie steigt. Ein dummes Heer braucht eine umso intelligentere Führung. Dumme Anführer wären eine Katastrophe.« Sherresh verstand nicht. »Ja
und?«, fragte er. »Einfache Offiziere kommen vermutlich mit einem begrenzten Maß an Intelligenz aus, ohne dabei so klug oder
kreativ zu sein, dass sie sich je einem Befehl, und sei er noch so
unsinnig, widersetzen könnten. Aber was ist mit hohen Offizieren?
Mit denen, die Truppenbewegungen planen oder eine Schlacht
befehligen müssen? Für solche Aufgaben benötigt man hochintelligente, flexible und überaus kluge Leute. Leute, die eigene Entscheidungen treffen können, und zwar spontan, zielgenau und mit
großer Umsicht. Kurzum: es müssen die Klügsten und Kreativsten
ihrer Artgenossen sein, Sherresh! Und das sind die Drakken, die
aufhorchen würden, wenn sie Ihre Geschichte hörten! Die Geschichte einer vom Pusmoh auf die schlimmste Weise tyrannisierten und ausgebeuteten Rasse. Meinen Sie nicht?«
Sherresh starrte Ain:Ain’Qua eine Weile an, er schien zu verstehen, was er meinte. Doch er hatte Bedenken. »Wenn das wirklich
so wäre, warum…«
»Warum sich diese Offiziere dann noch nie gewehrt haben?
Ganz einfach. Es sind die Muuni. Oder besser: die Pusmoh. Jeder
höhere Offizier wird von einem dieser Würmer begleitet, angeblich, um seine mentalen Fähigkeiten zu verbessern. Das kann nur
eine Lüge sein! Es sind einzelne Pusmoh, die sie begleiten und die
sie mental unter Kontrolle halten! Ich weiß nicht, wie es funktioniert, aber diese Pusmoh-Würmer werden wohl auf telepathischem Wege ihren Schützlingen einflößen, was sie zu tun haben,
und sie daran hindern, auf abweichlerische Gedanken zu kommen. Sie kontrollieren und steuern, was die hohen Offiziere tun.
Eine raffinierte Methode – aber inzwischen ist sie offensichtlich.«
Sherresh starrte Ain:Ain’Qua verblüfft an. »Allerdings glaube ich
kaum«, fuhr Ain:Ain’Qua fort, »dass die Pusmoh jeden Drakkenoffizier zu jeder Tages- und Nachtzeit vollständig unter Kontrolle
halten können. Und es fragt sich, inwieweit sie diese Kontrolle
erzwingen und dauerhaft aufrechterhalten können, wenn ein Offizier erst einmal einen ganz konkreten Anlass hat, sich zu widersetzen. Einen Anlass, den Sie ihnen liefern werden, Sherresh!«
»Ich?«
»Ganz genau!«, rief Leandra, die von der Vision, die Pusmoh
jetzt zu stürzen, völlig ergriffen war. »Kommen Sie mit uns! Begleiten Sie mich und Ain:Ain’Qua nach Soraka! Sergan wird ebenfalls dabei sein! Wir werden uns direkt an die Öffentlichkeit wenden…«
»Sind Sie verrückt, Leandra?«, rief Sherresh aus. »Man wird
uns sofort töten! Ausgerechnet auf Soraka –
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