Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
immer stärker. »Wo soll es denn hingeraten sein? Bist du sicher?«
Der Drakkenoffizier straffte sich.
»Selbstverständlich, Herr. Ihr habt als uCuluu die Befehlsgewalt, und dies ist euer Thronsaal. Ohne Befehl wird kein Drakken
hier etwas anrühren.«
»Aber wie…«
Dann sah Chast etwas, kniete sich nieder und streckte einen
Zeigefinger nach etwas aus, das den Boden benetzte.
Er tippte mit dem Zeigefinger hinein, schnupperte daran und
schmeckte es dann vorsichtig mit der Zungenspitze.
»Salzwasser«, sagte er und blickte zum LiinThesh auf.
Der Drakken trat instinktiv einen Schritt zurück.
»Salzwasser?«
Chast blieb noch für Sekunden in der Hocke, den Blick geschärft, seine Gedanken tickten. Dann schoss er in die Höhe.
»Das ovale Gerät, sagst du? Nennt man es nicht einfach nur das
Ei? Wurde uns nicht gemeldet, dass sein Gegenstück aus Usmar
gestohlen wurde?«
Der LiinThesh schüttelte den Kopf. »Davon weiß ich nichts,
Herr.«
»Natürlich wurde es das! Es ist keine zwei Wochen her! Damals
steckte ich noch in Ras…« Er unterbrach sich, blickte gehetzt umher. »Verflucht – sie sind hier!«
»Was meint Ihr, Herr?«
Chast fuhr zu ihm herum. »Löse einen Alarm aus, du Armleuchter!«, brüllte er den Drakken an. »Einen Großalarm! Jeder Einzelne von euch lässt alles liegen und stehen und bewaffnet sich!
Durchkämmt mir jeden Winkel eures Scheiß-Schiffs. Sie sind hier,
verstehst du? Diese verfluchte Alina mit ihrem Dreckspack lässt
mich einfach nicht in Ruhe!«
Der LiinThesh stand verblüfft da, rührte sich nicht von der Stelle.
»Los, du blödes Echsenvieh!«, kreischte Chast. »Findet sie! Findet die Eindringlinge, bevor sie durchführen können, was auch
immer sie vorhaben! Sonst sind wir alle tot!«
*
»Bleibt hier, ich besorge uns Waffen!«, flüsterte Yo.
Azrani zog überrascht die Brauen hoch, während Laura ein bissiges Grinsen aufsetzte und Yo aufmunternd zulächelte. Es war
unübersehbar, dass sie Sympathien für die junge Diebin aufbrachte. Yo huschte davon.
Das Getröte der Alarmhupen waren inzwischen verklungen; eine
angespannte Stille hatte sich in dem großen Drakkenschiff ausgebreitet, immer wieder durchbrochen vom Stiefelgepolter der
Trupps und Mannschaften, die überall durch die Gänge, Hallen
und Tunnel der MAF-1 eilten, um sie zu finden. Nichts anderes
konnte der Alarm bedeutet haben. Doch dank Azranis Ortskenntnis war die Gefahr nicht allzu groß, dass sie einem der größeren
Suchtrupps direkt in die Arme liefen. Laura legte Azrani eine Hand
auf die Schulter und zog sie tiefer zu sich in die Deckung hinab.
Yo war bereits unterwegs und machte ihrem Ruf, dass sie es verstand, fast vollständig mit den Schatten zu verschmelzen, alle
Ehre.
Sie befanden sich in einem langen Tunnel, in dem zahllose
Rohrleitungen, Schläuche und Kabel verlegt waren. In der Mitte
verlief ein breiter Steg mit Geländer, alle zehn oder zwölf Schritt
von einem Geflecht aus metallenen Streben in Position gehalten.
Das Licht war spärlich, nur zwei Drakken in leichten Schutzanzügen, die mit Lampen den Steg heraufkamen, leuchteten den Tunnel aus und suchten ihn ab, so gut es ging. Irgendwo unter ihnen,
an einer dunklen Stelle hinter einem Metallkasten, hatte sich inzwischen Yo in Position gebracht. Die beiden Drakken kamen ihr
immer näher, schwenkten mit Lampen in die Runde und beugten
sich hin und wieder über das Geländer, um in die Tiefe zu sehen.
»Bei den Kräften!«, flüsterte Azrani angsterfüllt. »Sie werden
sie entdecken! Und danach uns!«
Laura lächelte nur. »Wetten, dass nicht?«
Azrani sah Laura vorwurfsvoll an. »Du bewunderst sie auch
noch, was?«
Laura spähte aus ihrem Versteck in die Dunkelheit, wo sich eine
Katastrophe für die beiden Drakken anbahnte. »Ja, tue ich. Dass
sie Chast dieses Ei geklaut hat – mitten aus seinem Heiligtum,
vor seiner Nase weg… das ist unglaublich! Und zugleich genial!
Jetzt weiß er nicht, wo es ist – aber wir!« Sie klopfte auf die dicke
Beule in dem Tuch, das sie wie einen Beutel um ihren Oberkörper
geknotet hatte.
Azrani stöhnte leise. Dann deutete sie an Laura vorbei nach
vorn. »Jetzt sind sie gleich da!«, wisperte sie.
Die beiden Mädchen sahen mit kaum beherrschter Aufregung
den Gang hinab, dann war es so weit: Die zwei Drakken hatten
die Stelle erreicht, unterhalb derer sich Yo versteckt hatte. Sie
leuchteten in alle möglichen Richtungen, aber irgendwie hatte Yo
es geschafft, sich im richtigen Augenblick unter
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