Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
Vordergrund des Holoscreens war eine holografische Projektion entstanden, welche eine dreidimensionale Version der Sternkarte darstellte. Giacomo deutete mit dem Zeigefinger mitten
zwischen die Sterne an eine bestimmte Stelle. »Laut Hausers Aufzeichnungen liegt Rhyad-West hier, an dieser Stelle mit dem roten Punkt. Das ist weit ab von allen bekannten interstellaren Routen. Siehst du?«
Leandra betrachtete das eigentümliche, mitten im Raum schwebende Gebilde. Es handelte sich um lauter Lichtpunkte in verschiedenen Gelbtönen, von ganz hellgelben, stark strahlenden,
bis zu solchen, die nur schwach dunkelgelb leuchteten. Es war
leicht zu erkennen, dass auf diese Weise die großen, hellen Sonnen von den kleinen, unbedeutenden unterschieden wurden. An
manchen Stellen pulsierten schwach dunkelblau leuchtende Linien; Leandra wusste bereits, dass auf diese Weise die interstellaren Raumflugwege und Wurmloch-Verbindungen angezeigt wurden. Wenn Giacomo seine Hand für eine Weile still hielt, glommen
zwischen all den dargestellten Sternen eine schiere Unmasse an
winzigen, dunkel-orangefarbenen Pünktchen auf. Sie wirkten so
fein wie Staub, drängten sich so dicht, dass sie beinahe kompakt
wirkten, und sollten die kleineren Sterne darstellen, die normalerweise nicht angezeigt wurden. Es war ein faszinierendes Bild,
ein extrem stark verkleinerter Ausschnitt der Milchstraße. Die
bekannten, stärker besiedelten Raumsektoren wie Thelur, Storms
End oder die Innere Zone wurden von hauchfeinen Kugeln umgeben dargestellt, während sich unterhalb der Darstellung ein weißes, feines Gitternetz mit senkrechten Positionslinien spannte. Die
Darstellung vergrößerte sich, während der winzige rote Leuchtpunkt stets in der Mitte blieb.
»Per Wurmloch-Verbindung oder Intraway gelangt man sowieso
nicht dorthin«, fuhr Giacomo fort. »Man benötigt ein Schiff wie
die Faiona – eines, das sich frei bewegen kann. Und das natürlich
keinen Auto-Responder hat, der auf ein Anfragesignal hin automatisch Kennung und Position durchgeben würde.«
Leandra nickte verstehend. »Aber warum siehst du es als Chance, dass die Wachmannschaft an diesem Ort seit damals die gleiche sein könnte?«
»Weil dieser Ort nach dreieinhalbtausend Jahren, in denen dort
vermutlich nicht viel passiert ist, wahrscheinlich eine sehr niedrige Priorität im Nachrichtennetz besitzt.
Du musst bedenken, dass alle Nachrichten im Sternenreich des
Pusmoh per Kurierschiff weitergeleitet werden. Zehntausende von
Datenträgern, die Holocubes, werden bis in alle Sektoren der GalFed gebracht, und manchmal dauert es Monate oder gar Jahre,
bis auch die entlegensten Winkel des Sternenreiches mit den
neuesten Neuigkeiten versorgt sind, die dann natürlich keine
Neuigkeiten mehr sind. Im Gegenteil: Es ist uralter, eiskalter Kaffee. Damit dadurch kein Schaden entsteht, ist die GalFed in Prioritätszonen eingeteilt.«
Leandra betrachtete Giacomos Sternkarte und nickte. »Ja, ich
verstehe, was du meinst. Dieses Rhyad-West steht sicher ganz
hinten auf der Liste. Dort werden sie noch nichts von den neuesten Entwicklungen wissen. Wozu soll man ein paar dreieinhalbtausend Jahre alte Drakken mit ihrer Wachtruppe ständig über
das Neueste informieren?«
»Genau. Dort könnten wir mit der Faiona als Sondermission der
Kirche auftauchen – besonders dann, wenn der Papst höchstpersönlich an Bord ist! Denkst du, diese Bordintelligenz von Roscoes
altem Schiff könnte eine falsche Kennung simulieren – eine, die
nach Kirche aussieht?«
»Nach dem, was ich weiß, kriegt Sandy so ziemlich alles hin«,
lächelte Leandra. »Ich hoffe, es gelingt Darius, sie von der Moose
zu holen. Sie hat uns damals das Leben gerettet!«
Das Licht der Bord-Kom-Anlage leuchtete auf.
Giacomo drückte eine Taste. »Vasquez hier, ihr Süßen«, hörten
sie. »Roscoe und Euer schicker Papst laufen gerade ein. Wir sind
wieder vollzählig. Kommt ihr zum Schleusendeck?«
Leandra machte vor Freude und Erleichterung einen Satz.
»Den Kräften sei Dank!«, jubelte sie. »Sie sind heil wieder da!«
Giacomo rollte mit den Augen. »Ja. Und Ain:Ain’Qua hat eine
neue Verehrerin.«
Leandra sah ihn mit großen Augen an.
*
Roya hatte das Gefühl, als würden ihre Knie immer schwächer,
je mehr sich ihre Schwebeplattform dem gewaltigen Kristallturm
näherte. »Da stimmt etwas nicht«, flüsterte sie Munuel zu, an
den sie sich wie ein kleines, verschrecktes Kind geklammert hatte. »Er ist einfach zu groß, dieser
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