Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
völlig isoliert, und
niemand außer ihnen steht im Militärdienst – kein Mensch und
kein Ajhan. Es gibt auch nirgends einen gesetzlosen Drakken,
irgendeinen Versager, der sich in einem heruntergekommenen
Raumhafenviertel der Randwelten herumtreibt oder der bei den
Raumpiraten lebt. Nicht einen einzigen im gesamten Sternenreich. Stell dir das nur vor! Dennoch sprechen sie die Standardsprache, und je höher der Offiziersrang, desto besser.«
»Ja, das ist schon sehr seltsam.«
»Sie sind Teil unseres Lebens, doch sie existieren dennoch vollständig isoliert von uns. Wenn man es einmal anders herum betrachtet: Von ihrem Verhalten her sind sie das ideale Volk, um
das Geheimnis einer über ihnen stehenden Macht zu schützen.«
Leandra musterte überrascht Giacomos Züge und nickte dann
verstehend. »Ja, richtig. So habe ich das noch gar nicht gesehen.«
»Nur wenn die Drakken tatsächlich künstliche Wesen sind – was
wir glauben, und worauf ihr gesamtes Verhalten hinweist –, nur
dann gibt es eine Garantie, dass nie ein Drakken verraten wird,
was er über den Pusmoh weiß. Denn die Drakken müssen zwangsläufig mehr über ihn wissen als wir. Sie empfangen von ihm Befehle, haben Kontakt zu ihm. An irgendwelchen höheren Schaltstellen müsste deswegen auch einmal ein direkter Kontakt zustande kommen – beispielsweise zwischen einem General der
Drakken und einem Funktionär des Pusmoh oder dem Pusmoh
selbst. Wären die Drakken hingegen normale Lebewesen, bestünde eine gewisse Gefahr, dass irgendwann einmal etwas über den
Pusmoh durchsickert. Stell dir nur vor, wie lange die GalFed besteht – seit dreieinhalb Jahrtausenden! Da wäre eigentlich längst
einmal etwas passiert. Ein in Ungnade gefallener Offizier oder ein
Verräter, des Geldes wegen. Aber da ist nichts, absolut nichts.
Die Drakken sind keine Gefahr, sondern sie funktionieren, im Gegenteil zu allem, was man vermuten möchte, als perfekte Abschottung!«
Wieder nickte Leandra. »Du hast Recht. Das legt den Schluss
nahe, dass sie keinen freien Willen besitzen. Kann man denn Lebewesen künstlich erschaffen? Sogar ein ganzes Volk?«
Giacomo hob die Schultern. »Wie das gelingen konnte, wissen
wir nicht – es grenzt an ein Wunder. Aber es erscheint zwingend:
Die Drakken sind keine wirkliche Rasse. Was ihnen vor allem
fehlt: Sie haben keine Absicht, kein eigenes Ziel. Sie sind nur
Werkzeuge.
Und wir haben auch die Vermutung, dass sie unsterblich sind.
Noch nie ist irgendwo ein alter Drakken gesehen worden - oder
ein Kind. Sie scheinen alle gleich alt zu sein.« Leandra hob einen
belehrenden Finger. »Unsterblich sind sie nicht. In der Höhlenwelt
sind tausende von ihnen getötet worden. Aber ich weiß, was du
meinst. Es ist Ewiges Leben – das ist ein Unterschied. Kein Altern
mehr, keine Krankheit… es sei denn, man stirbt eines gewaltsamen Todes. Ja, wir wissen, dass die Drakken das Geheimnis des
Ewigen Lebens kennen.«
Giacomo machte große Augen. »Ihr wisst das? Ihr – in der Höhlenwelt?«
»Ja. Sie boten dieses Geheimnis einst einem der unseren für
seine Dienste an – Sardin, dem Anführer einer Gruppe abtrünniger Magier. Auch er missverstand es, er hielt es für die Unsterblichkeit.«
Giacomo holte langsam Luft und nickte dann bedächtig. »Ja, ich
verstehe, was du meinst. Das ist sehr interessant und wichtig,
weil es unsere Theorie bestätigt. Wenn diese Wesen keinen biologischen Tod kennen, ist ihre Zahl unerschöpflich. Es sei denn, ihr
Erschaffer stößt bei ihrer Herstellung auf irgendwelche Grenzen.
Ihr Erschaffer, der Pusmoh.«
»Oder er verbraucht sie in großer Zahl. Für seinen Krieg.«
Giacomo lachte auf. »Ja, du hast Recht. Wir wissen nicht viel
über den Krieg gegen die Saari, den die Drakken führen. Aber
wenn er so gnadenlos geführt wird, wie der Pusmoh es immer
darstellt, muss es auch Verluste geben.
Andererseits könnten Drakken, die nie in einen Kampf verwickelt werden, ewig existieren. Oder fast ewig, je nach dem, wie
gut ihr Ewiges Leben tatsächlich funktioniert.«
»Dann könnte dieses Sternensystem, das wir suchen, auch heute noch bewacht sein. Die Wachmannschaft könnte seit damals
die gleiche sein.«
»Und das wäre unsere Chance«, erklärte Giacomo und stand
auf. Er drückte ein paar Tasten auf seinem RW-Transponder, und
eine Sternenkarte erschien auf dem Holoscreen. Er drückte eine
weitere Taste, und der Holoscreen veränderte das Bild, während
das Licht im Raum etwas schwächer wurde.
Im
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