Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
ihrem Schwert fast unüberwindlich gewirkt, und er zweifelte auch nicht daran, dass Munuel über gewaltige Kräfte verfügte. Aber angesichts dieser Übermacht dürften ihre Fähigkeiten kaum ausreichen. »Wird Zeit, dass wir von hier verschwinden...«, flüsterte er. »Oder mein Gastspiel bei euch wird ziemlich kurz sein.«
Munuel schärfte seinen Blick. »Sie glauben, wir seien noch in der Schmiede!« Er sah zu Leandra. »Berühre nicht die Jambala! Und keine Iterationen, hörst du? Wenn wir nicht magisch aktiv werden, dann haben wir eine Chance, unentdeckt zu bleiben!« Er drehte sich wieder um und beobachtete den Totenzug.
Die Größe dieser Schattenarmee war geradezu grotesk. Hier wollte jemand sicher gehen, seinen Feind auf jeden Fall zu vernichten. Munuel war überzeugt, dass der Zug von mindestens einem Dämonen mittlerer, wenn nicht gar höherer Ordnung angetrieben wurde. Würden sie entdeckt, dann hatten sie keine Chance. Nicht gegen diese Masse der Schattenwesen. Vielleicht konnten sie fliehen, wenn ihre Pferde schnell genug waren, aber ein Kampf gegen diese Übermacht war aussichtslos.
Es mussten an die zweihundert Kreaturen sein, und viele davon waren größer und sicher auch stärker als die >normalen< Untoten. Munuel wusste plötzlich, dass es von unendlicher Wichtigkeit war, dass er mit seiner Vermutung über die Lage von Unifar Recht behalten würde und dass sie dort die Canimbra finden konnten.
Ohne das Zusammenwirken aller drei Stygischen Artefakte waren sie einfach zu schwach. Chast hatte mit seiner Macht den Beweis geliefert, wie groß die Kräfte der Bruderschaft von Yoor tatsächlich waren. Und er war sicher nicht der einzige, der über ein solches Potenzial verfügte.
»Wenn sie die Schmiede angreifen, verschwinden wir«, sagte Munuel. »Dann wird niemand auf uns achten. Bis sie gemerkt haben, dass die Schmiede verlassen ist, sind wir mit reichlich Glück schon so weit weg, dass sie uns nicht mehr aufspüren können!«
»Aufspüren? Wie meinst du das?«
Munuel sah Victor an, als wolle er ihm sagen, dass es ohnehin schon zu spät war, sich dafür zu entscheiden, lieber doch alleine weiterzuwandern. »Sie haben einen Sucher dabei. Ich habe ihn noch nicht gesehen, aber ich kann ihn spüren.«
»Einen Sucher?«, flüsterte Leandra. »Was ist das?«
Munuel antwortete nicht gleich. Keine seiner Botschaften bot Anlass zur Fröhlichkeit. »Ein Sucher ist ein Dämon mittlerer Ordnung«, antwortete er. »Er ist dumm, aber gnadenlos wie ein verletzter Drachenmurgo. Er kann alles aufspüren, wenn er nur weiß, was er finden soll. Wenn wir aber weit genug weg sind, kann er sich kein Bild mehr von uns machen und verliert die Witterung. Wenn sie also den Überfall beginnen, dann müssen wir reiten wie noch nie in unserem Leben!«
Victor deutete zum Flussufer, wo sich der Totenzug offenbar vervollständigt hatte. »Und diese fliegenden Biester?«
Munuels Gesicht war nur noch eine steinerne Maske. Er zuckte die Schultern. »Wir werden sehen.«
Sie wandten sich wieder der gespenstischen Szenerie zu und warteten. Aber es dauerte nicht mehr lange.
Irgendwo innerhalb der Gruppe der Schattenwesen pulste plötzlich ein violettes Licht auf, und Victor wusste sofort, welche Bedeutung es hatte. Lautlos huschten die Schattenwesen auf die Schmiede zu und umringten sie von allen Seiten. Dann lösten sich mehrere große Gestalten aus ihren Reihen und stampften auf das kleine Steinhaus los.
Die ersten Geräusche drangen zu ihnen herüber, als die großen Gestalten mit gewaltigen Pranken auf die Hauswände einzuschlagen begannen und von irgendwoher ein blauroter Lichtblitz krachend in die Eingangstür fuhr. Victor wünschte, sie hätten das Haus verriegelt und verrammelt, damit sie jetzt mehr Zeit gewinnen konnten.
»Los jetzt!«, zischte Munuel.
Die Deckung des Baumes ausnutzend, führte er sein Pferd rasch ein Stück nordwärts und kletterte auf seinen Rücken. »Nutzt jeden Schatten und jede Deckung, die ihr finden könnt!«, sagte er und knallte seinem Wallach die Fersen in die Seite. Das Pferd machte einen Satz und begann in gestrecktem Galopp davonzujagen.
Leandra war die nächste und Victor folgte als letzter. Er hatte seinem Fuchs den Namen Till gegeben und redete ihm gut zu, jetzt alles zu geben, was er konnte. Till gehorchte. Jetzt, da sie zum ersten Mal in hoher Geschwindigkeit zu dritt ritten, sah Victor, dass er der geübteste Reiter von ihnen war. Till konnte ebenfalls leicht mit dem Wallach
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