Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
wir fliehen wollen, müssen wir
uns gegen die Drakken wehren. Ich spüre, dass ich in Sachen
Magie sogar mächtiger geworden bin, seit ich mein Augenlicht
verloren habe, aber solche Magien auf zehn Schritt Entfernung zu
wirken – damit würden wir uns am ehesten wohl selbst umbringen.« Royas Blicke schärften sich, als sie die Umgebung maß. Sie
stand wieder auf und starrte durch das Fenster hinaus. »Ich
müsste lernen, die Umgebung auf eine Weise zu beobachten, die
Eure Sichtweite ergänzt. Ich müsste lernen, Euch die wesentlichen Dinge möglichst knapp und genau mitzuteilen, um Euch eine
Richtung anzugeben.«
Munuel stand auf. »Du könntest mir die Richtung für entfernte
Dinge angeben, indem du nahe Dinge nennst, die ich noch sehen
kann und die in der gleichen Richtung liegen.«
»Ja, das ist eine gute Idee!«
Sie verließen Munuels Zelle, gingen hinaus und versuchten, ihren Einfall in die Tat umzusetzen. Die Möglichkeiten waren von
dem schmalen Steg vor den Quartieren aus sehr begrenzt, aber
sie bekamen eine Vorstellung dessen, was sie zu tun hatten.
Nachdem sie eine Weile probiert hatten, näherte sich eine der
Schwebeplattformen von rechts aus dem dunklen, riesigen Tunnel.
»Kann das die erste Gruppe sein?«, fragte Roya. »Sind die zehn
Stunden schon vorüber?«
Eine Weile dauerte es noch, ehe sie sicher war. Doch es handelte sich tatsächlich um die erste Gruppe. Roya fasste Munuel am
Arm und zog ihn an einen Ort oberhalb der Stelle, an der die
Plattform festmachte. »Gilbert ist nicht dabei, Meister Munuel.«
»Wirklich? Bist du sicher?«
»Ja. Es sind weniger Leute als zuvor.« Sie zählte rasch die Ankömmlinge. »Es fehlen mindestens vier oder fünf, ich bin ganz
sicher. Und Gilbert ist nirgends zu sehen.«
Munuel schnaufte, erwiderte aber nichts. Bald darauf war die
Plattform bis auf die Drakkenbesatzung leer. Sie setzte sich wieder in Bewegung, schwebte ein Stück herauf, dann erklang die
kalte Stimme des Drakkenoffiziers.
»Alle Bewohner der Ebene B an Bord!«, schallte es durch den
Gang. »Beeilung! Wir starten in fünf Minuten!«
Munuel und Roya standen unmittelbar am Zugang, der sich gerade von der Plattform ausgefahren hatte. Die Drakkenwachen
rechts und links an den Enden des Stegs holten derweil die Leute
aus ihren Quartieren und drängten sie zur Plattform. »Wenn Gilbert fehlt, macht es ohnehin keinen Unterschied, wann wir gehen«, raunte Munuel. Sie betraten die Plattform, ein großes Viereck mit etwa zehn Schritt Kantenlänge, an dessen vorderem Ende sich die drei Drakken postiert hatten.
Auffällig war, dass sie auch hier nur mäßig bewacht wurden. Offenbar gab es für sie weder eine Aussicht auf einen erfolgreichen
Aufstand noch auf eine Flucht.
Sie warteten, bis alle anderen Bewohner von Ebene B die
Schwebeplattform betreten hatten, und hielten dabei Ausschau
nach Gilbert. Aber er war nicht zu finden. Schließlich hatten die
Drakkenwachen alle Leute zusammengetrieben, dann ging die
Fahrt los. Die Plattform glitt durch einen langen, dunklen Tunnel,
dann durchkreuzten sie eine riesige Halle, in der ein gigantisches
Objekt schwebte – was es war, konnte Roya Munuel jedoch nicht
sagen. Es maß hunderte Schritt im Durchmesser, war länglich
und verjüngte sich nach hinten. Offenbar befand es sich in unfertigem Zustand. Unzählige kleine und große Plattformen schwebten auf allen Höhen, und man sah helle Lichtbögen und Funken
aufblitzen, während andernorts mit Hebevorrichtungen schwere
Teile platziert und montiert wurden. Sie kamen nicht nah genug
heran, um Einzelheiten zu erkennen, aber Roya glaubte, auf den
Plattformen seltsame Drakkenarten ausmachen zu können, die
sie zuvor noch nie gesehen hatte. Da waren sehr hoch gewachsene, seltsam gewachsene Kreaturen, die mehrere Armoder Beinpaare besaßen, während ihre Köpfe klein und gedrungen wirkten,
ja teilweise sogar kaum vorhanden waren. Sie berichtete Munuel
davon.
Er nickte nachdenklich. »Hast du diese seltsamen Drakken bei
unserer Ankunft gesehen? Ich konnte durch ihre Helme hindurch
sehen… Sie sahen grauenvoll aus. Richtige Mordbestien. Und diese dort drüben? Womöglich können die Drakken sich eine gewünschte Form geben – durch Züchtungen oder etwas in dieser
Art.«
»Züchtungen?«, fragte Roya mit halblauter Stimme. »Ihr meint,
um eine Art Arbeiterwesen hervorzubringen? Spezielle Drakken,
um schwere Lasten zu heben? Und andere, die gut Rechenaufgaben lösen können?«
Munuel nickte. »Und
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