Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
nichts entdecken. Es hatte sich wie Hufgetrappel angehört, noch ein gutes Stück entfernt. Der Verlauf der Straße war von hier aus nicht überall einzusehen - sie führte über Bodenwellen und durch flache Senken hinweg und war von Buschwerk und kleinen Baumgruppen gesäumt.
Sie lief zu Bushka und führte sie schnell seitlich an das Wäldchen heran. Sie hatte keine Lust, jetzt jemandem aufzufallen, so, wie sich die Dinge entwickelten. Gerade als sie sich mit der Stute in den Schutz der Bäume begeben hatte, waren zwei Reiter heran und schickten sich an, die Brücke zu überqueren. Leandra fiel auf, dass sich beide ständig um sich blickten, so als suchten sie die Umgebung ab. Sie zog sich noch einige Schritte tiefer in den Schutz des Wäldchens zurück. Dann trommelten die Hufe der Pferde auf Holz, und die beiden Reiter galoppierten über die Brücke. Bald darauf war von ihnen nichts mehr zu sehen.
Irgendwie gefiel das Leandra nicht. Immerhin waren es keine dieser Dunklen Reiter gewesen, von denen sie nun schon so oft gehört hatte. Aber trotzdem glaubte sie zu spüren, dass etwas nicht geheuer war. Sie beschloss, für eine Weile im Schutz des Wäldchens zu bleiben.
Selbst Bushka schien ein wenig unruhig zu sein. Leandra suchte eine Stelle, an der die Bäume nicht allzu eng standen und wo ein wenig Gras wuchs. Sie redete der Stute gut zu, und es gelang ihr, sie zu beruhigen. Bushka senkte den Hals und begann zaghaft Gras auszurupfen. Leandra tastete nach der Jambala, die in ihr Tuch eingewickelt am Sattelknauf hing. Die Gegenwart des Schwerts beruhigte sie ein wenig, obgleich sie keine Ahnung hatte, wie sie sich in einem Schwertkampf verhalten sollte. Sie würde der Jambala vertrauen. Das Schwert hatte schon gezeigt, dass es in der Lage war, sie zu verteidigen, gegen einen Dämon jedenfalls. Wie es gegen einen Menschen aussah, wusste sie nicht.
Leandra ließ Bushka stehen und ging zum anderen Ende des Wäldchens, von wo aus sie einen Teil der Straße, die von Lakkamor herführte, überblicken konnte. Sie hätte eine Menge dafür gegeben, wenn Munuel jetzt aufgetaucht wäre. Wo er wohl steckte? Irgendetwas Wichtiges musste er vorgehabt haben. Aber hätte er sie nicht trotzdem informieren können? Die Ungewissheit machte sie nervös.
Für eine gute halbe Stunde behielt sie die Straße im Auge, aber es tat sich nichts. Kein Reiter kam, nicht einmal ein Händler oder Bauer mit seinem Fuhrwerk. Sie fand aber, dass dieser Platz nicht unbedingt der schlechteste war. Er lag von Lakkamor aus gesehen in der Richtung, die sie einschlagen wollten, und sie hoffte, dass sie Munuel im Laufe der nächsten Zeit hier vorbeikommen würde. Sie sah durch das Blätterdach hinauf zum Sonnenfenster, es waren noch zwei oder drei Stunden bis zur Mittagszeit. So lange wollte sie auf jeden Fall noch warten.
Dann plötzlich räusperte sich jemand hinter ihr.
Nach einer halben Stunde Ritt hatte Munuel den Wallach anhalten müssen. Er war mehr von seinem Rücken heruntergefallen als abgestiegen. Der Kampf mit Chast hatte ihn über die Maßen erschöpft, und sein anschließender Ausbruch aus der Festung und die beiden Pfeilwunden hatten ihm den Rest gegeben.
Er hatte kaum noch die Kraft gehabt, die Blutungen mithilfe einer schwachen Iteration zu stillen. Mario schien den Ernst der Situation irgendwie zu begreifen und hatte ihn von Tulanbaar weggebracht, mitten durch den Wald hindurch, ohne eine Straße zu benutzen, so als hätte er geahnt, dass man sie verfolgte. Aber eine spezielle Richtung hatte der Wallach dabei nicht eingeschlagen, er war nur einfach weiter und immer weiter gelaufen. Munuel hatte zuletzt keine Ahnung mehr, wo sie sich befanden.
Schließlich waren all seine Kräfte erschöpft, und er hatte Mario angehalten. Nun lag er gegen einen Baumstamm gelehnt irgendwo mitten im Wald, war zum Sterben müde und fror in der kühlen Nachtluft. Seine Schlafdecke hatte er irgendwo unterwegs verloren. Jetzt konnte er sich nur noch mithilfe von Magie weiterhelfen. Aber eine Iteration anzuwenden, und wäre sie auch noch so schwach, war ihm so zuwider, als hätte man von ihm verlangt, an einem Wettbewerb im Sackhüpfen teilzunehmen.
Trotzdem musste er sich dazu zwingen.
Er rappelte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hoch, löste die Riemen von Marios Sattel und stieß ihn nach der anderen Seite herab. Er zog die Pferdedecke vom Rücken des Pferdes. Sie stank und war schweißdurchtränkt.
Munuel verzog das Gesicht, konzentrierte sich
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