Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
Jacklor nirgends zeigte.
Aber der Kerl war zu schlau. Er hatte wahrscheinlich gehört, was geschehen war, und hielt sich vorsichtshalber fern.
Munuel atmete tief durch und sprach innerlich die erste Intonation und den Schlüssel aus. Als der Offizier ungeduldig wurde und ihm eine neuerliche Frage entgegenbellte, setzte er das Aurikel und hob den Mann in die Luft. Er segelte gegen die nächste Wand, und nach ihm erging es den fünf Soldaten ebenso. Ihre Waffen klirrten und polterten durch den Gang, und Munuel war viel zu müde, um Bedauern zu empfinden, als er sah, dass sich ein Soldat beim Sturz die Spitze seiner Hellebarde mitten durch den Oberschenkel stieß. Der Mann heulte auf, aber Munuel hatte sich schon in Bewegung gesetzt und marschierte auf die Treppe zu. Alle unbewaffneten Leute zogen sich eilends zurück. Bis er aus dem Hauptgebäude herauskam, wurde er nicht mehr belästigt.
Als er aus dem Portal auf den Hof trat, hätte er besser aufpassen sollen. Ein Pfeilhagel schlug ihm entgegen, und er wurde von einem davon schmerzhaft in den Oberarm getroffen, bevor er die anderen mithilfe seiner Magie zur Seite lenken konnte. Er stöhnte auf und zog den Pfeil heraus. Es blutete stark, aber der Pfeil hatte zum Glück nicht tief gesessen. Immerhin machte ihn das ein wenig wacher. Er wechselte in die fünfte Iterationsstufe und schob den zwanzig Soldaten, die draußen warteten, eine massive Wand aus stygischer Kraft entgegen, die sie durcheinander wirbelte wie einen Haufen von Stoffpuppen. Die meisten ergriffen die Flucht, ein paar blieben besinnungslos liegen. Mit energischen Schritten durchquerte Munuel den Hof und fegte jeden Soldaten beiseite, der sich ihm in den Weg stellte.
Abermals traf ihn ein Pfeil von hinten in den Oberschenkel. Er wusste, dass er nicht bei der Sache war, aber er hatte einfach keine Kraft mehr. Auch den zweiten Pfeil zog er mit einem Aufstöhnen heraus, dann hatte er das Tor erreicht, schob den letzten Soldaten beiseite und schlüpfte hinaus. Er stieß einen schrillen Pfiff aus und rief den Namen seines Wallachs. Er hoffte, dass das Tier sich losreißen würde und ihm entgegenkam. Aber das war ein frommer Wunsch. Er musste sich noch einmal zehn Minuten durch die Dunkelheit des Waldes am Burgberg schleppen, bis er Mario endlich erreichte. Niemand folgte ihm.
Mario war irgendwie ein dummer Gaul, oder Munuel erwartete von einem Pferd mehr, als es zu tun in der Lage war. Der Wallach mampfte ein Grasbüschel und sah ihn unschuldig an.
Als sich der erste orangefarbene Streifen im Sonnenfenster am Felsenhimmel zeigte, ritt Munuel davon.
Leandra war drei Stunden lang Richtung Mittelweg geritten, ohne an einem wirklich markanten Punkt vorbeizukommen. Das Sonnenfenster über ihr erstrahlte bereits in hellem Licht, als sie endlich eine Brücke erblickte. Sie seufzte schwermütig. Das musste die Ishmar sein, aber ob dies ausgerechnet der Punkt war, an dem Munuel sie treffen wollte, das konnte sie nur hoffen. Dann schoss ihr plötzlich durch den Kopf, dass sie mit ihren ganzen Überlegungen vollkommen falsch liegen musste.
Munuel hatte nicht davon ausgehen können, dass sie mitten in der Nacht von einem Traum erwachte. Also hätte sie die Nachricht erst morgens nach Sonnenaufgang gefunden. Dann hätte er ihr mindestens noch eine Stunde für das Frühstück und zum Packen eingeräumt. Niemals hätte er sie bei Sonnenaufgang hier an dieser Brücke treffen wollen. Leandra fluchte in sich hinein. Alles war gründlich schief gegangen. Was sollte sie nun tun?
Als sie die Brücke erreichte, sah sie sich um. Das Land war flach, die Ishmar strömte gemächlich dahin, und nirgends war jemand zu erblicken. Auf dieser Seite des Flusses gab es ein Wäldchen, bis zur anderen Seite hinüber waren es etwa vierhundert Schritt. Die Ishmar war ein gemächlich dahinfließender, aber sehr breiter Strom. Die hölzerne Brückenkonstruktion war mehrfach abgestützt.
Leandra saß ab und ließ Bushka frei laufen. Die Stute trottete an eine Stelle, von der sie aus dem Fluss trinken konnte, und suchte sich dann eine Wiese, wo das Gras hellgrün und saftig war. Leandra ließ sich ratlos auf einem großen Stein nieder und stützte verdrossen das Kinn auf die Fäuste. Wenn alles so weiterlief, wie es sich langsam abzeichnete, dann könnte es tatsächlich sein, dass sie Munuel nicht wieder fand. Und das wäre so ziemlich das Schlimmste, was nur passieren könnte.
Dann hörte sie Geräusche.
Sie blickte auf, konnte aber
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