Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
ebenso verblüfften Mienen und starrten ungläubig zu ihnen herüber. Sherreshs
Unsicherheit verflog rasch, denn keiner seiner beiden Artgenossen machte Anstalten, ihn wegen seiner Dienstvergehen zu verhaften oder einen Feuerbefehl an die Verteidigungsanlagen von
Taurus Eins zu geben. Sie redeten leise auf Sherresh ein, Dringlichkeit war in ihrem zischenden Tonfall zu erkennen, dann wandte Sherresh das Gesicht wieder Leandra und Ain:Ain’Qua zu. Ein
verwegener Entschluss war auf ihm abzulesen.
»Einverstanden. Kommen Sie an Bord!«, sagte er, und es klang
beinahe wie ein Befehl.
*
Leandras Bericht hatte den erwarteten Eindruck bei den
Jersh’a’Shaar hinterlassen. Es waren alle sechs Besatzungsmitglieder von Taurus Eins erschienen, und sie hatten dem, was
Leandra, Ain:Ain’Qua und Giacomo zu erzählen hatten, gebannt
gelauscht. Doch die Nachrichten waren gegenseitiger Natur; auch
das Kurierschiff hatte höchst interessante Informationen gebracht. Und da es sich um Pusmoh-interne Nachrichten handelte,
waren sie sachlich und ungeschönt. Es hieß, dass sich immer
mehr Aufständische in der GalFed erhoben und dass es sogar zu
einer Revolte von Gefangenen in der Pusmohfestung The Morha
auf Soraka gekommen war.
»Nach dem, was Sie vorhaben, dürften das ja keine allzu
schlechten Nachrichten sein«, erklärte Sherresh. »Was dem Pusmoh schadet, nutzt Ihnen. Haben Sie wirklich vor, sich gegen
ihn… gegen sie zu erheben? Wie wollen Sie das schaffen? Haben
Sie Unterstützung?«
Ain:Ain’Qua nickte. »Ja, haben wir – sehr massive sogar.
Aber dazu später. Im Augenblick sammeln wir alles, was wir an
Anschuldigungen gegen die Pusmoh finden können. Unser Besuch
auf Imoka war der entscheidende Schritt.«
»Aber wird das genügen? Brauchen Sie nicht echte Beweise?
Dinge, die Sie vorzeigen können?«
»Beweise haben wir«, nickte Giacomo. »Es sind drei Gäste an
Bord der Faiona. Die Muuni Sergan, Jakob und Michal.«
Sherresh riss die großen Echsenaugen auf.
»Wirklich? Aber ist das nicht…«
»Auf Imoka würden sie sterben«, erklärte Giacomo. »Wie auch
alle anderen Muuni, die dort noch leben. Wir haben Dinge in Gang
gesetzt, die erfordern, dass wir jetzt handeln, jetzt gleich, und
das bedeutet, dass wir mit unserem Wissen an die Öffentlichkeit
gehen müssen. Sobald wir aber den ersten Schritt unternommen
haben, werden die Pusmoh versuchen gegenzusteuern. Ihre erste
Maßnahme wird sein, alle Zeugen und Beweise zu vernichten.
Deswegen brauchen wir die drei. Wir müssen sie, so schnell es
geht, der Öffentlichkeit präsentieren, damit es keinen Sinn mehr
für die Pusmoh macht, Imoka und die Muuni zu vernichten. Übrigens würde das auch den Jersh’a’Shaar hier auf Taurus Eins das
Leben retten. Aber wir wollen noch einen Schritt weiter gehen,
Sherresh. Wir möchten Sie bitten, mit uns zu kommen! Und wir
brauchen das TT-Schiff, das Sie hier haben!«
»Was?«, keuchte Sherresh.
»Überlegen Sie doch!«, rief Leandra. »Die GalFed ist ein einziges Pulverfass, es steht kurz vor der Explosion! Das wäre unweigerlich das Ende der Herrschaft der Pusmoh, und wir könnten es
jetzt schaffen, dieses Pulverfass zu entzünden! Doch es gibt ein
Problem: Die Pusmoh verfügen über die einzige Militärmacht in
der GalFed. Die Drakken, Ihre Artgenossen. Mit Ihrer Hilfe kann
es den Pusmoh gelingen, den Aufstand vielleicht doch noch niederzuschlagen; es könnte zu einem furchtbaren Blutvergießen
kommen. Es könnte auch bedeuten, dass Millionen umkommen,
denn die Drakken verfügen über Waffen, mit denen sie ganze
Welten vernichten können. Wollen Sie das riskieren, Sherresh?«
»Aber wie könnte ich das verhindern?«
»Indem Sie mit uns kommen«, sagte Ain:Ain’Qua, »und uns bei
unserem ersten Schritt helfen. Sie müssen als Stellvertreter für
die Rasse der Jersh’a’Shaar neben uns stehen und der Öffentlichkeit die Wahrheit sagen. Die Wahrheit über die Verbrechen, die
die Pusmoh an Ihnen begangen haben.«
Sherresh war völlig durcheinander. »Würde das etwa verhindern, dass die Pusmoh ihre Drakkenstreitmacht losschicken, um
die Revolten blutig niederzuschlagen? Ich glaube kaum. Das Blutbad würde nach wie vor stattfinden!«
»Nicht, wenn Sie es den Drakken sagen.«
Sherresh erstarrte.
»Nicht, wenn Sie sich an Ihre Artgenossen wenden, ihnen die
wahre Geschichte der Jersh’a’Shaar erzählen und sie auffordern,
dem Pusmoh den Gehorsam zu verweigern!«, fügte Leandra hinzu. Sherresh warf die Arme
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