Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
ausgestreckten
Armen aus nächster Nähe auf seine Stirn. Roscoe erstarrte. Mit
einer so harschen Reaktion Sacks hatte er nicht gerechnet. Fieberhaft dachte er nach, kam dann aber zu dem Schluss, dass ihm
nichts anderes übrig blieb, als in blindem Vertrauen auf Sandys
Plan einzugehen. Er musste hoffen, dass sie nicht nur auf einen
groß angelegten Bluff gesetzt hatte. Bevor er etwas tun konnte,
handelte Sandy.
»Sir, bitte nehmen Sie augenblicklich Ihre Waffe herunter, oder
ich sehe mich gezwungen, die Incubus zu zerstören.«
»Ich glaube nicht, dass du das kannst«, sagte Sack laut, ohne
den Blick von Roscoe zu wenden. »Versuch es!« Und dann geschah das Unfassbare.
Ein Nerven zerfetzender, kreischender Ton fuhr durch die Brücke. Im selben Augenblick glühte die Waffe in Friedrich Sacks
Hand auf. Der Paladinoberst stieß einen Schrei aus und ließ mit
schmerzverzerrtem Gesicht die Waffe los. Einen Moment später
flutete ein heftiger, orangefarbener Lichtschein von außen durch
das riesige Panoramafenster herein, dann wurde die Faiona wie
von einem mächtigen Hammerschlag getroffen und begann zu
schlingern. Paladinoberst Sack fuhr herum und starrte keuchend
durch das Fenster nach draußen, wo die Bruchstücke seiner Incubus von außen auf die Hülle der Faiona prasselten. »Ich arbeite
mit einem speziellen Phänomen aus der HochfrequenzTechnologie, Oberst Sack«, war Sandys freundliche Stimme zu
hören. »Dazu benutze ich den Kaltfusions-Antrieb dieses Schiffs,
der mir zufälligerweise ein sehr variables System zur Verfügung
stellt, das eigentlich für völlig andere Zwecke gedacht ist. Aber
wie Sie sehen, funktioniert es. Ich muss Sie nachdrücklich bitten,
Käpt’n Roscoes Fesseln zu lösen und die Kommandogewalt zurück
an ihn zu übergeben.
Andernfalls zwingen Sie mich, die Möglichkeiten dieses Hochfrequenz-Systems gezielt gegen Sie und Ihre Begleiter einzusetzen
– ähnlich wie ich es gegen Ihre Waffen eingesetzt habe.«
Sack hob beide Hände. »Schon gut!«, rief er. »Schon gut!
Ich hab verstanden!«
9
Aufstand
»Mbawe müsste von Potato aus eine geheime Botschaft an eine
Pusmoh-Behörde geleitet haben«, meinte Leandra mit leiser
Stimme. »Denkst du, das ist überhaupt möglich?«
Zu zweit saßen sie an dem winzigen Tisch in Leandras kleinem
Deck in der Tigermoth und versuchten sich die ungeduldige Wartezeit bis zur Ankunft der Faiona zu vertreiben. Giacomo holte
seinen RW-Transponder aus der Innentasche seiner Jacke und
zeigte ihn Leandra. »Mit so einem Ding wäre das kein Problem.
Aber das würde nicht erklären, warum und wie die Ordensritter so
schnell nach Aurelia-Dio kamen.« Er schüttelte den Kopf.
»Wahrscheinlich tun wir ihm Unrecht, und all das geht mal wieder auf Lakorta zurück.«
Leandras Miene entspannte sich ein wenig. Sie nickte, diese Erklärung schien auch ihr im Augenblick die liebste zu sein.
»Trotzdem sollten wir wachsam bleiben. Wir kennen Mbawe
kaum. Auch unter Rowlings oder Vasquez’ Leuten könnte sich ein
Spion herumtreiben, der uns verraten hat.«
»Ja, du hast Recht. Was ist nun mit Hausers Buch? Hast du
schon ein mögliches Ziel für uns ausfindig gemacht?«
Giacomo nickte. »Mehrere.« Er stand auf und trat zu dem kleinen Terminal, das über dem Tisch in Leandras Quartier in der
Wand eingelassen war. Er zog ein dünnes Kabel aus der Tasche,
verband seinen RW-Transponder mit dem Terminal und holte sich
Hausers Buch. Das MDS-Syndrom auf den größeren Bildschirm.
»Ich habe ein bisschen recherchiert. Das Buch ist umfangreich,
Hausers Team hat damals eine Menge Informationen gesammelt.« Er tippte mehrmals auf eine Taste des Transponders, und
auf dem Holoscreen des Terminals sprang das Bild von einer
Buchseite auf die nächste. »Es sind genau einhundert Fälle dokumentiert, in denen Hausers Leute Ungereimtheiten entdeckten
– Unterschiede zwischen dem, was der Pusmoh offiziell verlauten
ließ, und den tatsächlichen Umständen. Es betrifft in der Hauptsache das Schicksal von bestimmten Personen, die auf ungeklärte
Weise verschwanden. Zum anderen geht es um verschwundene
Raumschiffe, von denen Hauser vermutete, dass sie in verbotene
Zonen eingedrungen waren – absichtlich oder aus Versehen. Des
Weiteren sind da Pressemeldungen über die unterschiedlichsten
Themen, die per Pusmoh-Verfügung nach ihrer Veröffentlichung
unterdrückt oder widerrufen wurden, sowie Bücher, Datenträger
und andere Medien, die man nachträglich eingezogen hat.
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